Karl der Dicke & Genossen
größten Seelenruhe besteigen wir von hier aus alle möglichen Burgen, besuchen die weggelaufene Christa und holen das Geld aus Hannoversch Münden. Und dann sausen wir gemütlich nach Hause.“
Zu Frau Bobenhausen sagte er einen Augenblick später: „Wir nehmen Ihr Angebot dankbar an und bleiben gerne für einige Tage.“
„Fein“, freute sich die Bäuerin, „da wird Rolf glücklich sein. Der darf euch doch auf einer kleinen Tour mal begleiten, was?“
„Ehrensache!“ antwortete Egon.
„Ihr seid prächtige Kerle“, sagte Frau Bobenhausen lächelnd, „und darum habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht, um euch eine Freude zu machen. Ich spendiere euch eine Schiffsreise von Karlshafen nach Münden. Oder kennt ihr die Oberweser schon vom Schiff aus?“
„Nein“, antwortete Guddel, „bisher noch nicht.“
Frau Bobenhausen holte einen Fahrplan und las den Jungen vor, daß sie um zwölf Uhr dreißig aus Karlshafen fahren würden und um neunzehn Uhr in Hannoversch Münden ankämen.
„Und wann geht es zurück?“ fragte Karl. „In der Nacht etwa?“
„Nein, erst am anderen Morgen um acht Uhr vierzig.“
„Das entspricht ganz meinen Vorstellungen“, sagte Egon grinsend, „ich wollte schon immer mal eine Nacht in einem Beatschuppen verbringen.“
„Das braucht ihr gar nicht“, sagte Frau Bobenhausen, „ich habe eine Schwester in Münden wohnen, die euch bestimmt für eine Nacht aufnimmt.“
„Na ja“, räumte Egon ein, „wenn Ihre Schwester so ist wie Sie, soll mir das auch recht sein.“
Schon am nächsten Tag brachte Frau Bobenhausen ihre Gäste und Rolf nach Karlshafen.
„Ich habe schon mit meiner Schwester telefoniert“, erklärte sie, „ihr seid willkommen und werdet heute abend vom Anleger abgeholt.“
„Tante Hannelore ist Klasse“, sagte Rolf, „die fährt einen schnittigen Sportwagen und kann reiten wie ein Cowboy.“
„Vielleicht kann ich mit ihr ein interessantes Interview machen“, sinnierte Egon. „Ein paar brauche ich nämlich noch für meine Sendung.“
„Na klar, kannste das! Meine Tante spricht drei Sprachen und Deutsch fast fehlerfrei.“
„Sei nicht so vorlaut“, warnte Frau Bobenhausen, „dein Deutsch ist auch nicht das allerbeste.“
Sie kam mit an Bord und löste die Karten.
„So“, sagte sie, als sie sich verabschiedete, „grüßt meine Schwester von mir und fallt nicht über Bord. Und du, Rolf, stopfe nicht so viele Süßigkeiten in dich hinein. Du weißt, daß Tante Hannelore es immer zu gut meint, wenn du bei ihr zu Gast bist.“
Die „Weserbergland“ tutete, Frau Bobenhausen ging von Bord.
Langsam setzte sich das Schiff in Bewegung. Die Jungen winkten vom Oberdeck aus, bis sie Frau Bobenhausen nicht
mehr sehen konnten. Dann nahmen sie Platz und richteten sich ein für eine sehr angenehme Fahrt.
„Der Pott hat ja einen Affenzahn drauf“, sagte Karl. „Die Kleine da am Ufer muß direkt ein bißchen schneller gehen als normal, um Schritt halten zu können. Was meint ihr, wollen wir nicht hinterherschwimmen und schieben?“
„Ich bin mehr für Ziehen“, sagte Egon, „damit uns die Schiffsschraube unsere Finger nicht in Scheibchen schneidet.“
„Was habt ihr bloß? Wir machen doch flotte Fahrt“, sagte Rolf. „Der Wasserstand ist ja auch normal. Bei Niedrigwasser, wenn es wochenlang nicht geregnet hat, geht es kaum voran. Alle halbe Stunde sitzt das Schiff mit dem Hintern auf Grund und zappelt mit Armen und Beinen, um freizukommen.“
Die Jungen blickten auf die grasigen Ufer, auf Schlösser und Burgen und räkelten sich behaglich im Sonnenschein. Als ihnen das zu langweilig wurde, gingen sie unter Deck in den Speisesaal, aßen Eis, tranken Sprudel, knabberten Kuchen und benahmen sich wie die Grafen von Rotz und Schnoddel auf einer Mittelmeerreise. Schließlich kam Egon auf den Gedanken, mit dem Kapitän ein Interview zu machen.
Er hängte sich sein Radio-Bremen-Schild um den Hals und forderte seine beiden Techniker auf, das Gerät vorzubereiten.
Die Fahrgäste guckten neugierig.
Gemeinsam marschierte das Team zum Ruderhaus, wo ein Mann in einer blauen Uniform mit drei goldenen Streifen am Ärmel spielerisch in die Speichen des Steuers griff und sich dabei mit einer Dame unterhielt.
Egon beugte sich über die Absperrung und rief ihm durch die offene Tür zu: „Herr Kapitän, wir kommen von Radio Bremen und bitten um ein Interview.“
Der Mann wandte sich um, sah die drei großen und den einen kleinen Jungen und sagte
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