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Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Titel: Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Fried
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seitens des Papstes Hadrian I. Damals begegnete Karl Alkuin, dem hochgelehrten Mann, zum ersten Mal. Der Angelsachse begleitete die Gesandtschaft des Königs nach Rom. Hadrians Gesandte mußten über See reisen, da die Langobarden den Römern den Weg verlegt hatten[ 24 ].
    Desiderius schlug Karls Warnungen in den Wind. Der Karolinger aber nutzte den Aufschub zu einem Überfall nach Sachsen. Diese Nachbarn bescherten den Franken seit Jahrhunderten zahllose Gefahren und Kriege. Man kämpfte mit wechselndem Erfolg. Dorthin also brach Karl im Jahr 772 erstmals auf. Er mochte auf einen raschen Erfolg hoffen, und die Ereignisse schienen ihm recht zu geben. Schnell drang er bis zur Eresburg vor (Niedermarsberg an der Diemel), und zerstörte das dort oder auf dem weiteren Weg gelegene zentrale sächsische Heiligtum der «Irminsul»[ 25 ]. Ungeheure Schätze, «Gold und Silber», seien ihm in die Hände gefallen, jubelten die «Reichsannalen» zum Jahr 772, vielleicht heidnische Opfergaben; die Beute steigerte die Kriegslust auch des Gefolges[ 26 ]. Karl zeichnete sich als erfolgreicher Kriegsherr aus, dem zu folgen lohnte. Noch bis zur Weser stieß er vor, «verwüstete mit Schwert und Feuer das ganze Land», ließ sich Geißeln stellen und zog sich dann mit seinen Kriegern wieder zurück.
    Nach diesem Triumph rüstete der König alsbald gegen die Langobarden. Im Spätjahr 773 brach er über Genf mit zwei Heersäulen nach Italien auf. Deren eine führte er selbst über den Mont Cenis, deren andere sein Onkel Bernhard über den Großen St. Bernhard.Ein letzter Friedensversuch sei von Desiderius böswillig (
malignam mentem
) in seiner Verstocktheit (
duritia
) verworfen worden. Die Antwort, erfunden oder wahr, legitimierte den folgenden Angriff[ 27 ]. Karl nahm im Kloster Novalese bei Susa Quartier. Schon habe er alle Vorräte der Mönche verzehrt, da erschien, so erzählte man sich dort noch im 11. Jahrhundert, ein «Sänger» (
ioculator
): «Welchen Lohn empfängt der Mann, der Karl ins Reich Italien führt auf Wegen, wo kein Speer ihn trifft, kein Schild gebrochen wird?» Ein Kollaborateur hatte da zur Fiedel gegriffen, ein Mann, der den fränkischen Heerbann auf Schleichwegen in den Rücken des eigenen Königs zu führen bereit sich fand[ 28 ]. Hatten ihn die Mönche bestellt? Tatsächlich wußten die fränkischen Quellen, daß eine Spezialabteilung (
legionem ex probatissimis pugnatoribus
) die Verteidigungslinie der Langobarden bei den Klausen von Susa auf versteckten Gebirgspfaden umgangen habe. Auch Bernhard könnte mit seiner Truppe eingetroffen sein. Desiderius mußte sich – plötzlich im Rücken bedroht – kampflos in das stark befestigte Pavia zurückziehen, in seine Hauptstadt. Begleitet war er von Autcar, dem Fluchthelfer der Karlmannwitwe Gerberga[ 29 ]. In Pavia wurde er eingeschlossen. Neun Monate konnte er sich halten; dann mußte er sich ergeben.
    Als Karl, wohl noch im Jahr 773, nach Verona vorstieß, wohin sich Karlmanns Witwe geflüchtet hatte, wurde sie mit ihren Kindern dem Schwager ausgeliefert; seitdem verliert sich ihre und ihrer Söhne Spur. Der Sieger allein schrieb die Geschichte, und er verschwieg, was der eigenen Herrschaft noch in später Erinnerung schaden konnte. Karls Neffen verschwanden, nachdem sie sich, wie allein die zeitgenössische offiziöse Papstgeschichte, der «Liber Pontificalis», berichtete, ihrem Onkel ergeben hatten[ 30 ]. Niemand hielt ihr weiteres Geschick, ihren Untergang fest, niemand sollte ihnen je gehorchen, niemand wissen, wie sie – legitime, herrschaftsberechtigte Karolinger – endeten, niemand ihr Grab kennen, ihr Totengedenken pflegen. Wurden sie zu Mönchen geschoren? Ebnete ein Mord den Aufstieg des Großen?
    Karl, «der von Gott geschützte, der große König» aber, «der allerchristlichste König der Franken», wie ihn der «Liber Pontificalis» pries[ 31 ], unterbrach noch einmal die sich hinschleppende Belagerungund eilte «zu den Schwellen der Apostel», um dort das Osterfest zu begehen[ 32 ]. Seine Gemahlin Hildegard hatte er nach Pavia nachkommen lassen; sie war schwanger. Jetzt ließ er sie in den Zelten zurück; sie sollte im Lager niederkommen. Einen besonderen Grund für den Rombesuch verschweigen, wenn vom Gebet an den Gräbern der Apostelfürsten abgesehen wird, unsere Informanten. Suchte der König wie einst sein Vater die päpstliche Zustimmung zu den geplanten grundstürzenden Neuerungen in Italien? Suchte er bei dem Erben und Nachfolger

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