Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
wählte er die Nummer der Kuhls. Der Kater war ihm ins Haus gefolgt, saß einen Meter vor ihm und schaute ihn vorwurfsvoll an.
„Kuhl“, hörte Karlo Wolfhard Kuhls Stimme am anderen Ende der Verbindung.
„Hallo Wolfhard, hier ist Karlo. Sag mal, ist Kristin zu Hause? Ich hatte ihr etwas versprochen. Mir ist aber leider was Dringendes dazwischengekommen. Und jetzt wollte ich…“
Karlo war ziemlich verwundert, als er völlig unerwartet und schroff von Kuhl unterbrochen wurde. Gleichzeitig bemerkte er mit großer Besorgnis die offensichtliche Erregung in Kuhls Stimme.
„Was hast du schon wieder an der Backe, du schräger Vogel? Mensch, Karlo, der Gehring hat bei mir angerufen. Die suchen nach dir. Irgendwas läuft doch schon wieder schief, wenn ich mich nicht täusche, und ich täusche mich selten. Also raus mit der Sprache!“
Karlo war nicht im eigentlichen Sinne überrascht. Er wusste aus Erfahrung, Gehring machte seine Arbeit generell gründlich und ermittelte in alle Richtungen. Vielleicht sollte er sich nun endlich telefonisch beim Hauptkommissar melden.
„Was hat er denn erzählt, der Gehring? Kuhl, ich hab nichts gemacht, du kennst mich doch!“
„Na, gerade deshalb. Da stimmt doch schon wieder was nicht, Karlo. Du kannst mir nichts vormachen.“
„Na ja“, gab Karlo zögernd nach, „da stimmt tatsächlich einiges nicht. Aber das ist wirklich nicht meine Schuld, ehrlich, Kuhl, glaub mir das einfach!“
Karlo wusste nicht, was Kuhl vom Hauptkommissar erfahren hatte und fragte nochmals nach.
„Jetzt sag schon, was hat der Gehring denn erzählt? Das kannst du mir doch sagen.“
„Nichts hat er erzählt. Deshalb frage ich dich doch, was los ist. Er sucht dich. Und das reicht ja wohl. Er wird dich nicht gerade zu einer Tupper-Party einladen wollen, was?“
Kuhls Misstrauen war geschürt, das war offensichtlich. Also versuchte Karlo, seinen Freund zu beruhigen.
„Das ist nichts fürs Telefon. Ich erklär dir das persönlich. Und den Gehring, den ruf ich jetzt sofort an. Gleich wenn ich aufgelegt habe. Versprochen! Bist du jetzt beruhigt?“
Bevor Kuhl eine Antwort geben konnte, sprach Karlo weiter, einerseits, um Kuhl von dem unliebsamen Thema abzulenken, andererseits, weil es ihm keine Ruhe ließ und er hauptsächlich deshalb zum Telefon gegriffen hatte.
„Sag mal, ist Diogenes eigentlich wieder aufgetaucht? Ich wollte doch für Kristin ein paar Suchzettel verteilen.“
„Das hat Gerri schon gemacht. Aber es hat sich noch niemand gemeldet.“
Karlo wollte auflegen. Da kam ihm eine letzte Frage, die ihm die ganze Zeit im Kopf herumgegangen war.
„Was ganz anderes noch, Kuhl, du kennst dich doch auch ein bisschen im Garten aus. Was ist denn das für eine Pflanze …“
Er beschrieb Kuhl das Aussehen der gerade abgeschnittenen und entsorgten Gewächse und erwähnte die auffällige Vorliebe von Pauls Kater Zecke für das abgeschnittene Grünzeug.
Kuhl lachte laut und lange. „Was hat er denn nur?“, überlegte Karlo verwundert. Dennoch war er zufrieden und entspannte sich ein wenig. Der Freund schien fürs Erste von der unliebsamen Angelegenheit abgelenkt. Als sein Lachanfall nachließ und er näher auf die Frage eingehen wollte, ging Karlo schlagartig ein Licht auf. Kuhls Antwort klang immer noch amüsiert.
„Na, das stand doch auch bei uns im Garten. Klar, dass da die Katzen drangehen. Das ist doch …“
„Baldrian!“, unterbrach ihn Karlo, nun ebenfalls lachend, und bedankte sich schnell.
„Danke Kuhl, vielen Dank. Da hätte ich auch selbst draufkommen können.“
Er legte auf. Eigentlich sollte er jetzt die Nummer des Hauptkommissars wählen. Doch augenblicklich war ihm eine weitere Idee gekommen, wie er seine privaten Ermittlungen vorantreiben konnte. Und je mehr er dem Kriminalisten zu erzählen hatte, desto besser stand er da. Davon war Karlo überzeugt. Also verschob er das Gespräch mit Gehring noch einmal.
Dann aber kreisten seine Gedanken noch einen Moment um den Inhalt des soeben geführten Gesprächs. Dabei spürte er, wie ihm das Lachen mehr und mehr verging.
Ein neuer Verdacht stieg in ihm auf.
–
Karlo schaute an seiner leeren Bierflasche vorbei über den Küchentisch zu Paul, der gerade im Begriff war aufzustehen.
„Sag mal Paul, darf ich morgen kurz deinen Computer benutzen? Ich wollte was im Internet nachschauen. Geht das?“
Paul griff sich Karlos leere Flasche und stellte sie neben den Kühlschrank. Er zog die Kühlschranktür auf und holte
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