Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
nach. Da gab es ja noch etwas! Er erinnerte sich an das Kennzeichen von Joes Wagen. Schon von Anfang an war er neugierig gewesen, wie Wegener ausgerechnet zu diesem Kennzeichen gekommen war. Die Frage war wieder in Vergessenheit geraten, vielleicht gäbe es aber nun eine Möglichkeit, etwas über die Geschäfte des alten Bekannten herauszubekommen.
Einen Moment stand er noch still da, dann gab er sich einen Ruck und rief Reinfeld an. Dem Freund und Arbeitgeber war es allem Anschein nach ganz recht, dass Karlo eine kurze Auszeit nehmen wollte.
„Das geht schon klar, Karlo. Es ist gerade ziemlich ruhig bei uns. Melde dich einfach, wenn du wieder da bist. Und sag Paul einen schönen Gruß von mir.“
Zwanzig Minuten später stand Karlo vor dem Fahrscheinautomaten am Offenbacher Bahnhof und zog sich ein Billet nach Fulda.
Paul hatte ihm die Adresse seines Arbeitsplatzes durchgegeben, als er sich noch einmal gemeldet hatte, um zuzusagen. Dabei hatte Karlo versprochen, ihn nach seiner Ankunft im Büro abzuholen. Man würde dann gemeinsam in Pauls Wagen nach Hofbieber fahren.
Als er im Zug saß und die Zeitung durchblätterte, spürte er einen Stich. Ein kleines Bild fiel ihm ins Auge. Das war doch Moni! Kurz darauf erst registrierte er die Überschrift:
Prostituiertenmord im Frankfurter Osten.
Das Weiterlesen verursachte ihm Übelkeit:
Verdächtiger auf der Flucht. War Erpressung im Spiel?
Am Schluss des Artikels wurde um Mithilfe bei der Identifizierung gebeten. Der Artikel hatte aber sonst keine Einzelheiten preisgegeben. Die Polizei geizte – aus ermittlungstechnischen Gründen, wie es hieß – mit Informationen.
Erpressung? Was sollte das bedeuten? Karlo konnte damit nichts anfangen. Während er grübelte und der Regionalexpress gemächlich gen Norden schaukelte, überkam ihn eine bleierne Müdigkeit. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Gerade noch rechtzeitig wurde er wach. Als er aus dem Fenster blinzelte, hörte er schon die Bremsen arbeiten. Eine knappe Minute später stieg er aus, durchquerte den Bahnhof und ging den beschriebenen Weg zu Paul Perligs Büro.
Direkt am Eingang gab es einen kleinen Empfang. Eine Frau mittleren Alters führte dort ihr strenges Regiment. Augenscheinlich hatte Paul ihn aber schon angekündigt. Die Frau zwang sich zu einem Lächeln und wies ihm einen Stuhl neben dem kleinen Tresen zu. Danach wählte sie Pauls interne Nummer und kündigte Karlo an.
„Herr Perlig kommt gleich. Haben Sie bitte fünf Minuten Geduld, er bespricht gerade noch etwas mit dem Chef.“
Karlo bedankte sich und nahm Platz.
Pauls Bürotür öffnete sich. Paul und sein Chef, „Waldi“ Borek, waren im Türrahmen stehengeblieben und wechselten noch ein paar Worte. Karlo war aufgestanden und ging langsam auf die beiden zu, als er sah, dass sie sich verabschiedeten. Paul drehte sich zu ihm.
„Ah, Karlo, da bist du ja schon. Darf ich vorstellen, Herr Borek, das ist Herr Kölner, sozusagen mein Gärtner für die nächsten Tage.“
Karlo streckte Borek die Hand entgegen. Der Immobilienmakler begrüßte den Neuankömmling freundlich.
„Borek, guten Tag. Sie sind Gärtner? Sie suchen nicht zufällig eine gutgehende Gärtnerei? Wir haben gerade was Passendes in unser Angebot bekommen.“
„Nun, im Augenblick sind meine, äh, Kapazitäten belegt. Aber Herr Perlig kann mich trotzdem informieren. Man weiß ja nie.“
„Da haben Sie recht. Man weiß ja nie ….“, sinnierte Borek, als Paul und Karlo schon auf den Ausgang zusteuerten.
Mittwoch, 14. Oktober in Hofbieber/Rhön
10
Wildgulasch mit Klößen!
Karlo musste nur noch die von seinem Freund Paul vorbereiteten Klöße in heißem Wasser gar ziehen und das Gulasch in dem großen schweren Bräter langsam heiß werden lassen.
Nun saß er in Hofbieber in Pauls Haus am Küchentisch und konnte fast nicht aufhören zu essen. Pauls Kochkünste waren eben nicht zu übertreffen. Paul hätte durchaus Geld verdienen können mit diesem Talent, dachte Karlo. Aber der verschwendete seine Kreativität lieber im Büroalltag einer Immobiliengesellschaft.
Karlo rülpste leise, strich sich über den vollen Bauch und dachte an die Arbeit im Vorgarten. Nach diesem reichlichen Essen würde es ihm besonders schwerfallen, sein begonnenes Werk fortzusetzen. Er ließ den Rest des dunklen, aromatischen Rotweins langsam am Grund des Glases kreisen. Dann schnupperte er genießerisch und schnalzte mit der Zunge. Paul hatte ihm eine halbvolle Flasche auf den Tisch
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