Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
zwei weitere Flaschen, die er sogleich öffnete. Die eine stellte er vor Karlo auf den Tisch, er selbst blieb stehen und nahm einen kräftigen Schluck.
„Computer? Klar, wieso denn nicht? Was suchst du denn?“
„Ach, so dies und das“, wich Karlo aus. „Mir schwirrt da was im Kopf rum … ich muss selbst erst einmal sehen …“
Er zögerte und guckte Paul unsicher an.
Der schickte mit gerunzelter Stirn einen seltsamen Blick zurück zu Karlo, verzichtete aber auf weitere Nachfragen.
„Schon gut. Mach nur. Du kennst dich ja aus, denke ich?“
„Kein Problem. Ich weiß schon Bescheid.“
Das Abendessen war im Vergleich zu Karlos Mittagsmahl ziemlich frugal ausgefallen. Allerdings dominierte in Pauls Haushalt auch hier besondere Qualität. In diesem Fall handelte es sich um regionale Spezialitäten.
Das frische Schwarzbrot stammte von Pauls Lieblingsbäcker. Dazu hatte er seinem Freund liebevoll etliche Rhöner Wurstsorten auf dem runden Kirschholztisch in der Küche angerichtet. Karlo war erneut darüber hergefallen wie ein hungriger Löwe.
Auf den Verzehr der Rhöner Leberwurst allerdings hatte er dieses Mal verzichtet.
Zum Abschluss gönnte sich Karlo noch einen Birnenschnaps. Er beschloss, bald zu Bett zu gehen. Am anderen Tag wollte er in aller Frühe mit der Arbeit beginnen.
Wie immer die auch aussehen mochte.
–
„Dann bis heute Abend.“
„Alles klar, Paul, bis später. Ich denke, ich gehe heute an die Obstbäume.“
„Mach ganz, wie du denkst. Die Hauptsache, wir werden im Garten diese Woche noch fertig.“
Karlo hatte zum Frühstück nur Kaffee getrunken. Sein Appetit war noch nicht richtig erwacht. Sieben Uhr. Viel zu früh. Doch die Arbeit rief.
Als die Haustür hinter Paul ins Schloss fiel, ging Karlo in den ersten Stock und betrat Pauls Büro. Er schaltete den Computer an und wartete ungeduldig, bis er hochgefahren war.
Anschließend aktivierte er die Suchmaschine.
Er gab die Adresse der
Mainbogen-Girls
ein. Nach einigem Suchen fand er über einen Link eine Art Marktplatz, in der hunderte Anzeigen für käufliche Liebe platziert waren. Hier konnte man nicht nur Adressen, Telefonnummern und Angebote nebst Bildern diverser Damen finden, man konnte diese Anzeigen auch in Regionen unterteilt aufrufen.
Er gab als Suchbegriff „Fulda“ ein. Der Bildschirm füllte sich mit zirka 30 Anzeigen.
Nach und nach klickte er die Anzeigen durch. Die achte Anzeige zeigte ihm, allerdings erst auf den zweiten Blick, etwas Bekanntes. „Aneta aus Ungarn“, stand da, „19 Jahre, schlank und willig“ und eine Adresse in der Leipziger Straße in Fulda. Und dann kam es: „2. Stock, klingeln bei
Atelier
“.
Ob das ein Zufall war?
Er überlegte, ob er anrufen sollte. Doch was würde das bringen?
Nein. Er musste das ganz anders anpacken!
–
Es war Karlo nicht ganz wohl, als er in Hofbieber an der Bushaltestelle stand. Es gab noch Arbeit in Hülle und Fülle in Pauls Garten und Paul schien deren Erledigung sehr wichtig zu sein. Doch es trieb ihn, unbedingt seine Nachforschungen anzustellen. Was er genau suchte, wusste er zwar immer noch nicht, aber wenn er untätig blieb, würde er erst recht nicht aus der Sache herauskommen.
„Welche Sache eigentlich?“, murmelte er leise vor sich hin. Er hatte doch nichts angestellt! Er war doch nicht im Besitz einer Schusswaffe. Allerdings war er wieder einmal vor der Polizei geflohen. Aber heute Abend würde er Gehring anrufen, ganz sicher, versprach er sich selbst.
Als er in den Bus nach Fulda einstieg, fühlte er, wie sein Selbstbewusstsein wieder stieg.
Ein wohlbekanntes Kribbeln setzte ein, als er mit dem Daumen auf die Klingel neben dem Schild mit der Aufschrift
Atelier
drückte.
„Hallo?“
Karlo versuchte es neutral.
„Ich würde gerne mal zu dir hochkommen!“
Karlo vernahm die weibliche Stimme, leise und zurückhaltend.
„Hallo? Du angerufen?“
Karlo atmete durch, straffte sich und näherte sich erneut mit dem Kopf der Sprechanlage.
„Mach auf, verdammt! Ich hab eine Nachricht von Joe!“
Karlos Stimme klang nun, als sei es seine tägliche Routine, Befehle zu erteilen. Und zwar solche, die bei Nichtbefolgung ziemlich unangenehme Folgen zeitigen würden.
„Welcher Joe?“
„Joe Wegener. Und jetzt mach auf, sonst wirds unangenehm. Du weißt ja, wie Joe sein kann!“
Karlo wusste das zwar nicht so genau, doch er glaubte, dass diese Ansprache nicht ganz daneben liegen könnte.
Keine Sekunde später, und der Türöffner
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