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Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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einen raschen Entschluss.
    Drei Minuten später saß der alte Halbschalenhelm auf seinem Kopf, die betagte Motorradbrille vor seinen Augen und er selbst auf dem knatternden und qualmenden DDR-Zweitakter. Hinter dem Gartentor hielt er noch einmal kurz an und zog es wieder ins Schloss. Dann sprang er auf sein Dreirad und brauste los.
    Zuerst fuhr er die Offenbacher Landstraße in beiden Richtungen ab, dann nahm er sich die weitere Umgebung vor. Nach mehr als einer Stunde beschloss er missgelaunt, aufzugeben.
    Keine Spur von dem Mann und seinem Fahrrad. Pech gehabt. Jetzt erst spürte er die Kälte, die in seine dünne Lederjacke gekrochen war. Hätte er doch nur seine warme alte Belstaffjacke dabeigehabt. Auch auf die Handschuhe hatte er in der Hektik seiner Bemühungen, den Dieb noch zu erwischen, verzichtet.
    Er passierte langsam die S-Bahn-Haltestelle Am Mühlberg. Der Nebel hatte kaum nachgelassen. Deshalb sah Karlo den Kleidercontainer auch relativ spät. Die Erinnerung überfiel ihn blitzartig. Die turbulente Situation, in die er vor ein paar Tagen an dieser Stelle geraten war, wurde ihm wie aus heiterem Himmel wieder präsent. Ein kleiner Fiat-Transporter parkte dahinter. Als er einen Mann mit einem großen Kasten vor sich am Boden des Containers hantieren sah, wurde er neugierig. Er hielt an und stellte den Motor ab.
    Der Kasten stand gerade da, wo die Klappe war, aus der Karlo die Katze ins Gesicht gesprungen war. Karlo schlug sich mit der flachen Hand gegen den Helm. Vergessen war die Kälte. Da war dieses Gefühl wieder, etwas Bekanntes registriert zu haben. Und diesmal war es mehr als ein Gefühl. Es war der Geruch. Der Geruch, der ihm auch bei der Gartenarbeit aufgefallen war. Baldrian. Noch war Karlo ein wenig unsicher. Konnte das wirklich sein? Lockte da jemand Katzen in diesen Container? Und warum? Wenn das stimmte, was hatte man mit den Tieren vor? Das waren doch zumeist ganz normale Hauskatzen, nichts Besonderes, außer für die Besitzer selbst, die ihre Tiere schmerzhaft vermissten, vielleicht sogar befürchteten, sie wären überfahren worden.
    Die Pharmaindustrie fiel ihm ein. Aber die züchteten ihre Versuchstiere doch selbst und griffen nicht auf gestohlene Katzen zurück. Vermutete Karlo zumindest.
    Karlos Aufmerksamkeit verstärkte sich. Der Mann war allem Anschein nach fertig mit seiner Beschäftigung und trug den Kasten zur Hecktür des Transporters. Nachdem er den Behälter verstaut hatte, ließ er sich hinters Steuer fallen und fuhr los. Als sich der Wagen ungefähr hundert Meter entfernt hatte, kickte Karlo sein Motorad an, sicherte nach links und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
    Er folgte dem Wagen in gebührendem Abstand. Die Fahrt ging eine ganze Weile über die Sprendlinger Landstraße, danach nahm der Transporter den Abzweig in den Odenwaldring. Nach dem Ring-Center ging es nach rechts in die Senefelderstraße. Um ein Haar wäre der Abstand zu groß geworden und Karlo hätte nicht mehr mitgekriegt, wie der Mann in die Schreberstraße abbog.
    Karlo sah im Nebel gerade noch die Bremsleuchten aufflammen und den Wagen in eine kleine Sackgasse einfahren, die rechts von der Schreberstraße abging. Der kleine Transporter hielt vor einem Gittertor, dem Eingang zu einem heruntergekommenen alten Fabrikgelände. Karlo stoppte vor der Sackgasse und stellte sein dreirädriges Gefährt ab. Den Helm warf er achtlos in den Seitenwagen und machte die Plane über dem Einstieg fest. Dann schlenderte er wie zufällig los, wechselte die Straßenseite und blieb vor einem Stromkasten stehen. Schnell ging er in die Hocke und verbarg sich hinter dem Kasten. Der Mann hatte ihn wohl nicht bemerkt und war dabei, seinen Transporter zu entladen. Vier Kisten standen auf dem Bürgersteig, als er das vergitterte Tor aufschloss und die Behälter zu einem flachen, pavillonartigen Gebäude schleppte. Der raue helle Putz des Gebäudes war im Laufe der Zeit grau geworden.
    Karlo stand auf und näherte sich weiter, als der Mann die Kisten ins Gebäude geräumt hatte. Der Nebel hatte sich in der Zwischenzeit ein wenig verzogen. Karlo erkannte, dass das flache Gebäude über einen verglasten Zugang mit einem zweistöckigen Backsteinhaus verbunden war. Er sah undeutlich den Umriss des Mannes durch die verschmutzten Glaselemente. Er beobachtete, wie dieser das Backsteingebäude betrat.
    Das Eingangstor war nicht abgeschlossen. Auch die Tür zu dem flachen grauen Gebäude ließ sich bereitwillig öffnen. Karlo

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