Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
Antreten von sich gab, angesiedelt war. Er kümmerte sich nicht weiter darum und nahm einen großen Schluck. Nachdem er die Flasche neben dem Sofa abgestellt hatte, griff er nach der Fotografie.
Lange Zeit betrachtete er das Foto, irgendetwas störte ihn, war zu viel oder gehörte nicht ganz in das Bild, das er sich von Kaletzkes Freundin Sabine gemacht hatte.
Es dauerte noch eine geraume Zeit, bis er draufkam, bis er merkte, was es war. Mein Gott, wenn das stimmte, war es ungeheuerlich. Und tief in seinem Unterbewusstsein begann eine Erinnerung aufzuglimmen, eine Erinnerung an die Nacht, in der Moni ermordet worden war. Sein Verdacht wurde stärker. Er hoffte inständig, dass es eine andere Erklärung gäbe.
Als die Melodie seines Handys ertönte, wurde er zuerst ärgerlich. Als er die Stimme des Hauptkommissars erkannte, klingelten seine Alarmglocken.
Der Hauptkommissar erzählte ihm von Janina Rudzinski und wie sie auf dem Präsidium gelandet war. Und vor allem, was sie zu Protokoll gegeben hatte.
Karlo verabredete sich für den nächsten Tag mit Georg Gehring. Es gab da etwas, das er dem Kommissar gerne noch gezeigt hätte.
Dienstag, 20. Oktober
18
Karlo schnappte sich das Telefon und wollte zuerst bei den Kuhls zu Hause anrufen, um vom Wiederauftauchen Diogenes’ zu berichten. Dann hatte er eine andere Idee. Das Wiedersehen der Kuhls mit Diogenes wollte er angemessener inszenieren, zumal er hoffte, durch seinen Erfolg in dieser Sache ein paar Pluspunkte sammeln zu können. Und so wählte er Tobias Kaletzkes Nummer, um sich mit seinem Freund abends zu verabreden und ihm die Gründe seines Verschwindens zu erklären. Immerhin hatte er sich nicht mehr bei Tobias gemeldet, nachdem er dessen Wohnung am Freitagmorgen verlassen hatte.
Das Freizeichen tönte lange. Karlo dachte schon, dass Kaletzke nicht zu Hause sei. Im Moment, als er auflegen wollte, wurde doch noch abgehoben.
„Bei Kaletzke, hallo?“
Die Stimme klang fragend. Im ersten Augenblick hatte Karlo vermutet, Sabine am Telefon zu haben. Doch diese Stimme kannte er schon. Er machte eine Pause, und die Stimme meldete sich erneut.
„Hallo? Wer ist denn da?“
Er reagierte verwundert.
„Jeannette, bist du das? Was machst du … ich wollte eigentlich kurz mit Tobias …“
„Karlo?“, unterbrach ihn seine Ex-Freundin, „sag mal, wo steckst du denn? Du hast doch versprochen, mich einzuladen. Du hast mich einfach vergessen! Tobias hat auch schon …“
Karlo hörte, wie Jeannette der Hörer aus der Hand genommen wurde.
„Karlo? Was war denn los? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist etwas passiert?“
„Etwas passiert? Etwas passiert ist ein wenig untertrieben. Deswegen rufe ich dich an. Ich wollte mich mit dir treffen.“
Dann spürte Karlo ein Drücken in der Magengegend.
„Was macht eigentlich Jeannette bei dir?“, fragte er argwöhnisch. Er konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme leicht zitterte.
„Ah, Karlo, nein! Nicht, was du denkst. Ich habe Jeannette vor der Tür getroffen. Sie fragte, wie es mir so geht und da habe ich ihr das Neueste erzählt. Und weil es so kalt war, ist sie noch auf einen Kaffee mit hochgekommen. Weißt du, mir geht es gerade nicht so gut“, Tobias hielt kurz inne. „Du lieber Himmel“, rief er dann aus, „du weißt es ja noch gar nicht. Sabine hat sich von mir getrennt. Von heute auf morgen. Ohne Begründung. Ich bin ziemlich erledigt und Jeannette wollte mir einfach ein wenig zuhören …“
„Oh Mann, Tobias, tut mir leid, das ist ja wirklich Scheiße. Na, heute Abend kannst du mir die ganze Geschichte ausführlich erzählen. Ich habe auch eine ganze Menge Neues, das dich interessieren wird. Aber bitte mal nicht in der Bluesmühle. Ich habe heute absolut keine Lust auf Harry Weber. Willst du nicht zu mir nach Hause kommen? Da sind wir ganz ungestört und können in aller Ruhe reden.“
Karlo hoffte, dass Tobias auf das ungewöhnliche Angebot einging. Als er das Zögern des Freundes bemerkte, legte er nach.
„Außerdem kennst du meine neue Bude noch gar nicht. Also, was meinst du?“
Kaletzke jedoch war nicht besonders angetan von Karlos Einladung und wand sich sichtlich.
„Ah, Karlo, ich würde lieber mal wieder ein schönes Dunkles trinken. Deine Wohnung kann ich doch auch ein anderes Mal ansehen. Wollen wir nicht ins Knöpfchen reinschauen? Die kleine Kneipe in der Pfortenstraße neben dem Fahrradgeschäft? Das hätte gegenüber der Bluesmühle auch einen weiteren Vorteil: Dort
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