Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
auf.
„Ausweis? Ich nicht hier habe Ausweis. Nicht dabei.“
„Was machen Sie hier? Was haben Sie hier zu tun?“
„Ich nur warte. Auf Freund.“
Und dann geschah das Unglaubliche. Dietmar Hund sagte
und
tat das Richtige.
„Ihr Freund kommt heute nicht. Er kommt überhaupt nicht mehr. Steigen Sie bitte ein. Wir nehmen Sie mit aufs Revier. Ach“, fragte er noch hinterher, „wie heißen Sie eigentlich?“
–
Hauptkommissar Gehring hatte seinen Feierabend verschoben, als er die Information aus Fechenheim bekam.
„Das haben Sie prima gemacht, gute Arbeit!“, hatte er Haffmann überschwänglich gelobt.
„Man tut eben, was man kann!“, war Gehring darauf selbstzufrieden ans Ohr gedrungen. Der Kriminalbeamte hatte schweren Herzens auf einen bissigen Kommentar verzichtet, der ihm durchaus auf der Zunge lag. Haffmann musste versprechen, die Frau sofort zur Vernehmung ins Präsidium zu bringen.
Gehring schaute in einen der Ausweise, die Karlo Kölner in Wegeners Jacke gefunden hatte. Janina Rudzinski hieß die Frau also. Das passte doch. Vielleicht fand sich hier das Stück, das Gehring noch fehlte. Ohne das er noch immer glaubte, nur die halbe Wahrheit zu kennen.
Und es sollte sich herausstellen, dass Janina Rudzinski durchaus etwas Wichtiges zu berichten wusste.
–
Karlo schaltete in den dritten Gang, ließ die Kupplung los und drehte am Gasgriff. Er musste lachen, als er an das verblüffte Gesicht des zweiten Mannes dachte, nachdem dieser gefesselt neben seinem ebenfalls fest verschnürten Komplizen zu liegen gekommen war. Karlo hatte ihn dermaßen überrumpelt, dass seine Gegenwehr nur sehr schwach ausgefallen war.
Jedenfalls würden sich ein paar Katzenfreunde freuen, wenn sie ihr geliebtes Haustier wieder zu sich nach Hause holen konnten. Karlo konnte das gut nachvollziehen. Es war auch für ihn ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, als er unter den vielen anderen Katzen Diogenes in dem Verschlag entdeckt und dieser ihn sogleich erkannt hatte. Und er ihn als Ersten aus dem verdreckten Käfig befreite.
Sein Fahrrad lag, mit den praktischen Spanngurten fest verzurrt, quer über dem Heck des Gespannes. Die Uniformierten der Offenbacher Polizei waren zuerst misstrauisch um die gewagte Konstruktion geschlichen, nachdem die beiden Katzendiebe verhaftet waren, hatten aber nichts weiter unternommen, um Karlo davon abzuhalten, sich damit in den öffentlichen Verkehr zu begeben.
Es war dann auch gutgegangen. Karlos Befestigungskünste hatten sich bewährt. Das antiquierte Motorrad stand nun vor dem Haus, sein Fahrrad lehnte sicherheitshalber in der Diele. Karlo wollte kein Risiko mehr eingehen.
Kater Diogenes lag zusammengeringelt auf dem Sofa. Die Wolldecke, die Karlo ihm hingelegt hatte, schien dem Tier sichtlich zu behagen. Die Augen zu kleinen Schlitzen verengt, döste das Vereinsmaskottchen zufrieden vor sich hin. Später wollte Karlo noch ein paar Dosen Katzenfutter besorgen. Fürs Erste hatte Diogenes gierig die letzte Dose Thunfisch vertilgt. Nun ja, das Tier hatte auch einiges hinter sich …
Karlo selbst hingegen saß fröstelnd auf einem Sessel im Wohnzimmer und rieb sich die kalten Knie. Aus dem Badezimmer hörte er das Wasser rauschen. Ein heißes Bad würde ihn wieder auf Vordermann bringen. Demnächst müsste er sich vernünftiger anziehen, wenn er bei solchen Temperaturen aufs Motorrad stieg.
Heute wollte er sich nur noch ein wenig pflegen und dann früh ins Bett gehen. Und morgen früh richtig ausschlafen. Dann gäbe es allerdings noch viel zu tun.
Karlo fühlte sich tatsächlich um einiges besser, als er nach dem Bad entspannt im Sessel saß. Er wollte jetzt nur noch ein schönes Bierchen trinken und vielleicht schauen, ob das Fernsehprogramm etwas Interessantes hergab. Diese Entspannung hatte er sich seiner Meinung nach redlich verdient.
Auf dem Weg zum Kühlschrank sah er seine Jeans über der Lehne des Küchenstuhls liegen und blieb mit seinem Blick an der rechten Gesäßtasche hängen. Das Bild Sabines war ein wenig herausgerutscht und lugte mit einer Ecke hervor.
Einen Moment stand er vor dem Küchenstuhl und überlegte, dann zog er das Foto heraus, holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und zog sich ins Wohnzimmer zurück. Müde ließ er sich auf das Sofa zu Diogenes fallen und legte das Bild vor sich auf den Tisch. Diogenes blickte kurz hoch, ließ einen protestierenden Ton hören, der irgendwo zwischen Fauchen, Miauen und dem Geräusch, das die MZ beim
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