Karlsson fliegt wieder
Bock. »Ich habe aber meine Rundfunkgebühren bezahlt und mein Fernsehen auch.«
Herr Peck lächelte verbindlich. »Ich komme nicht wegen der Gebühren. Nein, es handelt sich um diese Spukgeschichten, von denen Sie geschrieben haben. Wir möchten gern eine Sendung davon machen.«
Fräulein Bock wurde blutrot. Sie sagte kein Wort.
»Was ist, fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Herr Peck schließlich.
»Nein«, sagte Fräulein Bock, »ich fühle mich nicht wohl. Dies ist der schrecklichste Augenblick meines Lebens.«
Lillebror stand dicht hinter ihr und hatte ungefähr das gleiche Gefühl wie sie. Du guter Moses, jetzt war es so weit! Dieser Peck würde in der nächsten Sekunde Karlsson entdecken und wenn Mama und Papa morgen nach Hause kämen, würde das Haus voller Kabel und Fernsehkameras und gerade richtig dicker Männer sein und mit dem Hausfrieden wäre es vorbei. Guter Moses, wie sollte er Karlsson bloß wegschaffen!
Da fiel sein Blick auf die alte Holztruhe, die auf dem Flur stand und in der Betty all ihren Theaterkram aufbewahrte. Sie und ihre Klassenkameraden hatten irgendeinen albernen Klub und der kam manchmal bei Betty zusammen und dann verkleideten sie sich und schwirrten herum und taten so, als wären sie ganz jemand anders, als sie in Wirklichkeit waren — das nannten sie Theaterspielen und Lillebror fand es ziemlich dumm. Aber, oh, wie gut war es, dass ausgerechnet jetzt die Theatertruhe da stand!
Lillebror machte den Deckel auf und flüsterte Karlsson nervös zu:
»Beeil dich — versteck dich hier in der Truhe!«
Und obgleich Karlsson nicht verstand, weshalb er sich verstecken sollte, so war er der Letzte, der sich weigerte bei einem Streich mitzumachen, wenn es erforderlich war. Er zwinkerte Lillebror verschmitzt zu und machte einen Satz in die Truhe. Lillebror klappte schnell den Deckel wieder zu. Dann beobachtete er ängstlich die beiden an der Tür. Hatten sie etwas gemerkt?
Das hatten sie nicht, denn Herr Peck und Fräulein Bock unterhielten sich darüber, weshalb Fräulein Bock sich nicht wohl fühlte.
»Es war kein Spuk«, sagte Fräulein Bock mit tränenerstickter Stimme. »Es waren alles nur niederträchtige Jungenstreiche.«
»Soso, ein Spuk war es also nicht«, sagte Herr Peck.
Fräulein Bock begann nun wirklich zu weinen. »Nein, es war kein Spuk — und ich komme nie ins Fernsehen — bloß Frieda!« Herr Peck klopfte ihr tröstend auf den Arm.
»Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen, liebes Fräulein Bock. Vielleicht wird noch einmal etwas daraus in einem anderen Zusammenhang.«
»Nein, das ist ausgeschlossen«, sagte Fräulein Bock. Sie sank auf die Truhe und schlug die Hände vors Gesicht. Dort saß sie und weinte und weinte. Lillebror hatte großes Mitleid mit ihr und er schämte sich und hatte das Gefühl, als ob er an allem schuld wäre.
Da kam ein sanftes Knurren aus der Truhe.
»Ach, Verzeihung«, sagte Fräulein Bock, »es kommt nur daher, weil ich solchen Hunger habe.«
»Dann knurrt der Magen leicht mal«, sagte Herr Peck freundlich. »Aber das Mittagessen scheint schon fertig zu sein. Ich finde, es riecht so gut. Was ist es denn, was Sie da gekocht haben?«
»Nur ein scharf gewürztes Schmorgericht«, sagte Fräulein Bock schluchzend. »Es ist meine eigene Erfindung — >Hildur Bocks gutes Kuddelmuddel< habe ich es getauft.«
»Es riecht unwahrscheinlich gut«, sagte Herr Peck. »Man bekommt geradezu Hunger.«
Fräulein Bock erhob sich von der Truhe.
»Vielleicht wollen Sie mal kosten, Herr Peck? Die Kinder essen es sowieso nicht.«
Herr Peck zierte sich ein wenig und sagte, das gehe doch wirklich nicht, aber es endete damit, dass er und Fräulein Bock doch zusammen in die Küche gingen.
Lillebror hob den Deckel der Truhe hoch und schaute zu Karls-son hinein, der sanft knurrend da drinnen lag.
»Bleib um Himmels willen liegen, bis er gegangen ist«, sagte Lillebror, »sonst kommst du in die Fernsehbüchse.«
»Na und«, sagte Karlsson, »meinst du, in dieser Büchse hier wäre es nicht auch ziemlich eng, was?«
Lillebror ließ den Deckel einen kleinen Spalt weit offen, damit Karlsson Luft bekäme, und dann lief er in die Küche. Er wollte sehen, was Herr Peck für ein Gesicht machte, wenn er von Fräulein Bocks gutem Kuddelmuddel aß.
Und es war kaum zu glauben, aber da saß Herr Peck und aß und stopfte sich voll und sagte, es sei das Beste, was er in seinem ganzen Leben gegessen habe. Er hatte überhaupt keine Tränen in den Augen. Wohl aber
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