Karlsson fliegt wieder
ist — ein Ding«, sagte er. »Ein riesig feines Ding. Rat mal, wer der beste Dingemacher der Welt ist!«
»Du, Karlsson«, sagte Lillebror.
Aber jetzt war es Abend. Lillebror musste nach Hause und ins Bett. Er musste Karlsson und sein kleines Zimmer verlassen, das so gemütlich war mit allen seinen Sachen und seiner Hobelbank und seiner blakenden Petroleumlampe und seinem Holzverschlag und seinem Kamin, wo noch die Glut vom Feuer lag und wärmte und leuchtete. Es war schwer, sich loszureißen, aber er wusste ja, dass er wiederkommen durfte. Oh, wie war er froh, dass Karlsson sein Haus gerade auf seinem Dach hatte und nicht auf irgendeinem anderen!
Sie kamen auf den Treppenvorplatz hinaus, Karlsson und Lillebror. Und da war der Sternenhimmel über ihnen. Nie hatte Lillebror die Sterne so groß und so zahlreich und so nahe gesehen. Nein, natürlich nicht nahe, sie waren ja tausend Meilen weit weg, das wusste er, aber trotzdem — oh, ein solches Sternendach hatte Karlsson über seinem Haus, nah und zugleich weit entfernt!
»Was glotzt du so?«, fragte Karlsson. »Ich friere. Willst du fliegen oder willst du nicht?«
»Doch, ja, bitte«, sagte Lillebror.
Und der Tag darauf — welch ein Tag! Zuerst kamen Birger und Betty, dann kam Papa und zuletzt und am allermeisten kam Mama.
Lillebror warf sich ihr in die Arme und drückte sie ganz fest. Nie mehr durfte sie von ihm wegreisen. Alle standen um sie herum, Papa und Birger und Betty und Lillebror und Fräulein Bock und Bimbo.
»Bist du jetzt nicht mehr überanstrengt?«, fragte Lillebror. »Wie ist das so schnell weggegangen?«
»Es ging weg, als ich deinen Brief bekam«, sagte Mama. »Als ich hörte, wie >grank< und isoliert ihr alle wart, da merkte ich, dass ich erst richtig >grank< werden würde, wenn ich nicht nach Hause durfte.«
Fräulein Bock schüttelte den Kopf.
»Das war wirklich nicht sehr vernünftig. Aber ich könnte doch hin und wieder kommen und Ihnen helfen, Frau Svantesson, wenn es nötig ist. Jetzt aber«, sagte Fräulein Bock, »jetzt muss ich sofort gehen, ich soll ja heute Abend im Fernsehen sein.«
Da staunten sie alle, Mama und Papa und Birger und Betty. »Tatsächlich?«, fragte Papa. »Das müssen wir uns ansehen! Unbedingt!«
Fräulein Bock warf stolz den Kopf in den Nacken.
»Ja, das hoffe ich. Ich hoffe, das ganze schwedische Volk sieht es sich an.«
Dann hatte sie es eilig.
»Ich muss vorher zum Frisör und muss ein Bad nehmen und eine Gesichtsbehandlung machen lassen und Maniküre und dann will ich neue Senkfußeinlagen anprobieren. Man muss ja hübsch aussehen, wenn man im Fernsehen auftritt.«
Betty lachte. »Senkfußeinlagen — die sieht man doch aber im Fernsehen nicht?«
Fräulein Bock warf ihr einen strafenden Blick zu. »Habe ich das behauptet? Ich brauche sowieso neue. Und man fühlt sich sicherer, wenn man weiß, dass man von Kopf bis Fuß in Ordnung ist. Das verstehen aber gewöhnliche Leute wahrscheinlich nicht. Aber wir wissen das, wir im Fernsehen.«
Dann verabschiedete sie sich schnell und sauste los.
»So, der Hausbock ist weg«, sagte Birger, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Lillebror nickte nachdenklich.
»Ich mochte sie ganz gern«, sagte er.
Und die Sahnetorte, die sie gebacken hatte, war gut. Sie war groß und hoch und mit Ananas belegt.
»Wir essen sie heute Abend zum Kaffee, während wir Fräulein Bock im Fernsehen zuschauen«, sagte Mama.
Und so wurde es auch gemacht. Als der spannende Augenblick herankam, klingelte Lillebror nach Karlsson. Er zog an der Schnur hinter der Gardine, ein einziger Ruck, was bedeutete: »Komm sofort her!«
Und Karlsson kam. Da saß die ganze Familie schon vorm Fernsehapparat, das Kaffeetablett war fertig und die Sahnetorte stand auf dem Tisch.
»Hier kommen Karlsson und ich«, sagte Lillebror, als sie ins Wohnzimmer traten.
»Hier komm ich«, sagte Karlsson und warf sich in den besten Sessel. »Aha, endlich gibt es hier im Haus ein bisschen Sahnetorte, es wird auch Zeit. Kann ich gleich etwas kriegen — oder besser: viel!«
»Der Kleinste kommt zuletzt«, sagte Mama. »Im Übrigen ist das mein Platz. Ihr beide könnt auf dem Fußboden vor dem Apparat sitzen, du und Lillebror, dann gebe ich euch die Torte dorthin.«
Karlsson drehte sich zu Lillebror um.
»Hast du das gehört? Springt sie immer so mit dir um, armes Kind?« Dann schmunzelte er zufrieden. »Es ist schön, dass sie auch mit mir so umspringt, denn gerecht muss es zugehen, sonst mach ich
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