Karlsson fliegt wieder
»Heißa hopsa, hier kommt euer lieber Sonnenschein! Jetzt wollen wir’s uns lustig machen.« Aber Fräulein Bock streckte ihm flehentlich die Hände entgegen. »Nein, nein, nein! Alles, was ihr wollt, wenn wir’s nur nicht lustig haben müssen.«
»Na ja, zuerst essen wir natürlich«, sagte Karlsson und flitzte zum Küchentisch. Dort hatte Fräulein Bock für sich und Lillebror gedeckt. Karlsson setzte sich auf den einen Platz und ergriff Messer und Gabel.
»Fang an! Her mit dem Essen!« Er nickte Fräulein Bock freundlich zu. »Du kannst gerne mit am Tisch sitzen. Nimm dir einen Teller und komm!«
Dann blähte er die Nasenflügel und schnupperte. »Was gibts denn?«
»Eine gehörige Portion Prügel«, sagte Fräulein Bock und rührte noch wilder in ihrer Soße. »Die müsstest du jedenfalls haben, aber ich bin im ganzen Körper so mürbe, ich fürchte, ich bin heute nicht im Stande herumzurennen.«
Sie füllte das Schmorgericht in eine Schüssel und stellte sie auf den Tisch.
»Esst«, sagte sie. »Ich möchte warten bis nachher. Der Arzt hat nämlich gesagt, ich müsste Ruhe haben, wenn ich esse.« Karlsson nickte.
»Na ja, in irgendeiner Dose werden wohl noch ein paar kleine Zwiebäcke sein, die kannst du ja knabbern, wenn wir das hier aufgegessen haben. Iss du nur in aller Ruhe einen kleinen Brotkanten. Nur zu!«
Er häufte sich eine große Portion auf seinen Teller. Lillebror nahm dagegen nur einen Löffel voll. Er fürchtete sich immer vor einem Gericht, das er nicht kannte. Und so etwas Geschmortes hatte er nie zuvor gesehen.
Karlsson fing an aus seinem Essen einen kleinen Turm zu machen mit einem Wallgraben drum herum. Während er damit beschäftigt war, aß Lillebror vorsichtig seinen ersten Bissen. Uuh! Er schnappte nach Luft und bekam Tränen in die Augen. Sein ganzer Mund brannte wie Feuer. Aber Fräulein Bock hatte sich neben ihn gestellt und sah ihn erwartungsvoll an, darum schluckte er den Bissen hinunter und schwieg.
Da schaute Karlsson von seinem Turmbau auf.
»Was ist dir? Weshalb weinst du?«
»Ich... ich musste gerade an etwas Trauriges denken«, stammelte Lillebror.
»Ach so«, sagte Karlsson und haute mit gesundem Appetit in seinen Turm rein. Kaum aber hatte er den ersten Bissen hinuntergeschluckt, da stieß er ein Geheul aus und seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Was ist denn?«, fragte Fräulein Bock.
»Wahrscheinlich Fuchsgift! Aber du wirst ja selbst am besten wissen, was du zusammengemixt hast«, sagte Karlsson. »Schnell, hol die große Feuerspritze, in meinem Hals ist Feuer ausgebrochen!«
Er wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Weshalb weinst du?«, fragte Lillebror.
»Ich musste auch an was Trauriges denken«, sagte Karlsson.
»Was war das denn?«, fragte Lillebror.
»Dies Essen hier«, sagte Karlsson.
Aber das gefiel Fräulein Bock nicht. »Dass ihr euch nicht schämt, ihr beiden! Es gibt Tausende von Kindern auf der ganzen Welt, die würden wer weiß was darum geben, wenn sie so ein Essen hätten.«
Karlsson steckte die Hand in die Tasche und holte Notizbuch und Bleistift heraus. »Kann ich bitte Namen und Adressen von zweien von ihnen haben«, sagte er.
Aber Fräulein Bock brummte nur und wollte keine Adressen angeben.
»Es werden kleine Feuerfresserkinder sein, denke ich mir«, sagte Karlsson, »die nie was anderes als Feuer und Schwefel gefuttert haben.«
In diesem Augenblick klingelte es an der Wohnungstür und Fräulein Bock ging hin um zu öffnen.
»Wir gehen mit und sehen nach, wer da ist«, sagte Karlsson. »Vielleicht ist es eins von diesen tausend Feuerfresserkindern, die wer weiß was darum geben würden für die Feuergrütze vom Hausbock, und da müssen wir aufpassen, dass sie sie nicht zu billig verkauft — wo sie so viel teures Fuchsgift reingeschüttet hat.«
Er ging hinter Fräulein Bock her und das tat Lillebror ebenfalls. Sie standen dicht hinter ihr auf dem Flur, als sie öffnete, und sie hörten, wie eine Stimme draußen sagte:
»Mein Name ist Peck. Ich komme vom Schwedischen Rundfunk und Fernsehen.«
Lillebror merkte, wie es ihn eiskalt überlief. Er guckte vorsichtig hinter Fräulein Bocks Rock hervor. Dort stand ein Herr vor der Tür, offenbar so ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in den besten Jahren, von denen es so viele im Fernsehen geben sollte, wie Fräulein Bock gesagt hatte.
»Ist Fräulein Hildur Bock zufällig anwesend?«, sagte Herr Peck.
»Das bin ich«, sagte Fräulein
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