Karma-Attacke (German Edition)
nützlich war, würde er es aus ihm herauskitzeln. Dafür war er bereit, jedes Risiko in Kauf zu nehmen.
«Was wissen Sie über diesen Toi?»
Ackers schüttelte den Kopf. «Das würden Sie sowieso nicht verstehen. Ich will wissen, wo Vivien ist, wo der Professor ist und dann …»
«So läuft das nicht. Wir sind hier nicht auf einem orientalischen Teppichbasar. Hier wird kein Deal gemacht. Wir jagen hier gemeinsam einen gefährlichen Mörder, der bereits zwei Menschen auf dem Gewissen hat.»
«Sein nächstes Opfer ist Vivien. Und dann bin ich dran.»
Van Ecken hob die Handflächen. «Dass dieser Killer hinter der Kleinen her ist, okay. Aber warum hinter Ihnen? Weil Sie etwas wissen? Weil Sie ihn überführen könnten?»
Ackers presste die angehaltene Atemluft heraus, mit einem Pfeifton, der van Ecken an einen Wasserkessel erinnerte. «Ja. Genau so ist es.»
«Was wissen Sie über ihn? Können Sie ihn beschreiben?»
Mit diesem Satz ging van Ecken zur Tagesordnung über. Schon stand er wieder an seinem Schreibtisch, nahm sein Diktiergerät und schaltete es ein. Er bot Ackers einen Platz an. Doch der blieb stehen.
Wust wusste nicht wohin mit seiner Pistole. Wenn Ackers auf den Stuhl zuging, konnte es sein, dass er im Spiegel sah, wie Wust hinter seinem Rücken die Waffe verbarg. Wust schämte sich.
Ackers setzte sich. Das Spiel schien sich zu wenden. Wust befürchtete schon, dass er gleich außen vor sein würde und sein Chef wieder voll im Rennen.
Ackers zeigte auf das Diktiergerät. «Schalten Sie das aus.»
Van Ecken blickte ihn verständnislos an. «Bitte? Ich meine, wir sind doch Kollegen. Wir haben doch hier keine Geheimnisse. Wenn Sie etwas Fahndungsrelevantes …»
«Bitte schalten Sie es aus», wiederholte Ackers. Der Tonfall seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Van Ecken schaltete das Gerät tatsächlich ab.
Wust lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er hatte die Waffe nicht ins Halfter zurückgesteckt. Er fürchtete das Geräusch, wenn das Metall ins trockene Leder glitt.
Ackers wirkte jetzt so übersensibel, als könne er alles wahrnehmen, selbst die Toilettenspülung zwei Etagen tiefer.
Ackers ahnte, dass er sich jetzt in eine ausweglose Situation manövrierte, doch trotz all seiner Erfahrung wusste er sich nicht anders zu helfen. Etwas in ihm sagte: Hier stehe ich und kann nicht anders. Er wusste, dass dies vermutlich das Ende seiner Polizeikarriere sein würde, doch für Xu und für Maria war das völlig belanglos. Die Vergangenheit wog schwerer als die Gegenwart. Die Duellsituation war da und jetzt musste sie ausgetragen werden. Sonst würden sie im nächsten Leben wieder aufeinander treffen.
Noch vor kurzem wäre Ackers über solche Aussagen in brüllendes Gelächter ausgebrochen. Jetzt erkannte er mit jeder Faser seines Körpers ihre Wahrheit.
«Das Ganze», sagte er, «begann vor ein paar hundert, vielleicht vor ein paar tausend Jahren.»
Er schluckte trocken.
Van Ecken saß bewegungslos da. Er starrte wieder in die Augen der Anakonda. Ganz ohne Zweifel war Ackers irre. Doch obwohl van Ecken nicht aufhörte, sich dies zu sagen, als sei es ein Rettungsring, an dem sein untergehender Verstand sich festhielt, lief ihm trotzdem ein Schauder über den Rücken. Er fühlte sich gelähmt und ausgeliefert. Genau wie damals.
«Es war auf einem anderen Planeten. Er heißt Thara. Ich war ein Hillruc-Fürst. Toi ebenfalls. Ich kämpfte für die Hillrucs aus den Sümpfen. Toi für die Hillrucs aus den Bergen. Ich war ausgesucht worden, um den Kampf gegen Toi zu führen. So entschieden wir damals. Um nicht die Rasse zu vernichten, kämpften immer nur zwei ausgewählte Fürsten gegeneinander.»
Van Ecken nickte und versuchte, eine verständnisvolle Miene zu machen. Wust kniff die Beine zusammen. Er fürchtete, sein Wasser gleich nicht mehr halten zu können. Etwas an der Art, wie Ackers sprach, ließ in Wust Zweifel aufkommen, ob das alles nur Hirngespinste waren. Bis vor kurzem war Ackers für ihn ein bodenständiger Typ gewesen. Eher ein bisschen spießig. Nicht so ein ausgeflippter, übrig gebliebener Achtundsechziger, dem man eine Menge zutrauen konnte.
«Ich hatte ein besonderes Interesse daran, Toi zu töten. Für mich ging es um mehr.»
Plötzlich starrte Ackers vor sich hin und schwieg. Sein Mund blieb dabei geöffnet. Es war, als wäre er zwischen den Jahrhunderten stecken geblieben. Er sah aus wie eine Wachsfigur. Seine Hautfarbe wirkte ungesund. Er hörte sich
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