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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sich die Augen und hustete. Er fiel auf den Boden. Sein Kopf brummte noch von dem Schlag mit der Baumwurzel.
    Die Tür zur Spüle flog heraus und krachte vor ihm auf den Boden. Dann sprang Vivien wie eine Katze mit gekrümmtem Buckel und ausgefahrenen Krallen heraus. Sie wollte an ihm vorbei, doch er kriegte ihren Fuß zu fassen und sie knallte lang hin. Mit dem anderen Fuß trat sie nach seinem Gesicht, doch diesmal war er schneller. Nun hatte er beide Füße. Er kreuzte ihre Beine und zerrte sie ins Badezimmer. Ihr Kopf schlug an der Türschwelle auf. Sie ruderte mit den Armen, doch sie konnte sich gegen ihn nicht durchsetzen.
    Er warf sie in die Badewanne und hielt den Duschstrahl auf sie gerichtet. Das Wasser war eiskalt. Es prasselte in ihr Gesicht, und sogleich veränderte sich die Situation. Sie leistete keinen Widerstand mehr und sackte in sich zusammen.
    «Ist ja gut», sagte er. «Ist ja gut. Beruhige dich. Hast du gesehen, wie der Hillruc es getan hat?»
    Sie antwortete nicht, und er ließ das Wasser weiter auf sie herabregnen. Er wusste, dass es ihr jetzt gut tat. Sie musste ihren Körper spüren.
    «Vivien? Wenn du so weit bist, dann werden wir gehen.»
    Wie ein Stein saß sie da. Er schaltete die Dusche aus, nahm ein weißes Frotteehandtuch vom Halter und warf es ihr hin. Sie fing es nicht auf. Es fiel halb über ihren Kopf und rutschte dann an ihr herunter.
    Ullrich wusste, dass dieser Zustand lange andauern konnte. Manchmal erstarrte sie, wenn sie zu schnell von einem Bewusstseinszustand in den anderen wechselte. Der Körper konnte das alles nicht mehr nachvollziehen und verharrte einfach mitten in der Bewegung.
    Er sah sich selbst im Spiegel. Über seiner rechten Augenbraue klaffte eine Wunde. Viviens Schlag mit der Wurzel hatte auf seiner Stirn eine dicke Beule hinterlassen. Sein Hemd war voller Blut.
    Sorgfältig begann er Viviens Gesicht abzutrocknen. Dann hob er sie aus der Wanne. Er konnte sie an der Wand abstellen wie ein Möbelstück. So konnte er sie unmöglich mitnehmen. Er zog ihr die nassen, blutigen Sachen aus und legte ihr eins von seinen karierten Baumwollhemden um die Schultern. Er hatte Mühe, ihre Arme durch die Ärmel zu schieben. Dann brachte er sie nach draußen, setzte sie auf den Beifahrersitz und benutzte wieder das Klebeband, um sie zu fixieren. Vivien wehrte sich nicht. Ihre Augen starrten ins Leere.
    «Sei nicht böse, Vivien. Ich muss das tun. Wer weiß, was während der Fahrt passiert. Es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit, glaub mir.»
    Noch zweimal ging Ullrich ins Haus zurück und holte allen Proviant wieder heraus. Er tat es ohne große Eile, aber jedes Mal, wenn er aus der Tür kam, schaute er nach links und rechts. Sobald er sich einen Meter von der Tür wegbewegt hatte, drehte er sich um und sah nach oben, als rechne er mit einem Angriff vom Dach. Er hatte aus der Küche zwei große Messer mitgenommen. Ein Brotmesser und ein Fleischermesser. Er hatte sie sich in den Gürtel seiner Jeans gesteckt. Jetzt legte er das Brotmesser ins Handschuhfach, das Fleischermesser aufs Armaturenbrett. Beim Fahren wackelte die Spitze hin und her und trommelte einen unruhigen Rhythmus auf das Kunstleder.
    Ohne hinzusehen, tippte der Professor den PIN-Code in sein Handy. Er hielt ein kleines Notizbuch mit den Fingern am Lenkrad fest und blätterte nervös darin. Dann ließ er das Notizbuch einfach fallen und tippte die Nummer ein. Schon nach dem zweiten Klingeln meldete sich Marga Vollmers, die Putzfrau.
    «Ich bin’s», sagte er.
    Sie erkannte seine Stimme sofort, doch sie konnte es nicht fassen. Er hatte sie noch nie privat angerufen. Sie kämpfte mit einem Anflug von Ohnmacht. Ihr brach augenblicklich der Schweiß aus. Jetzt wusste sie, was mit dem Wort Herzrhythmusstörungen gemeint war. Im Hintergrund hörte sie Autogeräusche. Sein Atem klang gehetzt, doch er sprach ruhig, sachlich und völlig klar.
    «Ich brauche Ihre Hilfe, Marga. Sie werden mir doch helfen, oder?»
    «Natürlich. Aber was …»
    «Hören Sie mir genau zu. Sie dürfen mit niemandem darüber reden. Das Ganze ist unser Geheimnis. Bitte fahren Sie zur Wohnung von Frau Dr.Schumann. Die Frau Doktor ist nicht da. Unten im Kellerraum stehen einige Pappkartons mit Akten und Tonbändern von mir. Packen Sie das alles in den Kofferraum Ihres Autos.»
    «Aber … wenn sie nicht da ist, wie soll ich hineinkommen? Ich hab doch keinen Schlüssel.»
    «Wie ich sie kenne, steht sowieso die Terrassentür offen. Falls nicht,

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