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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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garantieren. Entweder führte man ihn in Handschellen aus dem Gebäude oder jemand würde das Gebäude mit den Füßen voran auf einer Trage verlassen. Van Ecken wollte auf keinen Fall diese Person sein. Seine oberste Priorität war, sich selbst zu schützen. Die nächste, Ackers auszuschalten. Wust war ihm völlig egal.
    «Bleib stehen!», donnerte Ackers.
    Van Ecken hatte gelernt, dass in solchen Situationen große Reden wenig halfen. Aber jeder noch so verrückte Täter hatte einen Zugang zu den ganz kleinen menschlichen Bedürfnissen. Hunger, Durst und natürlich der Gang zur Toilette.
    «Ich muss nur mal», sagte er und kam sich dabei furchtbar dämlich vor.
    «Dann mach dir eben in die Hose», befahl Ackers.
    Wust trug seine Waffe hinterm Rücken im Hosengürtel. Er war oft deswegen belächelt worden. Ackers hatte ihn einmal angepflaumt, sie seien hier doch nicht im Wilden Westen. Nun war Wust froh, denn er konnte mit seiner linken Hand eine unverdächtige Bewegung machen, so als würde er sich vor Nervosität am Rücken kratzen. Dabei schob er den Zeigefinger in das Leder. Er musste nur noch den Druckknopf lösen. Aber dieses Geräusch würde Ackers erkennen und sofort zu seiner Waffe greifen. Deswegen täuschte Wust einen Hustenanfall vor und öffnete dabei das Revolverhalfter. Er konnte jetzt jederzeit ziehen. Aber er zögerte noch. Er wollte auf jeden Fall vorher Blickkontakt zu van Ecken. Er sollte ihm das Startsignal geben. Wust wollte nicht derjenige sein, der diese Situation hatte eskalieren lassen.
    Van Ecken versuchte es mit dienstlicher Schärfe: «Kommen Sie zur Besinnung, Kollege! Ich bin bereit, das alles zu vergessen. Niemand muss erfahren, was hier gerade passiert ist. Kleine Aussetzer hat jeder von uns einmal. Wir haben alle ein paar grässliche Tage hinter uns und unsere Nerven liegen blank …»
    Seine Worte erreichten Ackers. Er stand jetzt anders da. Nicht mehr so angriffslustig. Sein Körper vibrierte noch, aber seine Augen signalisierten Diskussionsbereitschaft. Trotzdem hatte er für van Ecken etwas Reptilienartiges an sich. Unter seinen Blicken fühlte er sich wie damals als Kind, als er zum ersten Mal mit seiner Mutter im Zoo in die Augen einer Anakonda gesehen hatte. Er träumte noch heute manchmal davon.
    «Okay, okay.» Hastig sprach van Ecken weiter. «Wir haben hier ein gemeinsames Problem. Vielleicht sind wir im Augenblick nicht in der Lage, es zu lösen. Wir haben eine Psychologin im Haus. Warum sollen wir ihre Dienste nicht in Anspruch nehmen? Rufen wir sie hinzu und reden vernünftig miteinander. Ich finde sowieso, man sollte viel mehr auf die …»
    «Ich lasse mir den Fall nicht abnehmen!»
    «Herr Ackers, Sie wissen doch, dass hier nicht jeder bearbeiten kann, was er gerne möchte. Manchmal werden eben Prioritäten gesetzt. Manchmal gibt es auch Entscheidungen, die man nicht teilen kann. Trotzdem müssen wir…»
    Wust zog mit Daumen und Zeigefinger die Waffe aus dem Halfter. Er hielt sie jetzt in der linken Hand. Noch war sie hinter seinem Rücken verborgen. Ein Teil in ihm hoffte, dass Ackers auf van Ecken losgehen würde.
    Van Ecken war nur noch zwei Schritte von der Tür entfernt. Er legte eine kurze Pause ein. Er wusste, dass er nicht einfach so weitergehen durfte. Ackers war nicht blöd.
    «Sie glauben also» sagte van Ecken, «dass wir den Fall ohne Sie nicht lösen können?»
    Ackers nickte und funkelte ihn misstrauisch an.
    «Na, das nenne ich Selbstvertrauen», lächelte van Ecken und hoffte, mit diesem Satz ein wenig Verbindung zu schaffen. Ein neues Gefühl ins Gespräch zu bringen. Ein wenig Leichtigkeit. Er hatte sich mal mit einem Entführer über die Fußballergebnisse unterhalten, während die Scharfschützen in Stellung gingen. Etwas Ähnliches versuchte er jetzt, doch Ackers sprang nicht wirklich darauf an.
    «Sie fühlen sich verantwortlich?», fragte van Ecken.
    Ackers nickte. «Ja. Verdammt verantwortlich. Ich bin verstrickt in die Sache. Es klingt wahnsinnig, aber so ist es. Toi will Vivien. Und er will mich.»
    «Toi? Sie kennen also den Namen des Mörders?»
    Unwillkürlich bewegte van Ecken sich von der Tür weg, wieder auf Ackers zu. Plötzlich war es ihm nicht mehr wichtig zu fliehen. Er wollte so gerne als Pitbullterrier gelten, der sich in jeden Fall verbiss und ihn gnadenlos löste. Nie wieder wollte er hilflos in die Augen der Anakonda sehen. Er wollte die Handlungsführung. Immer. Wenn Ackers etwas wusste, das für die Lösung des Falls

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