Karma-Attacke (German Edition)
Schnell! Es geht los! Ich …»
Sie griff an ihren Bauch. Sie hatte das Gefühl, dass er angeschwollen war, dass sie gleich platzen würde und kleine Hillrucs gebären musste.
«Peter!», kreischte sie. «Peter!»
War sie schon mittendrin in ihrem Albtraum? Um sie herum lagen Leichenteile. Das da war ein Arm, von der Schulter abgerissen. Überall Blut, lange Spritzer an den Wänden.
Vivien rutschte aus und landete in einer Blutlache. Sie versuchte aufzuspringen, glitschte aber gleich wieder aus. Dort lag ein weiblicher Oberkörper. Aufgeknackt, mit heraushängenden Innereien.
Vivien hörte sich nicht, doch sie wusste, dass sie schrie und schrie. Auf allen vieren robbte sie über den Boden und flüchtete sich unter den Tisch. Sie wusste, dass etwas auf dem Tisch lag. Sie hatte es gesehen, doch ihr Verstand weigerte sich, die Meldung der Augen wirklich zu verarbeiten. Es war ein Kopf. Der Kopf von Dr.Sabrina Schumann.
Was habe ich getan, dachte Vivien verzweifelt. Was habe ich getan? War ich das? Ist das wirklich passiert? Erlebe ich das jetzt wirklich? Sind das Wahnbilder? Kommen Thara-Erinnerungen zurück? Oder habe ich sie gerade umgebracht? Bin ich zum Hillruc geworden und habe unsere alte Verwaltungskuh zerfetzt?
In ihrer wilden Verzweiflung sah sie nur einen Ausweg. Sie brüllte: «Peter! Peter! Hilf mir!»
42
Ackers hätte töten können vor Wut. Er stach mit seinem Zeigefinger bei jedem Wort auf die Brust von Wust ein. Wust wich keinen Zentimeter. Ackers war die längste Zeit sein Chef gewesen. Wenn jemand bei der Kripo auf dem absteigenden Ast war, dann er.
Wust schielte zu van Ecken. Der sollte ruhig mitkriegen, wie Ackers sich aufführte. Wust wollte am Ende dieses Spiels auf der Gewinnerseite stehen. Er träumte schon von einem festen Posten in der Sonderkommission. Zusatzausbildungen. Lehrgänge. Und endlich ein vernünftiges Gehalt. Je schlimmer sich Ackers aufführt, umso besser für mich, dachte er und blähte seinen Brustkorb auf. Soll er sich doch den Finger brechen.
Die Krawatte hing an Wusts Hals, als sollte er damit gelyncht werden. Ackers griff danach.
«Was hast du denen erzählt, du miese Ratte? Warum bin ich plötzlich draußen?»
Wust bekam kaum noch Luft. Er wollte sich aber auf keinen Fall wehren. Wie sah das in seiner Personalakte aus? Er musste jetzt die Nerven bewahren.
Er schickte einen fragenden Blick zu van Ecken. Der löste sich aus seinem Drehstuhl und erhob sich betont langsam, ja würdevoll. Er kam auf die beiden zu wie ein Gastgeber, der eine Zigarre anbieten will oder einen Cognac. Mit ruhiger Stimme sagte er: «Aber Herr Ackers. Sie benehmen sich jetzt wirklich ein bisschen unprofessionell. Ich kann Ihre Emotionen selbstverständlich verstehen. Aber hier sollte doch die Sache vor der…»
Ackers ließ Wust sofort los und krallte sich van Ecken. Er riss ihn zu sich heran.
«Halt’s Maul, Zwerg! Misch dich hier nicht ein!»
Dann stieß er ihn von sich weg. Van Ecken krachte gegen den Schreibtisch. Für einen Moment sah es so aus, als ob er in die Knie gehen würde. Er fasste sich an den Kopf. Ihm war schwindlig. Dann ordnete er seine Kleidung und griff zum Telefon.
Ackers benutzte wieder seinen Zeigefinger. Es war, als könne er van Ecken damit hindern, den Sicherheitsdienst zu rufen. «Leg auf!»
Van Ecken gehorchte tatsächlich.
Ackers atmete ein paar Mal tief durch. Er wusste, dass er das, was er jetzt tat, gleich bereuen würde. Aber er versuchte es trotzdem.
«Ihr braucht mich, um den Fall zu lösen. Ich kann euch das jetzt nicht im Detail erklären. Bitte, vertraut mir.»
Der Schweiß brach ihm aus. Sein wutrotes Gesicht wurde weiß. Nur die Narben der alten Pickel glühten noch wie brennende Inseln in seinem Gesicht.
«Der Mörder sucht meine Nähe. Er will Vivien. Und er will mich.»
Wust schaute Ackers an wie einen Wahnsinnigen, der mit einer Schnellfeuerwaffe auf dem Bahnhofsvorplatz Amok läuft.
Van Ecken räusperte sich und machte noch einen sachlichen Versuch: «Sie glauben also, persönlich in die Sache verstrickt zu sein, Herr Ackers?»
Während er diese sorgsam gewählten Worte sprach, bewegte er sich rückwärts zur Tür. Er wusste noch nicht, wie dieses Spiel ausgehen würde. Aber er ahnte, dass es kaum noch eine Möglichkeit für eine friedliche Lösung gab. Falls Ackers seine Dienstwaffe bei sich trug, könnte es im Gebäude zu einer Schießerei kommen. Er sah, dass der Mann völlig durchgedreht war. Der konnte für nichts mehr
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