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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ihre Schwägerin noch nie leiden können. Sie hatte immer zu Johannes gehalten. Hunderte Male, wenn er sich mit seiner Geliebten getroffen hatte, war er angeblich bei seiner Schwester gewesen. Seine Frau fing mittlerweile an, eifersüchtig auf die enge Bruder-Schwester-Beziehung zu werden.
    «Ich kann Schwierigkeiten bekommen, wenn ich das mache», gab er zu bedenken.
    «Ich weiß», sagte sie. «Ich habe bereits Schwierigkeiten. Machst du’s oder machst du’s nicht?»
    «Kann ich überhaupt Nein sagen?»
    «Nein, Brüderchen. Kannst du nicht.»
    Er hätte zu gerne erfahren, worum es ging, doch damit rückte sie nicht heraus. Sie sagte ihm nur Fahrzeugtyp, Farbe und Autonummer.
    «Okay, Schwesterherz. Ich bin in einer Stunde da. Spätestens in anderthalb. Ich liebe dich, Pummelchen.»
    «Ich dich auch, Schwachkopf.»

53
    Ackers war froh, als sie vor der Raststätte endlich den Blinker setzte. Im Restaurant ging sie als Erstes zur Toilette. Er fürchtete schon seit zwei Stunden, sich gleich in die Hose zu machen, zögerte aber jetzt einen Moment. Vielleicht hatte sie ihn längst bemerkt. Vielleicht war das ein simpler Trick. Nein, darauf fiel er nicht herein. Er setzte sich erst mal und beobachtete die Toilettentür.
    Nein, er hatte sich wohl geirrt. Sie rannte nicht sofort wieder heraus, stürmte zu ihrem Auto und versuchte zu entkommen. Sie ließ sich Zeit. Als sie zurückkam, bestellte sie.
    Ackers saß in Hörweite hinter dem Wirtschaftsteil der FAZ und fühlte sich ziemlich dämlich dabei. Sie nahm das Menü Nummer eins, Spargelcremesuppe, Leberkäse, Bratkartoffeln, Spiegelei, Salat und zum Nachtisch Apfelmus. Ackers wählte die Räucherforelle, dazu ein großes Bier. Noch vor wenigen Tagen hätte er es kopfschüttelnd abgelehnt, als Autofahrer Alkohol zu trinken. Jetzt ging er davon aus, dass der Alkohohl seine Sinne nicht trüben würde. Im Gegenteil. Im Moment war er auf eine zu hohe Frequenz eingestellt. Es war bestimmt eine gute Idee, sich ein wenig zu dämpfen, um wieder auf einen normalen Stand zu kommen.
    Die Gegenstände, die er berührte, erzählten ihm Geschichten. Er spürte den Kummer der Frau, die die Speisekarte geschrieben hatte. Sie litt an Knochenmarkkrebs, und sie wusste es. Die Zeitung hatte vor Ackers ein Mann in den Händen gehalten, der seit Tagen mit dem Gedanken spielte, sich das Leben zu nehmen. Er hatte die Sinnlosigkeit seines Daseins längst erkannt und wollte sich nur noch einen guten Abgang verschaffen.
    Jetzt wagte sich auch Ackers zur Toilette. Ich pisse wie ein Pferd, dachte er. Er hatte noch nie den Strahl mit solchem Druck aus sich herauszischen sehen. Er zielte auf den Chlorstein, und das dünne Ding brach in zwei Hälften. Ackers lachte. Er fühlte sich, als könnte er ein Loch in die Wand pinkeln. Wieso, dachte er, mache ich keinen Generalangriff? Warum spreche ich sie nicht einfach an? Vielleicht erzählt sie mir alles und führt mich zum Professor. Er hatte schon so viele hartgesottene Ganoven unter seinen Fragen zusammenbrechen sehen, warum sollte eine Putzfrau aus der Psychoklinik ihm standhalten?
    Ackers ging leichtfüßig auf seinen Platz zurück. Er hätte lossprinten können und fühlte sich, als könne er neben einem Auto herlaufen, ohne aus der Puste zu kommen.
    Marga Vollmers schaute ihn an. Er nickte ihr freundlich zu. Er tat so, als würde er sie in diesem Augenblick sehen.
    «Wir kennen uns aus der Klinik», sagte er. «Kommissar Ackers.»
    Sie nickte. «Ja, ich weiß.»
    «Darf ich mich zu Ihnen setzen?»
    Sie war gar nicht erstaunt, sondern bot ihm freundlich den Platz an. Die Getränke kamen. Sie prosteten sich zu und nahmen einen Schluck. Er erzählte ihr, dass er Urlaub machen wolle, und fragte sie nach ihren Plänen.
    Sie habe auch vor, Urlaub zu machen. Sie wolle zu ihrem Bruder. Etwas Besseres fiel ihr im Moment nicht ein. Dann war sie froh, im Gegensatz zu ihm eine Vorspeise gewählt zu haben, denn nun konnte sie ihre Spargelcreme löffeln, und er war am Zug. Zwar war die Suppe nur lauwarm, doch sie nahm sich mit jedem Löffel Zeit, führte ihn vorsichtig an die Lippen und pustete erst ausgiebig darüber. Sie genoss es, ihn zappeln zu lassen. Ackers ging schon der Gesprächsstoff aus. In ihm brannten die Fragen, die er stellen wollte. Ihm war jetzt gar nicht nach Smalltalk.
    Ob der Mord in der Klinik viel verändert habe, wollte er wissen. Sie zuckte nur mit den Schultern und pustete über ihren Löffel. Dann gab sie ihrer Verwunderung darüber

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