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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ausdruck, dass der Kommissar Urlaub machen könne, wenn doch der Fall noch gar nicht gelöst war. Oder ob er den Täter etwa schon habe?
    Ackers nahm einen großen Schluck Bier. Dann kamen endlich die Hauptgerichte. Er hatte zwei Räucherforellen auf dem Teller liegen, die Schwanzflossen nach oben gekrümmt. Sie glänzten goldbraun. Die Köpfe waren noch dran. Mit weit geöffneten Mäulern wie bei Fischen, die mit Haken geangelt wurden und nicht mit Netzen an Land gezogen. Bei der größeren Forelle war das Auge herausgequollen und lag auf den Kiemen. Der tote Fisch erinnerte Ackers in fataler Weise daran, wie hoch der Blutdruck in seinem Kopf war. Ihm hätten auch die Augen herausfallen können.
    Ackers musste sich beherrschen, um nicht einfach den Kopf auf den Teller zu senken und in die Fische hineinzubeißen. Wenn er die Augen schloss, sah er sie noch lebendig im Wasser gegen die Strömung schwimmen. So hätte er sie lieber gegessen, mit noch zuckenden Schwänzen und pochenden Herzen. Diese hier waren eigentlich längst im Stadium der Verwesung, künstlich konserviert in einem Räucherofen. Für den Hillruc in ihm war das Müll. Aber manchmal aßen Hillrucs eben Abfall. Auch die Gewürze beleidigten seine Geschmacksnerven. Aber wo gab es hier schon Rheanussisträucher?
    Marga Vollmers spießte genüsslich ein Stückchen Leberkäse auf die Gabelspitze und tunkte das Fleisch in das Eigelb. Sie drückte es damit auseinander. Die Haut platzte. Als sie die Gabel zwischen ihre Lippen schob, warf sie einen kurzen Blick aus dem Fenster. Sie lächelte merkwürdig.
    Ackers konzentrierte sich noch auf den Fisch. Er wollte ihn auf zivilisierte Art essen. Er hebelte am Rücken die Filetteile auseinander. Dann plötzlich wusste er, dass sie nicht gelächelt hatte, weil der Leberkäse so gut schmeckte. O nein! Xu in ihm schrie: Pass auf, Mensch! Sonst verlierst du dieses Spiel. Man speist nicht mit der Beute. Man jagt und erlegt sie.
    Ackers schaute aus dem Fenster hin zu seinem Auto. Es wurde gerade abgeschleppt. Er sprang auf.
    Marga Vollmers lehnte sich zurück. Ja, auf ihr Brüderchen war Verlass. Er hatte den Wagen von Ackers schon hochgebockt und fuhr jetzt los. Ackers rannte fluchend hinterher. Für einen Moment sah es so aus, als könnte er das Abschleppfahrzeug noch einholen. Für einen Moment. Der Hillruc in ihm trieb ihn zu Höchstleistungen an, doch sein menschlicher Körper versagte. Ackers rannte, bis er fast kotzen musste.
    Marga Vollmers rief die Bedienung. «Zahlen, bitte!»
    «Hat es Ihnen nicht geschmeckt?»
    «O doch. Es war sogar ganz vorzüglich.»
    Sie ging anders hinaus, als sie gekommen war. Sie hielt ihr Handy wie ein Schwert, die Antenne nach oben gerichtet. Es war ein gutes Gefühl, eine Siegerin zu sein. Am liebsten hätte sie den Professor sofort angerufen, um ihm zu berichten. Aber sie wusste, dass sie jetzt wegmusste, bevor Ackers ein neues Auto für sich aufgetrieben hatte.
    Als sich die Tür zum Restaurant hinter ihr schloss, klingelte ihr Handy. Sie hatte es sofort am Ohr. Aber es ertönte nicht die erotische Stimme des Professors, sondern das kraftvolle Lachen ihres Bruders.
    «Der ist ganz schön sauer geworden, Pummelchen. Ich weiß nicht, was der Typ dir angetan hat, aber zahl’s ihm heim! Und sieh zu, dass du jetzt Land gewinnst. Der ist echt wütend.»
    «Ich danke dir, Brüderchen. Mach dir keine Sorgen um mich.»
    «Wusstest du, dass noch einer im Auto war?»
    «Nein. Wer denn?»
    «Keine Ahnung. Als ich den Wagen hochbockte, sprang plötzlich so ein Halbstarker aus dem Kofferraum. Er ist einfach weggerannt. Hat mir keine Schwierigkeiten gemacht, die halbe Portion.»
    In dem Moment sah Marga ihn auf der anderen Straßenseite. Sie wusste seinen Namen nicht, aber sie hatte diesen Jungen schon gesehen. Einmal mit Julia, der Tochter von Schwester Inge, hinten auf seinem Motorrad. Ein paar Mal war er auch vor dem Kliniktor herumgeschlichen. Sie hatte keine Ahnung, was er hinten im Auto von Kommissar Ackers zu suchen hatte. Auf jeden Fall würde sie dem Professor davon berichten.
    Sie schloss ihren Polo auf. Am Ende der Straße kam Ackers angehetzt. Er taumelte und winkte in ihre Richtung.
    Marga fuhr direkt auf ihn zu. Er breitete die Arme aus. Er stand mitten auf der Straße. Sie konnte nicht links oder rechts vorbei. Seine Geste war eindeutig: Fahr mich tot oder halt an.
    Er würde schon zur Seite gehen. Der war doch nicht lebensmüde.
    Irrtum.
    Ackers ging merkwürdig in die Knie. Er

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