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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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können, trifft sich freiwillig mit ihnen.»
    «Sie können mir helfen, Professor. Nur Sie.»
    «Nein. Das kann auch meine Kollegin Zablonski. Wenden Sie sich an sie, aber zerfleischen Sie sie nicht gleich.»
    «Warum quälen Sie mich so?»
    «Ich quäle Sie nicht. Ich schütze Vivien.»
    «Das will ich auch. Ich bin Xu. Xu, verstehen Sie? Ich liebte Vivien, als sie noch Lin war. Ich will zu Ihnen kommen, um sie zu schützen. Vor Toi. Toi ist auch hier. Er wird versuchen, sie umzubringen. Mein Gott, das wissen Sie doch alles! Stellen Sie sich doch nicht so idiotisch an! Vielleicht haben wir beide gemeinsam eine Chance, sie vor Toi zu retten.»
    «Mein lieber Herr Ackers, wenn Sie noch einen Funken Verstand in sich haben, dann hören Sie mir jetzt genau zu: Ich werde Vivien in Sicherheit bringen. Ich habe sie die ganze Zeit beschützt. Wenn Sie in ihre Nähe kommen, werde ich Sie töten. Haben Sie mich verstanden? Ich werde Sie töten, wenn Sie sich ihr auch nur nähern!»
    Der Piepston aus dem Handy, der das Gespräch beendete, schmerzte in Ackers’ Ohren. Und ich krieg dich doch, dachte er. Ich krieg dich doch.
    Er fuhr bei Gelb über die Kreuzung und überholte dann den Twingo und den Eiswagen. Jetzt waren zwischen ihm und Marga Vollmers nur noch die beiden Wagen Sicherheitsabstand.
    «Führ mich zu ihm», sagte Ackers. «Führ mich zu ihm», und es klang wie eine Beschwörung.
    Er spürte das Kribbeln auf der Haut. Die Welt schien sich zu verlangsamen. Er konnte plötzlich genauer sehen. Er hätte jetzt als Geisterfahrer auf der falschen Seite der Autobahn mühelos dem entgegenkommenden Verkehr ausweichen können. Ja, genau so fühlte er sich. Wie ein Hillruc auf der Jagd, der Witterung aufgenommen hatte und den nun nichts mehr hindern konnte.
    Er versuchte, sich in Marga Vollmers’ Gedanken einzuklinken. Er hatte eine Ahnung davon, dass er das früher einmal gekonnt hatte. Die simplen Gedanken dieser kleinen dummen Menschen mit ihren lächerlichen Sorgen und Ängsten - er hatte sie abhören können wie einen Radiosender. Er hatte immer vorausgesehen, was sie planten. Sie waren so durchschaubar, so einfach gestrickt.
    Wieder meldete sich sein Verstand und mahnte ihn, nicht größenwahnsinnig zu werden. Er schob den Unterkiefer vor und gab Gas.
    Marga Vollmers nahm die Autobahnauffahrt. Ackers klebte jetzt direkt an ihr. Kein Sicherheitsfahrzeug mehr dazwischen. Er hetzte das Wild. Er spürte ihre Gedanken. Sie wollte zum Professor.
    «Keine Angst», zischte er, «ich will dir nichts tun. Führ mich nur zu ihm.»
    Dabei lösten sich kleine Speichelbläschen aus seinem Mund und flogen gegen die Windschutzscheibe.

51
    Der Professor war nach Bamberg gefahren, in die Gartenstadt. Dort, über einem kleinen italienischen Restaurant, wohnte Sina Berger, eine Exklientin von ihm.
    Als Sina zu ihm in die Klinik gekommen war, war sie auf einundvierzig Kilo abgemagert und schaffte es nicht mal mehr, vom Schlafzimmer bis in die Küche zu gehen. Schon im Flur fing der Horror an. Nur zwischen Schlafzimmer und Toilette bewegte sie sich einigermaßen angstfrei. Undenkbar, ein Auto zu fahren. Undenkbar, eine Liebesbeziehung zu haben. Undenkbar, einer Arbeit nachzugehen.
    Sie lebte jetzt wie andere Menschen auch. Das verdankte sie Professor Ullrich, davon war sie fest überzeugt. Er hatte ihr gezeigt, dass das, wovor sie sich fürchtete, ein paar hundert Jahre alt war. Sina wusste bis heute nicht, ob sie tatsächlich als Hexe verbrannt worden war oder ob sie sich das bei den Rückführungen nur eingebildet hatte. Doch eins wusste sie mit Sicherheit: Seitdem ging es ihr wieder gut. Sie hatte die Führerscheinprüfung gemacht, fuhr einen kleinen Wagen, arbeitete als Kellnerin in dem italienischen Restaurant unten im Haus und war verheiratet. Nur einmal hatte sie versucht, ihrem Mann Robert zu erzählen, was sie geheilt hatte. Das war der einzige Moment gewesen, in dem er sie wirklich für wahnsinnig gehalten hatte. Danach sprach sie nicht mehr darüber. Sie war gesund und das reichte ihr.
    Sina hatte dem Professor von unten aus dem Restaurant eine extragroße Portion Spaghetti gebracht. Ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten trank er dazu ein Weißbier. Sie war häufiger oben bei ihm in der Wohnung als unten bei den wenigen Gästen und fragte ihn, ob er noch eine Portion wolle. Natürlich musste er nicht bezahlen. Sina war sich darüber im Klaren, dass er gesucht wurde, aber sie würde ihn niemals verraten.
    Der Professor wusste,

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