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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sturm mit 200 Stundenkilometern auf der Kirmes zunächst eine Würstchenbude umkippte und dann das Riesenrad zusammenbrechen ließ, als sei es aus morschem Holz. Im Grunde war es ein Tornado, doch die Reporterin in den Lokalnachrichten sprach verharmlosend von einer Windhose.
    Schwester Inge fand Dana am Fenstergitter zappelnd wie eine Marionette, die nur noch an einem einzigen Faden hängt.

    Am Morgen machte die Putzfrau Marga Vollmers eine grausige Entdeckung.
    Die Fenster in der Geschlossenen konnten nur mit einem Spezialschlüssel geöffnet werden. Es war Vorschrift, dass sie immer geschlossen blieben. Damit sollte Flucht- und Suizidabsichten vorgebeugt werden. Frau Dr.Sabrina Schumann war stolz darauf, dass ihr Haus nie wie andere ins Gerede gekommen war, weil verwirrte Patienten durch die Innenstadt irrten.
    «Die Geschlossene», pflegte sie zu sagen, «heißt Geschlossene, weil dort niemand herauskommt, wenn wir das nicht ausdrücklich erlauben.»
    Trotzdem öffnete Marga die Fenster jeden Morgen bei Dienstantritt, also noch bevor die Nachtschicht abgelöst wurde. Die Patientenzimmer waren dann verschlossen, es war die stillste Zeit im Haus, die Ruhe vor dem Sturm. Selbst die notorischen Nachteulen und Nichtschläfer schnarchten kurz vor Sonnenaufgang. Dann war die Zeit günstig, mal richtig durchzulüften.
    Marga traute der Klimaanlage nicht. Seit sie das Ding vor mehr als zwanzig Jahren eingebaut hatten, war der Verbrauch an Papiertaschentüchern rapide gestiegen. Sie musste es schließlich wissen. Sie füllte die Vorratsbehälter und leerte die Papierkörbe. Dies ständige Geniese in den Fluren und Zimmern, diese ewige Heiserkeit und die roten, verschnupften Nasen - das alles führte sie eindeutig auf die Klimaanlage zurück, die sie immer nur «das elende Scheißding» nannte.
    An diesem Morgen spürte Marga so ein merkwürdiges Kribbeln, als sie das große Fenster im Flur öffnete. Es quietschte. Immer wieder vergaß sie, Öl dafür mitzubringen, und den Hausmeister konnte sie schlecht bitten. Das Ding bewegte sich kaum noch in den Scharnieren, sie musste ihr ganzes Körpergewicht dagegen stemmen.
    Da sah sie den Blutspritzer. Von außen. Sie wusste sofort, dass das Blut war und keine Farbe. Sie spähte nach unten. Dort lag in den Rabatten ein großes, blutiges Etwas. Es sah aus, als habe dort ein Wahnsinniger ein Tier geschlachtet. Ein Schwein oder ein Kalb. Innereien hingen aus dem aufklaffenden Leib.
    Marga befürchtete, dass doch jemand getürmt und dann - ohne Medikamente - durchgedreht war. Vielleicht, spekulierte sie flüchtig, hat er einen Hund getötet. Einen sehr großen Hund.
    Das musste unbedingt vertuscht werden. Dr.Sabrina Schumann und Professor Ullrich werden mir dankbar sein, wenn ich jetzt das Richtige tue, dachte sie. Sie durfte das nicht an die große Glocke hängen. Die Spuren mussten beseitigt werden, bevor die Frühschicht kam.
    Sie lief zu dem Münzfernsprecher im Flur. Natürlich hätte sie auch den Dienstapparat benutzen können oder das Telefon in der Teeküche, aber das war ihr zu weit. Während sie auf den Anschluss wartete, zog sie die Telefonschnur lang, um möglichst nahe ans Fenster zu kommen. Gebannt starrte sie auf das blutige Fleisch da unten, als könne es sich jeden Moment auflösen und als Illusion entpuppen.
    Jetzt klingelte es schon zum dritten Mal bei Frau Dr.Schumann. Marga überlegte, wem sie eine solche Tat zutraute. In all den Jahren hatte sie ein Gespür für Irre bekommen. Sie wusste sofort, wer friedfertig blieb und wer zu Gewaltausbrüchen neigte. Aber so etwas? Nein, sagte sie sich, Dana bestimmt nicht, obwohl die verdammt wild werden kann. Das Mädchen war für so etwas einfach zu schwach. Es musste ein großer Hund gewesen sein, ein verdammt großer. Ein Bernhardiner. Mikey Schröder hatte vielleicht so viel Kraft oder …
    Da sah sie den abgerissenen Kopf.
    Sie ließ den Hörer fallen und kreischte. Sie schrie, bis sie kleine schwarze Punkte sah. Die Punkte flogen auf sie zu und hüllten sie ein.
    Als sie aus der Ohnmacht erwachte, lag Marga Vollmers an einem Tropf. Dichter Nebel schien über dem Zimmer zu liegen, er verwischte die Konturen und dämpfte die Stimmen der Menschen. Marga schloss die Augen gleich wieder, aus Sorge, ihr könnte zum Brechen schlecht werden. Sie wusste immer genau, was sie gegessen hatte. An diesem Morgen waren es vier Brötchen gewesen, zwei mit Wurst, eins mit altem Gouda und eins mit Buko und Himbeergelee. Dazu einen

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