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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Fingerkuppen und ihre Augenlider Kontakt hatten, schienen glühende kleine Kugeln auf sie zuzufliegen. Sie sah mit geschlossenen Augen eine Art Kosmos. Mit Sternen, Sonnen und Lichtern, die nur kurz aufblitzten und sofort verglühten.
    Er kniete jetzt vor ihr. Das wusste sie, ohne hinsehen zu müssen.
    Sein Ton wurde weinerlich. «Sie werden versuchen, dich mir wegzunehmen. Aber du musst dich nicht fürchten. Ich werde dich beschützen. Rede nicht mit ihnen, schweig sie einfach an. Sie werden versuchen, in dich zu dringen. Lass es nicht zu. Nimm keine Medikamente von ihnen. Nur, was ich dir gebe. Wenn ein Doktor Rottmann dich untersuchen will: Glaub ihm nichts. Er ist schlecht. Ein böser Mann.»
    «Ist er ein Hillruc?»
    Etwas tropfte auf Viviens Bein, eine Träne.
    «Ich weiß es nicht, Vivien. Ich habe keine Ahnung. Meinst du, die Hillrucs sind hier, auf der Erde, im Jetzt?»
    Sie nickte. «Ja. Sie suchen mich.»
    «Ich weiß, Vivien. In deinen Träumen. Aber doch nicht in der Wirklichkeit. Oder?»
    «Und ob. Manchmal spüre ich ihre Nähe. Nachts.»
    Plötzlich stellte Vivien sich vor, wie Professor Ullrich ihre Augen eindrückte wie die von dem Gummikopf. Wie seine Finger in ihr Gehirn drangen.
    Genau in dem Moment ließ er sie los. Er strich ihr noch einmal übers Haar, dann richtete er sich auf und begann so sachlich und ruhig wie möglich zu sprechen. «Was hast du mit Dana gemacht? Du hast versprochen, es zu sagen, wenn du zur Kirmes darfst. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt.»
    Vivien ergriff seine rechte Hand und rieb ihr Gesicht daran. Sie liebte seine Hände. Die hatten etwas, das sie noch nie bei einem Menschen gespürt hatte. Es war, als würde er mit den Händen denken. Sie kamen ihr intelligent vor und gütig. Sie sprach zu den Fingern: «Ich habe ihr gesagt, dass sie keine Angst mehr haben muss. Dass der Hillruc seine Wahl getroffen hat und sie ruhig wieder essen kann.»
    «Der Hillruc hat seine Wahl getroffen - was meinst du damit?»
    Sie drückte ihr Gesicht fester gegen seine Hand. Er wusste sofort, was los war. Als Reinkarnationstherapeut hatte er mittlerweile weit über hundert Menschen in frühere Leben zurückgeführt. Manche durch Hypnose, andere durch Tiefenentspannung oder holotropes Atmen. Bei Vivien geschah es immer wieder ohne jede Vorbereitung. Ein Wort reichte aus. Ein Gedanke, und sie sauste nach Thara, wie andere mit einem Fahrstuhl in das nächste Stockwerk fahren. Die Tür ging auf, und man stand vor unbekannten Leuten auf einem unbekannten Flur.
    Statt zu antworten, stöhnte sie nur. Er konnte sehen, wie ihre Augäpfel sich unter den geschlossenen Lidern rasch hin und her bewegten. Sie war am Rand der Panik.
    «Ich will das nicht.»
    «Was passiert, Vivien?»
    «Wer ist Vivien? Ich bin Uta.»
    «Entschuldige, Uta. Du siehst einem Mädchen sehr ähnlich, das ich kenne. Sie heißt Vivien.»
    «Das bin ich nicht.»
    «Ich weiß. Du bist Uta.»
    «Ja.»
    Vorsichtig griff er in die Innentasche seiner Jacke und schaltete das Diktiergerät ein. Er durfte sie auf keinen Fall stören.
    «Warum hast du solche Angst, Uta? Berichte mir, was passiert.»
    «Ich will das nicht.»
    «Was willst du nicht, Uta?»
    «Der Hillruc. Er darf sich eine von uns aussuchen. Er kommt jeden Tag und guckt, ob schon eine so weit ist.»
    «Wie weit?»
    «Na, dick genug. Er nimmt nur die mit, die dick genug sind. Mich nicht. Ich esse nichts mehr, seitdem ich hier bin. Sieh nur. Ich bin ganz dürr.» Sie reckte ihm die Arme entgegen.
    «Ja», sagte er beschwichtigend. «Ganz dürr. Und die anderen, essen die auch nichts?»
    «Ein paar schon. Die sagen, ist doch egal. Er wird uns sowieso alle holen, da können wir uns auch satt essen. Es gibt gute Sachen. Ich habe nie zuvor so gutes Essen bekommen. Aber darauf falle ich nicht rein. Ich nicht.»
    «Wo bist du genau?»
    «Na, im Käfig. Wie die anderen.»
    «Wie viele seid ihr?»
    «Weiß nicht. Viele.»
    «Kannst du zählen?»
    Sie antwortete nicht. Ihr Atem wurde schneller. Sie presste die Luft heftig heraus und saugte sie sofort wieder ein.
    Er fragte einfach weiter, kontrollierte nur einmal mit einem flüchtigen Blick das Aufnahmegerät.
    «Woraus ist der Käfig? Holz? Eisen?»
    «Ata-Knochen.»
    «Ata-Knochen?»
    «Ja. Sie haben einen gefangen und getötet.»
    «Wer?»
    «Die vom Dorf. Aus Droba. Aber das ist schon lange her.»
    «Bringen die vom Dorf euch auch das Essen?»
    «Ja. Jetzt wieder.»
    «Warum tun sie das?»
    «Für die Hillrucs.»
    «Sind

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