Karma-Attacke (German Edition)
ein Baby.»
«Von Fuchs?»
«Natürlich von Fuchs.»
«Und - weiß er es?»
«Ja. Er freut sich sogar. Er will mich heiraten. Seine Frau ist gestorben.»
«Und du willst ihn nicht heiraten?»
«Nein. Lieber sterbe ich.»
«Wie alt ist Fuchs?»
«Ich weiß nicht. Ganz alt.»
«Was machst du jetzt, Maria?»
«Ich stelle mich auf die Fußbank.»
«Und jetzt?»
«Jetzt trete ich sie um.»
Ackers schwieg eine Weile. Hinter seinen geschlossenen Lidern bewegten sich die Augäpfel hektisch hin und her.
«Bist du jetzt tot?», fragte Professor Ullrich.
«Ja. Ich kann mich da baumeln sehen.»
«Du kannst dich sehen?»
«Ja. Ich bin raus aus meinem Körper.»
«Was ist das für ein Gefühl?»
«Ein gutes Gefühl. Ich kann alles sehen. Ich werde jetzt von hier weggehen.»
«Hasst du diese Menschen?»
Ackers schüttelte den Kopf. «Nein. Sie sind mir ganz egal geworden.»
«Wo bist du jetzt?»
«Ich schwebe.»
«Wirst du wieder auf die Erde zurückkommen? Wirst du wieder Mensch werden?»
Ackers’ Stimme war hell. Er sang fast. «Ich weiß nicht. Warum sollte ich? So ist es viel schöner.»
«Hast du etwas gelernt aus deinem Leben?»
«Gelernt?» Ackers stöhnte. «Ja. Dass man ein Kind nicht so wehrlos lassen darf. Ich war so allein. Ich hätte so sehr jemanden gebraucht, der mir hilft. Jemanden, der mir zuhört. Jemanden, der mich ernst nimmt. Jemanden, der mich beschützt.»
Professor Ullrich befühlte seine Beine. Sie waren eingeschlafen. Das passierte ihm nicht oft. Er war es gewohnt, bei einer Rückführung so im Schneidersitz hinter dem Klienten zu hocken und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Er stand auf und bog die Beine durch. In den Waden kribbelte es bis hinauf zu den Knien. Unter seinen Füßen fühlte es sich an, als würde er über ein Nadelkissen gehen.
«Es wird nun Zeit, wieder ins jetzige Leben zurückzukehren. Verabschiede dich jetzt von deinem Leben als Maria. - Herr Ackers, wenn Sie wollen, lassen Sie es noch einmal Revue passieren. Ich zähle jetzt langsam von eins bis fünf. Wenn ich bei fünf angekommen bin, werden Sie sich wieder ganz im Hier und Jetzt befinden. In meinem Haus auf meinem Futon. Sie werden sich gut und entspannt fühlen und sich an alles erinnern. Aber langsam. Schritt für Schritt.
Eins … Steigen Sie wieder in den Fahrstuhl.
Zwei … Sie werden sich gleich an alles erinnern.
Drei …»
Professor Ullrich schaute das Tonband an. Ihn überfielen plötzlich Zweifel, ob er auch den Aufnahme- und Startknopf gleichzeitig gedrückt hatte. Bei jeder Rückführung fiel es ihm schwer, sich auf technische Dinge zu konzentrieren. Es war manchmal, als ginge ihm das Wissen dieser Zivilisation verloren. Er benutzte immer noch dieses alte Gerät, obwohl es ihn schon ein paar Mal im Stich gelassen hatte. Das tat es diesmal glücklicherweise nicht. Er schaltete es aus.
«Vier … Gleich haben Sie es geschafft.
Fünf … So, jetzt atmen Sie ein paar Mal tief durch und öffnen dann die Augen. Die Rückführung ist für heute beendet.»
Ungläubig sah Ackers den Professor an. Er richtete sich auf. Er musste sich auf die Arme stützen. Ihm war ein bisschen schwindlig. Aufgewühlt von den hochgekommenen Gefühlen konnte er kaum sprechen, doch seine Stimme hatte schon wieder den gewohnten männlichen Klang.
«Ich habe … ich war … ich kann es nicht fassen.»
Professor Ullrichs Blick lag wohlwollend auf Ackers. «Sie müssen jetzt nicht reden, wenn Sie nicht wollen. Es gibt viel zu verarbeiten. Wenn Sie sprechen wollen, bin ich für Sie da.»
Ullrich nahm die Kassette aus dem Tonband und reichte sie Ackers. Der nahm sie und schaute sie dankbar an. Er klammerte sich daran wie an einen Rettungsring.
Der Professor lächelte. «Es ist wirklich alles drauf. Ich hab es noch mal überprüft. Technik ist nicht gerade mein Fachgebiet.»
«Wie haben Sie das gemeint, ob ich was daraus gelernt habe?»
«Na, das wissen Sie doch wohl selbst am besten. Warum sind Sie Kripobeamter geworden, hm?»
Ackers sah ihn groß an. Also beantwortete Professor Ullrich die Frage selbst.
«Ihnen ist großes Unrecht widerfahren, und es war niemand da, der Ihnen geholfen hat. Aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus haben Sie sich im neuen Leben für die andere Seite entschieden.»
Ackers setzte sich und rieb unwillkürlich seine Füße, als müsste er sich vergewissern, dass sie noch da waren. «Sie meinen, dass ich jetzt noch davon beeinflusst werde?»
«Aber sicher», lachte Professor
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