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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Stimme: «Ja.»
    «Bitte gehen Sie in diesen Fahrstuhl. Der Fahrstuhl kann Sie in ein früheres Leben führen. Steigen Sie ein.»
    Ein Teil von Ackers’ Wachbewusstsein machte sich über die Situation lustig. Er versuchte einen Scherz zu machen.
    Hoffentlich bleiben wir nicht stecken. Es ist schon schlimm genug, zwischen dem dritten und vierten Stockwerk zu hängen. Aber gleich zwischen zwei Leben. Dann kriegt man keine Handwerker, wie meistens.
    Diese Gedanken waren da, doch sie waren weit weg. Ackers trat in den Fahrstuhl. Er konnte darin alles erstaunlich gut erkennen. Es war ein sehr alter, knarrender Fahrstuhl. Die Stockwerke waren mit Messingschildern gekennzeichnet. Der Raum war mit Mahagoniholz vertäfelt. Eine kupferne Stange an der Wand lud zum Festhalten ein. Es roch nach Lavendel. Wahrscheinlich war hier vorher eine ältere Dame ausgestiegen.
    «Der Fahrstuhl fährt jetzt mit Ihnen nach unten. Bestimmen Sie selbst, wann er anhalten soll.»
    Ackers schluckte trocken und verspürte den inneren Drang, jetzt den Fahrstuhl zu stoppen. Die Tür blieb aber geschlossen.
    Ackers sah seine Hand, die sich an der Kupferstange festhielt, und starrte auf die Fahrstuhltür.
    «Nun öffnet sich die Tür, und Sie treten heraus. Vor Ihnen ist ein Tunnel aus Licht. Sie befinden sich in einem früheren Leben, wenn Sie den Fahrstuhl verlassen. Tun Sie es.»
    In seinem inneren Erleben trat Ackers ohne Zögern ins Licht hinaus. Aber er konnte nichts erkennen.
    Eine Weile stand er so, geblendet vom Licht, und fühlte sich irgendwie körperlos. Leicht. Vorhanden, aber trotzdem nicht wirklich da.
    «Schauen Sie nach unten auf Ihre Füße. Können Sie sie sehen?»
    Ackers schaute nach unten und tatsächlich, da zeigten sich in dem Licht Füße, und er wusste, es waren seine. Er konnte sie bewegen. Die Perspektive stimmte genau. So sah er auch seine eigenen Füße, wenn er ging. Er hatte nicht den Hauch eines Zweifels: Dies waren seine Füße.
    Aber sie waren zierlicher.
    «Tragen Sie Schuhe?», fragte Professor Ullrich. «Haben Sie Lappen an den Füßen? Sind Sie barfuß?»
    «Ich bin barfuß.»
    «Dann schauen Sie sich jetzt Ihre Hände an.»
    Ackers sah sie. Er konnte sie bewegen. Es waren unzweifelhaft seine. Sie gehorchten seinem Willen Und trotzdem lehnte er sich dagegen auf.
    Er atmete widerwillig und sprach mit stockender Stimme. «Das sind … Frauenhände. Ich habe lackierte Fingernägel. Ich trage einen kleinen goldenen Ring.»
    «Sind Sie verheiratet?»
    «Nein. Das ist ein Ring mit einer Perle drin. Ein Geschenk von meiner Großmutter … Woher zum Teufel weiß ich das?»
    «Lebt sie noch?»
    «Nein. Sie ist tot.»
    «Können Sie noch mehr von sich sehen?»
    «Ja. Ich bin … in einem Waldschwimmbad? An einem See? Ich trage einen Badeanzug. Ich laufe zum Wasser. Es ist warm.»
    «Wie alt sind Sie?»
    «Siebzehn. Ja, ich werde siebzehn. Ich habe bald Geburtstag.»
    «Wie heißen Sie?»
    «Maria. Ich heiße Maria.»
    «Und mit Nachnamen?»
    «Wilbur. Maria Wilbur.»
    Fast wütend mischte sich sein Verstand ein. Das ist kein früheres Leben. Mach dich doch nicht lächerlich. Das sind Szenen aus einem Film, an den du dich erinnerst. Den Namen hast du gerade erfunden.
    «In welchem Land befinden Sie sich?»
    «Ich wohne in Berlin.»
    «Wo da?»
    «In der Lindenstraße. Über dem Geschäft.»
    «Welchem Geschäft?»
    «Anzüge. Hüte und…»
    Ackers wollte diese Fragen nicht beantworten. Etwas anderes war ihm wichtiger. Irgendetwas stimmte nicht. Er spürte, dass Maria Angst hatte. Es war so ein schöner, sonniger Tag. Das Wasser kühlte die Haut. Sie konnte gut schwimmen. Das war es nicht, wovor sie sich fürchtete. Aber ihre Angst war groß, und sie wollte sie nicht zeigen. Sie verstand nicht, warum ihr all diese belanglosen Fragen gestellt wurden, wo sie wohnte und wie sie hieß. Warum interessierte sich niemand für das, was wirklich mit ihr geschah?
    Professor Ullrich redete jetzt nicht mehr zu Ackers, sondern zu der siebzehnjährigen Maria. Er duzte sie einfach. «Maria?»
    «Ja?»
    «Gehört das Geschäft deiner Familie oder arbeitest du da?»
    «Nein, das Geschäft gehört uns nicht. Meine Eltern arbeiten da. Meine Mama macht den Haushalt für Herrn Fuchs. Und mein Papa ist in der Schneiderei.»
    «Und du? Was machst du?»
    «Ich helfe in der Küche.»
    «Was ist mit dir? Hast du Angst, Maria?»
    Ackers nickte heftig. Er sprach mit weicher, weiblicher Stimme. «Ich … ich will nach Hause.»
    «Du bist doch im

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