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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sauerstoff durch die Nase ein- und auszupusten, machte sie es jetzt durch den Mund. Sie wusste, dass sie sich so mit schneller Energie aufladen konnte. Sie hatte es oft probiert.
    Dann sprang sie über die Leitplanke und rannte.
    «Vivien! Vivien!» Schneider wollte sofort hinterher.
    Der Bofrost-Fahrer hielt ihn fest. «Moment, Bürschchen. Du bleibst hier, bis die Polizei kommt.»
    «Meine Tochter! Ich muss …»
    «Keine Angst, die kommt schon wieder.»
    «Bitte! Ich zahle alles! Sie können sich darauf verlassen. Ich werde keine Schwierigkeiten machen. Meine Versicherung …»
    «Du bleibst hier!»
    Das Gras ging Vivien fast bis zur Hüfte. Sie lief hinunter zur Ichte, ohne sich um die Männer zu kümmern.
    «Hören Sie, meiner Tochter geht es nicht gut. Ich habe sie eben erst aus der Psychiatrie geholt. Ich kann sie nicht einfach so laufen lassen.»
    «Du gehörst selber in die Klapsmühle.»
    Richard Schneider sah ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu diskutieren. Er rannte einfach los. Doch da hatte er sich verrechnet. Der Fahrer war mit der für manche dicke Menschen typischen Behändigkeit schneller als Viviens Vater. Er schnaufte und schlug zu. Schneider ging zu Boden. Alles um ihn herum wurde schwarz.
    Als er die Augen wieder öffnete, schmeckte er Blut und sah in ein Polizistengesicht. Höflich bat der Beamte ihn um die Papiere.
    Schneider richtete sich auf. Er war noch etwas wacklig auf den Beinen und hatte Schwierigkeiten beim Sprechen, aber sonst ging es ihm gut. Er hatte das Gefühl, er hätte eigentlich im Gesicht einen brennenden Schmerz spüren müssen, dort, wo ihn der Schlag getroffen hatte. Das war aber nicht so.
    Er schaute sich um. Von Vivien keine Spur.

30
    Der Tannenweg war eine einspurige Asphaltstraße, an der sich rechts und links Wassergräben entlangzogen. Nummer fünfzehn war ein alter, verfallen wirkender Bauernhof. Die Zäune aus unbehandeltem Holz waren morsch, in der Wiese lag Stacheldraht. Obwohl das Dach neu gedeckt war, konnte doch nur ein Teil des Gebäudes bewohnt werden. Das Fachwerk musste noch ausgebessert werden, und die meisten Fensterrahmen hielten keine Glasscheiben, sondern nur Pappquadrate. Vier Fenster waren durch Doppelglasscheiben ersetzt.
    Als Ackers das Gehöft sah, schüttelte er verständnislos den Kopf. «Wie kann sich ein Stadtmensch wie Schneider so ein Ding an die Füße hängen? Das ist doch ein Lebenswerk. Daran renoviert er die nächsten fünfundzwanzig Jahre.»
    Wust verzog nur den Mund. Auch er hätte so ein Gebäude nicht mal geschenkt haben wollen.
    Professor Ullrich stand hinten bei den Weiden. Er hatte das Haus bereits mehrfach weiträumig umlaufen. Ein paar Hühner flatterten aufgeregt auseinander, als der Professor die Hand hob und Ackers und Wust zuwinkte. Die beiden blieben vor ihrem Fahrzeug stehen und warteten, bis der Professor bei ihnen war.
    Wust wollte die Gesprächsführung übernehmen und fragte: «Was machen Sie denn hier, Herr Professor?»
    Ackers würgte Wust sofort ab. «Komisch. Woher habe ich nur gewusst, dass wir uns hier treffen würden?»
    Irritiert schwieg Wust. Zwischen dem Professor und Ackers lief etwas, das er nicht verstand.
    Professor Ullrich lächelte. «Ich will mir ansehen, wo Vivien jetzt leben soll. Ich nehme an, man wird mir nicht verbieten, sie zu besuchen, oder? Und Sie, Kommissar Ackers, warum sind Sie hier? Kommen Sie, um Vivien zu beschützen?»
    Ackers zögerte einen Moment mit der Antwort. Dabei hielt er Wust mit einem scharfen Blick unter Kontrolle. Wust begriff. Er sollte gefälligst den Mund halten.
    Der Kommissar schlug nach einer Mücke an seinem Hals. «Lassen Sie uns ins Haus gehen. Die Viecher fressen mich sonst auf.»
    Ungeduldig klingelte Ackers. Aber die Klingel funktionierte nicht. Er klopfte heftig, drehte sich dann um und sah Professor Ullrich langsam auf die Eingangstür zuschreiten. Ihm schienen die Mücken nichts anhaben zu können.
    Ulla Schneider öffnete die Tür. Sie rechnete mit ihrem frisch gebackenen Ehemann und war ganz darauf eingestellt, nett zu Vivien zu sein, um ja nicht in das Fahrwasser «böse Stiefmutter» zu geraten. Wust und Ackers drängten sich an ihr vorbei in den Flur.
    Nur der Professor blieb vor der Tür stehen, reichte ihr die Hand und sagte: «Entschuldigen Sie bitte unser merkwürdiges Auftreten, aber die Herren befürchten, Mückenfutter zu werden.»
    «Ja, wer sind Sie denn überhaupt?»
    «Darf ich mich vorstellen - Professor Peter Ullrich. Ich habe

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