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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kollegen mit den Augen, endlich aufzustehen und eine erwachsenere Haltung anzunehmen.
    Professor Ullrich antwortete scharf: «Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen Ihnen und einem Wesen wie Vivien. Sie würden es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Vivien könnte überhaupt nicht schlafen. Sie bekäme schon nach kurzer Zeit rasende Kopfschmerzen, würde von einer unerträglichen Unruhe ergriffen, und wenn man dann dumm genug wäre, ihr ein Beruhigungsmittel zu verpassen oder ein Schlafmittel, würde man ihr entsetzliche Albträume bescheren.»
    Er blickte der erschrockenen Ulla Schneider hart ins Gesicht. «Wenn man Vivien auf diesem Bett festschnallt, ist das eine Art Folter für sie. Ist Ihnen das klar?»
    «Aber… es hat doch niemand vor, sie festzuschnallen», verteidigte sie sich. «Meinetwegen können wir das Bett auch umstellen. Was ist denn so wichtig daran, mit dem Kopf nach Norden zu liegen?»
    Der Kommissar nickte. Das wollte er auch wissen.
    «Dort ist der erdmagnetische Mittelpunkt.»
    Ackers kratzte seine juckenden Mückenstiche am Hals. Auf der Haut bildeten sich rote Allergieflecken. Er zuckte mit den Schultern. «Das wusste ich nicht, Herr Professor.»
    «Ich auch nicht», schloss sich Wust seinem Chef an und stand nun vom Bett auf.
    Ulla Schneider brachte die Bettdecke wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. «Ich habe davon noch nie etwas gehört», entschuldigte sie sich.
    Professor Ullrich drehte sich um und ging zur Tür, als seien dieses Zimmer und die Menschen darin für ihn restlos indiskutabel geworden. Im Hinausgehen ließ er einen letzten vernichtenden Satz fallen: «Es wirft Ihnen ja niemand vor, dass Sie es nicht wissen. Aber stimmt es nicht bedenklich, dass Sie es auch nicht fühlen?»
    Er durchschritt den Flur mit großen Schritten und hörte noch, wie Wust hinter ihm zu Ulla Schneider sagte: «Machen Sie sich nichts draus. Der ist immer so.»
    Wust ging dabei mit seiner offenen Hand vor dem Gesicht hin und her, als müsse er eine Scheibe wischen. Er verdrehte die Augen nach oben. «Professoren.»
    Ohne sich umzudrehen, sagte Ullrich: «Ich habe das gesehen, Wust! Spielen Sie eigentlich nur Kommissar, oder sind Sie auch einer?» Dann öffnete er die Tür nach draußen.
    Ulla wandte sich jetzt an Wust und Ackers: «Kommissar? Was soll das heißen? Sind Sie denn von der Polizei?»
    Wust schaute Hilfe suchend zu Ackers. Der nickte und zog seinen Dienstausweis.
    Ulla Schneider war offensichtlich nicht gut auf die Kripo zu sprechen. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften: «Na, das ist ja noch schöner …»
    In dem Moment hielt draußen ein Taxi. Richard Schneider stieg aus. Ulla sah sein lädiertes Gesicht und stürmte an Professor Ullrich vorbei zu ihrem Mann.
    Der Taxifahrer verlangte neunundachtzig Euro. Schneider hielt ihm einen Hunderter hin und wartete nicht aufs Wechselgeld. Er berichtete hastig und mit hängenden Schultern: «Sie ist weggelaufen. Auf der Autobahn. Ich wollte hinterher, aber…»
    Ullrich interessierte sich für diese Einzelheiten ebenso wenig wie Ackers. Beide fassten einen Arm von Schneider und zogen ihn von seiner Frau weg.
    Ackers zeigte auf Schneiders geschwollenes Gesicht: «War das Vivien?»
    Gleichzeitig brüllte Professor Ullrich: «Sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie damit sagen, dass dieses hochpsychotische Kind ohne jede Betreuung irgendwo herumirrt?»
    «Was kann ich denn dafür, wenn …»
    Schneider konnte nicht weitersprechen. Die linke Hand von Professor Ullrich packte seinen Kehlkopf wie ein stählerner Greifarm. Ein lähmender Schmerz ließ sofort alle Kraft aus Schneider weichen. Willenlos schien er sich dem Professor auszuliefern.
    «Nicht, Mann! Sie zerquetschen ihm ja den Kehlkopf!», schrie Ackers und wollte Professor Ullrichs Arm umdrehen, umso den tödlichen Griff zu lockern.
    Ackers war ein guter Nahkämpfer. Er versuchte seinen Lieblingsgriff. Einfach, wirksam, schmerzhaft und ohne spätere Spuren. Den Arm des Gegners auf den Rücken drehen, die Handwurzel hoch bis in den Nacken schieben und die Haare packen.
    Nicht so bei Professor Ullrich. Als Ackers zugriff, verstärkte er dadurch nur den Druck auf Schneiders Kehle.
    Die Gesichter von Ackers und Ullrich waren so nah aneinander, dass jeder den Atem des anderen beim Sprechen spürte.
    «Lassen Sie den Mann los!»
    «Warum verhaften Sie diesen Idioten nicht endlich?», schrie der Professor. «Wissen Sie überhaupt, was er anrichtet? Wenn Sie wüssten, dass ein Vater sein Kind

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