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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Vivien in der Klinik behandelt. Ich wollte gern ihre neue Umgebung kennen lernen.»
    Sofort zeigte sich Ulla Schneider von ihrer Schokoladenseite. Freundlich bat sie den Professor herein und schloss hinter ihm die Tür.
    «Die beiden Herren stellen sich wohl am besten selbst vor», lächelte der Professor.
    Ulla Schneider überprüfte mit einem Blick in den Spiegel an der Garderobe ihre Haare. Sie hatte sich nicht geschminkt. Für das erste Treffen mit ihrer Stieftochter sei das nicht angebracht, hatte sie gedacht.
    Ulla hatte ein ähnliches Schicksal wie Vivien gehabt. Ihre Mutter war zwar nicht ermordet worden, hatte aber die Familie verlassen und war zu einem anderen Mann gezogen. Als Ulla neun war, kam eine zweite Mutter ins Haus. Sie war wunderschön und legte sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Von Anfang an hatte Ulla in einer üblen Konkurrenzsituation gesteckt. Die neue Mama hatte den größeren Busen, die schöneren Beine und viel mehr von Papis Aufmerksamkeit, als die Tochter je kriegen konnte. Im Laufe der Jahre hatte sie begonnen, diese Frau zu hassen. Auf keinen Fall wollte sie, dass es zwischen ihr und Vivien genauso würde. Deshalb hatte sie sich bewusst nicht besonders sexy zurechtgemacht und nur ein wenig Wimperntusche aufgetragen.
    Jetzt tat es ihr Leid. Wenn sie geahnt hätte, dass drei Männer überraschend zu Besuch kommen würden, hätte sie sich mehr Mühe gegeben. Sie mochte es, vor Männern gut auszusehen. Sie liebte ihre bewundernden Blicke.
    Ackers und Wust kamen gar nicht mehr dazu, sich als Mitarbeiter der Kripo vorzustellen. Für Ulla Schneider gehörten sie irgendwie zum Professor. Er war für sie durch sein erhabenes Auftreten ohnehin die Hauptperson. Professoren hatten ihr schon als junges Mädchen Respekt eingeflößt. Noch heute war ein Professorentitel für sie Ausdruck des höchsten Grades an Weisheit, den ein Mensch erreichen konnte.
    Da sie natürlich wusste, welch verfallenen Eindruck der Bauernhof von außen machte, war sie besonders bemüht, den bereits renovierten Teil vorzuführen. Auf dem Weg zu Viviens Zimmer öffnete sie sogar die frisch abgeschliffene Schlafzimmertür und deutete hinein. «Hier schlafen mein Mann und ich. Direkt daneben dann ist Viviens Reich.»
    Sie stieß die Tür weit auf und trat in die Mitte des Zimmers. Alle drei Männer folgten ihr.
    Zwei Wände waren in Hellblau gestrichen, zwei in Weiß. Eine Stehlampe als Halbmond, ein Stern als Nachttischlampe. Zwei dicke Wollteppiche mit großen, bunten Ornamenten lagen auf den alten Holzdielen. Auf dem Bett saß ein Teddybär. Ein Schreibtisch, ein paar Bücher. Sogar eine kleine Stereoanlage in der Ecke. Hier hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben, es für Vivien angenehm zu machen.
    «Wir haben lange überlegt, ob es richtig wäre, die alten Sachen aus ihrem früheren Zimmer hierher zu holen. Vielleicht würde sie sich damit ja ein bisschen heimisch fühlen. Vielleicht erinnern sie sie aber auch zu sehr an die schlimmen Dinge, die damals passiert sind. Wir haben uns dann dafür entschieden, lieber einen Neuanfang zu wagen.»
    Ackers und Wust wirkten beeindruckt und bestätigten, dass sie diese Vorgehensweise in Ordnung fanden. Aber Professor Ullrich schüttelte den Kopf. Er zeigte auf das Bett. «So kann sie nicht schlafen.»
    Ulla Schneider verstand seinen Einwand nicht. Sie schaute zu Wust und Ackers. Die hatten offensichtlich kein Problem mit dem Bett. Wust setzte sich sogar auf die Bettdecke und wippte. Ihm gefiel es.
    «Was gibt es an dem Bett auszusetzen?»
    «Es steht falsch. Das Kopfende zeigt nach Westen, das Fußende nach Osten.»
    «Na und?»
    «Sie kann nur mit dem Kopf nach Norden schlafen.»
    Ulla Schneider war verunsichert. Machte der Professor einen Witz? War es jetzt Zeit zu lachen? Sie wusste nicht einmal, ob das Fußende wirklich nach Osten zeigte. Sie blickte zum Fenster, konnte im Fensterrahmen aber die Sonne nicht sehen und fragte sich, ob der Professor wirklich hier im Haus stehend ohne Kompass die Himmelsrichtungen bestimmen konnte. In den Gesichtern von Wust und Ackers konnte sie keine Antwort auf ihre Frage lesen.
    Wust streckte sich jungenhaft schelmisch gelaunt auf dem Bett aus, hielt dabei die Füße so, dass die Bettecke nicht berührt wurde, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, machte ein zufriedenes Gesicht und fragte: «Was ist so schlimm daran, mit dem Kopf nach Westen zu liegen? Also, mir gefällt es. Ich könnte glatt ein Nickerchen machen.»
    Ackers beschwor seinen

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