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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Rücken ertrinken. So befreiten sich Congas von ihren Parasiten. Sie konnten sich nicht kratzen. Sie hatten keine Arme. Rechts von ihnen, wo der Tannenwald in den Mischwald überging, könnte im dunklen Gestrüpp ein Ata lauern. Doch was viel schlimmer war: Sie saß mit einem Hillruc zusammen in diesem Blechgefängnis.
    Sie ließ mit der rechten Hand den Sitz los und befühlte das Armaturenbrett und die Tür. Der Kontakt der Finger zu dem Material sagte ihr, dies war Kunstleder. Ihr Verstand wusste, woraus Autos gemacht wurden. Doch im tiefen Inneren ihres Herzens pochte die Erkenntnis, dass es etwas gab, das wahrer war als die Wirklichkeit, die sie hier umgab. Dieses Auto war ein Käfig, gebaut aus Ata-Knochen. Diesmal würde sie Toi nicht entkommen. Er würde sie als Nest benutzen, um mit seiner Brut die Herrschaft der Hillrucs über die Menschen zu beginnen.
    Professor Ullrich hatte gesagt, wenn die Nacht am schwärzesten ist, ist der Tag besonders nah. Wo Krankheit, Gefahr und Tod lauern, wächst das Rettende und Heilende auch. Überall auf der Welt stoßen die schlechtesten und die besten Kräfte des Universums zusammen. Wir sind nur Figuren auf diesem Schachbrett. Der Kampf ist nie vorbei. Denn jedem Tod folgt eine Neugeburt.
    Plötzlich wandte Vivien ihrem Vater ihr Gesicht zu. Er freute sich, dass sie ihn so direkt anschaute. Er nahm den Blick von der Straße und lächelte sie an.
    «Ich weiß, wer du bist», sagte sie, und es klang gar nicht freundlich.
    «Klar weißt du, wer ich bin. Ich bin dein Vater.»
    Sie nickte. «Ja. Das bist du. Aber das spielt überhaupt keine Rolle.»
    «Wie bitte? Das spielt keine Rolle? Gibt es etwas Wichtigeres im Leben? Machst du Witze, Vivien?»
    «In dieser Inkarnation bist du als mein Vater zurückgekommen, um mich endgültig in der Gewalt zu haben.»
    «Bitte was? Hat dir das dieser dämliche Professor eingeredet? Mein Kind, du wirst eine richtige Therapie kriegen. Es gibt bessere Therapeuten als diesen, diesen…»
    Er suchte nach Worten und schlug dann mit der Hand durch die Luft, als könnte er dabei Professor Ullrichs Kinn treffen.
    Vivien schrie: «Hör doch auf, solche Scheiße zu reden! Ich weiß genau, wer du bist! Du hast meine Mutter getötet!»
    Für einen Moment verlor Richard Schneider die Kontrolle über das Fahrzeug. Der Schock war zu groß. Er hatte damit gerechnet, dass sie ausrasten würde, Angst bekommen könnte, ihn vielleicht sogar angreifen würde. Er hatte geglaubt, mit alldem fertig werden zu können. Aber jetzt hatte sie ihn unvorbereitet an einem wunden Punkt getroffen.
    Er wandte sich ihr ganz zu. Er wollte nicht, dass sie so etwas von ihm dachte. Es verletzte ihn zu sehr.
    Er versuchte, sie zu berühren. «Vivien, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich … Aber mein Kind …»
    Der Wagen überquerte den Mittelstreifen. Das hysterische Hupen riss Richard Schneider wieder in die Verkehrswirklichkeit zurück. Doch da knirschte schon Metall auf Metall. Er hatte einen Lkw von Bofrost gerammt, der Tiefkühlkost transportierte.
    Schneider reagierte gegen seinen Willen unbeherrscht und brüllte Vivien an: «Daran bist du schuld! Jetzt habe ich auch noch unser Auto kaputtgefahren! Der Wagen ist nicht mal vollkaskoversichert!»
    Sofort ärgerte er sich über sich selbst. Warum hatte er nicht auf Ulla gehört? Sie hatte nur den Kopf darüber geschüttelt, dass er das nagelneue Auto nicht vollkaskoversichern wollte.
    «Manchmal», hatte sie gesagt, «kann es teuer sein, zu sparen.»
    Sie war die, die in lebenspraktischen Dingen immer Recht behielt. Das nervte ihn.
    Er lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen. Der Bofrost-Lkw parkte direkt vor ihm. Richard Schneider stieg aus und fingerte sofort nach einer Zigarette. Seine Finger zitterten. Er hoffte, dass das Nikotin ihm helfen würde, die Situation durchzustehen. Der Renault war an der Fahrerseite aufgeschlitzt wie eine Ölsardinendose. Schneider hätte Krämpfe kriegen können.
    Der Bofrost-Fahrer sah nicht aus wie ein Mann, mit dem man nur rasch die Versicherungsnummer austauschen musste. Ein Choleriker mit hervorquellenden Augen. Wütend schrie er nach der Polizei und tippte eine Nummer in sein Handy, hatte aber in der Aufregung den PIN-Code vergessen.
    Vivien stieg an der Beifahrerseite aus. Sie hielt sich einen Moment an der Tür fest und atmete. Sie versuchte die kurze gebundene Atmung, die sie von Professor Ullrich gelernt hatte, um in Tiefenentspannung und Trance zu kommen. Aber statt den

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