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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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johlte sie wieder so leidenschaftlich mit, als sei sie bei irgendeinem Sänger-Casting.
    »Oh … ich bin richtig betrunken ! Und mir ist so heiß ! Ich wünschte, ich würde wirklich nackt auf dem Boden liegen.«
    »Warte«, sagte Karsh, »wir sind gleich da.«
    Was sollte das denn bitteschön bedeuten?
    »Weißt du, Karsh, du solltest diesen Song auch mal auflegen. Das ist 'n echter Hammer – du wirst sehen, die Leute werden alle mitsingen.«
    »Hmmm, bin mir nicht so sicher, ob der zu dem Set passt, an dem ich gerade arbeite …«
    »Natürlich passt der, du würdest einen richtigen Megahit landen. Das ist der beste Song überhaupt! Und du bist der beste DJ!«
    »Nun, du bist ja auch eine echte Inspiration für einen DJ«, sagte er. »Es braucht zwei für einen richtigen Bhangra.«
    Also bitte, ging's noch?! Erstens konnte man zu Bhangra sehr gut alleine tanzen, das hatte ich schließlich den ganzen Abend über beobachten können. Und zweitens … na ja, vielleicht war ich nur neidisch, weil ich wusste, dass er im Grunde Recht hatte. Gwyn war wirklich eine Inspiration für einen DJ.
    »Was bedeutet Bhangra eigentlich genau?«, fragte Gwyn. »Kann man das übersetzen?«
    »Das ist im Grunde uralte indische Volksmusik, die ursprünglich zur Erntezeit gespielt wurde – ›bhang‹ bedeutet nämlich ›Hanf‹«, erklärte Karsh.
    Er blickte im Rückspiegel zu mir nach hinten.
    »Dimple, alles okay bei dir?«
    »Alles primstens«, log ich. In Wahrheit hätte ich mich ohrfeigen können, dafür dass ich hier hinten auf der Rückbank versauerte.

18. KAPITEL
Fotosynthese
    Bei Gwyn angekommen, stiegen wir alle aus.
    »Danke fürs Mitnehmen, Karsh«, sagte Gwyn und tänzelte kokett in der Einfahrt. »Meinst du, du kannst mir irgendwann mal eine DJ-Stunde geben?«
    »Jederzeit«, sagte Karsh.
    »Wie wär's mit jetzt?«, fragte sie sofort. »Das gilt doch als jederzeit, oder?«
    »Na ja …«, zögerte Karsh, blickte auf seine Uhr, dann zum Auto, dann zum Haus.
    »Es ist niemand zu Hause. Nur für fünf Minuten. Ich mach dir 'nen Kaffee, 'nen Drink, was du willst. Du hast es ja ohnehin nicht weit nach Hause.«
    »Na gut, du hast mich überredet«, grinste er und holte seine Schallplatten-Tasche aus dem Kofferraum.
    Irgendwie kannte ich dieses Szenario nur zu gut: auf Gwyns Einfahrt rumzustehen und komplett überflüssig zu sein. Nur dass mich Gwyn diesmal nicht bat dazubleiben.
    »Okay, Leute, ich glaub, ich geh dann mal«, sagte ich und drehte mich um, um nach Hause zu marschieren.
    »Wieso willst du denn schon gehen?«, fragte Karsh.
    »Stimmt's, Gwyn? Dimple kann doch jetzt nicht schon nach Hause gehen.«
    »Na ja, sie ist alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie will«, sagte Gwyn.
    Aha, das war ja interessant.
    »Ist eine DJ-Stunde für dich auch wie Titanic ?«, stichelte Karsh und sah mir direkt in die Augen.
    »Nein! Ich liebe DJs! Ich meine, ich würde gerne mal ein DJ sein! Also gerne mal eine DJ-Stunde bekommen! Es ist nur …«
    Ich fühlte mich furchtbar, aber er schien gar nicht verletzt zu sein. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ganz beiläufig zu verschwinden, doch nun war mein Abgang zu einem solchen Drama geworden, dass es richtig peinlich war.
    »Na gut, dann fahr ich dich nach Hause«, sagte Karsh und zückte den Autoschlüssel.
    »Brauchst du nicht«, sagte ich. »Ist gleich um die Ecke.«
    »Genau. Es ist gleich um die Ecke. Also fahr ich dich. Kann gefährlich sein, hier in der Nachbarschaft. Wer da nicht alles in den Einfahrten herumlungern kann. Da brauchst du einen starken Mann neben dir.«
    »Bist du denn ein starker Mann, Karsh?«, fragte Gwyn und lächelte ihn lüstern an.
    Damit war die Sache klar: Um nichts in der Welt würde ich die beiden alleine lassen.
    »Na schön, ich komm für ein paar Minuten mit rein«, sagte ich. »Das heißt, wenn ich denn überhaupt eingeladen bin.«
    »Ach, sei doch nicht kindisch«, sagte Gwyn. »Natürlich bist du eingeladen.«
    »Dann los«, sagte Karsh, schlüpfte aus seinen Schuhen und stellte sie auf die Veranda. Gwyn kicherte so verlegen, als hätte er seine Jeans ausgezogen.
    »Warum ziehst du dir denn die Schuhe aus?«
    »Das Zuhause ist ein heiliger Ort«, sagte er. »So wie ein Tempel.«
    »Meins aber nicht«, sagte Gwyn.
    »Natürlich ist es das. Du wohnst doch schließlich drin, oder?«
    Sie verkniff sich jeden weiteren Kommentar und schlüpfte ruck, zuck aus ihren Schuhen. Ich behielt meine demonstrativ an. Meine Füße taten zwar verflucht weh,

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