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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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egal.
    »Dimple!«, schrie Gwyn – sie hatte meine leeren Hände registriert, und zwar just, als sie ihr leeres Glas abstellte. »Oh, wolltest du es etwa haben? Aber du hast ja nicht daraus getrunken, stimmt's? Du hast ja nur so draufgestarrt …«
    »Schon okay.«
    »Na, dann ist ja gut«, sagte sie und wandte sich prompt wieder Karsh zu.
    »Weißt du, ich finde, du siehst überhaupt nicht aus wie Titanic ohne die Romanze«, kicherte sie. »Eher umgekehrt.«
    Wie hatte sie sich so schnell in ihn vergucken können? Völlig aus heiterem Himmel? Aus Rache? Aber wofür? Das machte alles keinen Sinn, und doch war es offensichtlich, dass sie auf Teufel komm raus mit ihm flirtete. Ich war über mich selbst überrascht, dass mich das irritierte. Denn was kümmerte es mich eigentlich? Schließlich hatte ich schon vor einiger Zeit entschieden, dass er nicht der Richtige für mich war. Dass ich niemals indisch genug für ihn sein würde.
    Und dann sagte sie zu meiner absoluten Erschütterung:
    »Weißt du, Karsh, komisch eigentlich, dass wir uns nicht schon früher kennen gelernt haben. Denn es weiß schon die ganze Welt, dass wir zwei zusammen sind.«
    »Wie kann das denn sein?«, fragte Karsh.
    Gwyn erzählte ihm alles über ihre Begegnung mit Dylan und seinem Lovergirl.
    »… und um ihm eins auszuwischen, meinte Dimple, dass ich schon mit jemand anderem zusammen sei – so wurde ich deine Freundin!«, beendete sie ihre Story. »Das ist jetzt also das, was Dylan und Julian glauben, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob Dylan uns die Geschichte hundertprozentig abgekauft hat.«
    »Hmm, interessant«, sagte Karsh. »Und wer ist Julian?«
    »Dimples Freund.«
    »Stimmt doch gar nicht!«, schrie ich sauer.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Gwyn kühl. »Korrigier mich, aber noch vor ein paar Tagen war das alles, was du wolltest. Und jetzt willst du plötzlich nichts mehr von ihm wissen?«
    »Gwyn, es ist doch alles ganz anders. Wir sind doch gar nicht zusammen. Ich meine, was willst du …«
    »Sagt mal, wie spät ist es eigentlich«, unterbrach Karsh plötzlich und sah auf seine Uhr. »Zeit für mich aufzubrechen. Soll ich euch mitnehmen? Ich fahr zurück nach Jersey.«
    Keine Ahnung, an wen genau er sich mit dem Angebot wandte, da er sich zu seinem Karton hinunterbeugte. Ich wollte gerade sagen, dass wir bei Kavita und Sabina übernachten würden – die zufällig gerade hinter der Theke vor uns auftauchten –, doch Gwyn kam mir zuvor.
    »Das wäre toll, wenn du mich mitnehmen könntest.«
    »Aber wir …«
    »Entschuldige, Dimple, ich hab's ganz vergessen, dir zu sagen. Ich muss doch schon heute wieder nach Hause.«
    Ich weiß nicht, warum, aber ich wollte die beiden nicht zusammen ziehen lassen. Was, wenn er mit ihr auch über Schicksal sprach? Was, wenn er auch ihre Hand hielt?
    Kavita sah von einem Gesicht zum anderen. Dann sagte sie:
    »Eigentlich ist es für dich vielleicht auch Zeit, nach Hause zu fahren, oder, Dimple?«
    Sie war ein Genie.
    »Klasse, Karsh, dass du mir die Fahrt abnimmst«, sagte sie. Dafür hatte sie wirklich einen Oscar verdient. »Ich bin nämlich ehrlich gesagt ganz schön angeschickert, und Sabs auch.«
    »Bin ich das?«, fragte Sabina. Kavita musste ihr hinter der Theke einen Tritt verpasst haben, denn sie sprang plötzlich hoch. » Autsch! Ich meine, ach ja, stimmt.«
    Es war also beschlossene Sache. Zum Glück, denn die Vorstellung, Karsh jetzt mit Gwyn alleine zu lassen, war ziemlich beunruhigend.
    »Danke, Kavita«, flüsterte ich ihr zu, als wir losstiefelten.
    »Zeig's ihnen, Cowgirl«, antwortete sie mit einem Augenzwinkern.

16. KAPITEL
Blitz!
    Als wir draußen auf dem Bürgersteig standen, fiel mir ein, dass es vielleicht besser war, schnell noch meine Eltern anzurufen. Sonst würden sie womöglich noch glauben, ich sei ein Einbrecher, wenn ich unvorhergesehen mitten in der Nacht die Haustür aufschließen würde.
    »Könnt ihr noch 'nen Moment warten?«, sagte ich. »Ich muss nur noch schnell jemanden anrufen.«
    »Noch kurz bei Mami und Papi zurückmelden?«, sagte Gwyn mit zwitschernder Stimme und reichte mir ihr Handy.
    »Fünf – jaja, ich weiß.«
    »Nee, du bist jetzt auf Eins«, sagte sie. »Ich hab ein bisschen klar Schiff gemacht. Karsh, was ist denn deine Nummer, wo wir gerade dabei sind?«
    Sofort gab sie seine Nummer ein, dann reichte sie mir das Handy zurück. Meine Mutter war erst etwas beunruhigt, als ich meine baldige Rückkehr ankündigte, doch als sie

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