Karma Girl
erfuhr, dass Karsh mich mitnehmen würde, war sie ganz aus dem Häuschen. Wir verabschiedeten uns und ich klappte das Handy zu.
Die Party schien zu Ende zu gehen, die Leute verließen scharenweise den Club und verschwanden in die Nacht. Karsh und Gwyn standen etwas weiter von der Eingangstür entfernt. Wenn Leute an ihnen vorbeigingen, blieben sie kurz stehen und wechselten ein paar Worte mit ihnen, manchmal klatschten sie Karsh auch ab, selbst Gwyn hob so häufig wie möglich die Hand, um ebenso an dem Zeremoniell teilzuhaben.
»Hey, Dimple!«
Jimmy (Trilok) Singh war neben mir aufgetaucht. Ich hatte ihn schon drinnen gesehen und sogar ein Foto von ihm beim Tanzen gemacht.
»Hey, Jimmy.«
»Trilok«, sagte er. »Ich bin wieder bei Trilok. Bin ziemlich überrascht, dich hier zu sehen.«
»Wieso das denn?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Ich dachte nur, du wärst nicht so für Partys und so.«
»Na, hätte ich von dir auch nicht gedacht.«
»Sag mal, was sehe ich denn da«, sagte er und deutete Richtung Karsh und Gwyn. »Ich kann kaum glauben, dass Gwyn Sexton mit ihm zusammen ist! Ich dachte, sie würde nur mit -«
»Coolen Typen ausgehen?«
»Nee, mit Losern und Idioten rumhängen. Aber Gulab Jammin' ist für mich der coolste Typ überhaupt.«
»Äh, er heißt Karsh«, sagte ich. Gulab Jammin' schien mir ein ziemlich komischer Spitzname zu sein.
»Aber sein DJ-Name ist Gulab Jammin'.«
»Wieso DJ-Name? Tamasha war doch heute DJ. Hat mir Karsh selbst gesagt.«
»Na klar, das Trip-Hop-Be-Bop-Zeug war von DJ Tamasha. Aber dieser total abgefahrene Bhangra-Mix zwischen Opener und ihr, der war von ihm. Er ist doch die Hauptattraktion hier. Seinetwegen kommen doch die ganzen Leute überhaupt hierher.«
Das war also er gewesen! Der DJ, von dem ich das Gefühl gehabt hatte, dass er den einen Song nur für mich gespielt hatte: Das war Karsh!
Wir guckten wieder hinüber und sahen, dass Karsh gerade von einem Typen im Trenchcoat fotografiert wurde. Gwyn turnte natürlich um ihn herum und verpasste keine Gelegenheit, mit aufs Foto zu kommen. Karsh hatte die Hände in den Hosentaschen, und seine gelassene Miene verriet, dass er diese Art von Aufmerksamkeit schon gewohnt war.
»Siehst du, was ich meine?«, sagte Trilok (Jimmy) Singh. »Der Fotograf da, der hat erst gestern Models und so im Sphinx fotografiert. Mensch, Gwyn Sexton und DJ GJ, ich halt's nicht aus.«
»Die sind gar nicht zusammen«, sagte ich, vielleicht ein bisschen zu vehement.
»Noch nicht«, sagte er zweideutig. »Egal, ich muss jetzt auch los. Meine Freundin ist schon im Sphinx.«
Freundin?
Plötzlich sah er auf die Straße.
»Hey, Zara, zum Sphinx, oder? Könnt ihr mich mitnehmen?«
Ein Taxi, nach dem offensichtlich Zara und ihr Freund gewunken hatten, hatte am Bordstein gehalten.
»Ja, aber beeil dich, Tree«, rief sie. »Und ciao, Foto-Girl! Wenn du mal ein Model brauchst – du weißt, an wen du dich wenden kannst!«
17. KAPITEL
Drei sind einer zu viel
Gwyn und ich standen neben Karshs Golf und warteten darauf, dass er uns aufschloss. Sie redete in einem fort über den Typen, der sie fotografiert hatte – angeblich arbeitete er für ein Magazin namens Flash! , das Ende des Sommers auf den Markt kommen sollte.
Dann tat Karsh etwas, was ich sonst nur von meinem Vater kannte: Er lief ums Auto herum auf unsere Seite und öffnete die Beifahrertür. Ich machte einen Schritt zur Seite, um ihn ans Schloss zu lassen, und sofort nutzte Gwyn die Gelegenheit, schlüpfte an mir vorbei und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Karsh machte die Tür zu und öffnete die hintere für mich.
»Alles klar bei dir dahinten, Dimple?«, fragte er, nachdem er sich hinters Steuer gesetzt hatte. »Du bist so ruhig.«
»Oh, alles bestens«, sagte ich kleinlaut. »Ich bin nur so am …«
»Wegdösen«, sagte Gwyn.
»Nachdenken?«, sagte Karsh.
Ich wollte gerade antworten, doch Gwyn war bereits derart geräuschvoll dabei, im Radio einen Sender zu suchen, dass ich die Klappe hielt. Schließlich blieb sie bei einem Sommerhit hängen, der vor ein paar Jahren ziem lich lange in den Charts gewesen war.
»Ahh, ich liebe dieses Lied!«, rief sie und grölte lauthals mit. »Komm, Dimple, sing mit mir!«
»Ich kann den Text nicht«, murmelte ich.
»Wer kann schon den Text?!«, rief sie, während sie wild herumhüpfte und das Fenster herunterließ. »Darum geht's doch gar nicht! Sing einfach diese Stelle mit dem lying naked on the floor mit.«
Und schon
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