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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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tatsächlich nicht besonders lange her war. »Und dann ist es ausgerechnet der Typ, der eigentlich dein Prinz werden sollte! Mensch, Dimple, du bist wirklich meine beste Freundin – es ist fast so, als wärst du dafür bestimmt gewesen, uns zusammenzubringen. Also, du wirst auf jeden Fall unsere Trauzeugin, so viel ist schon mal klar. Eigentlich wundert es mich, dass ihr zwei euch nicht mochtet. Aber ich beschwere mich nicht, keine Sorge. Denn er ist genau der Richtige für mich. Ich schwör's: Ich habe noch nie so einen Jungen getroffen wie ihn.
    »Ja«, brummte ich. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Dann glaubst du also auch, dass er der Richtige ist?
    Wow! Ich habe fast schon meinen eigenen Gefühlen misstraut – aber wenn du das auch findest, muss es stimmen!«
    Sie nahm mein Gesicht in beide Hände, drückte meine kleinen Speckbäckchen zusammen und sah mich mit ihren großen blauen Augen an.
    »Ich bin so froh, dass er dir nicht gefallen hat!«, lachte sie. »Kaum auszudenken!«
    Sie ließ mich abrupt los, schnappte sich die eingelegte Gurke auf meinem Teller und biss die Hälfte davon ab. Die andere Hälfte legte sie wieder zurück. Ich weiß auch nicht, warum, aber ich war plötzlich kurz davor, loszuheulen.
    »Gwyn!«, sagte ich.
    »Was? Was ist denn? War doch nur 'ne Gurke.«
    Ich kämpfte mit den Tränen.
    »Na, du hast sie ja nicht gegessen, oder?«
    »Ich hatte sie mir aufgehoben«, sagte ich. »Ach, vergiss es.«

21. KAPITEL
Lesen ohne Ende
    »Gwyn will unbedingt auf diese Südasien-Konferenz mit kommen.«
    »Geht Karsh auch hin?«
    »Natürlich.«
    »Und wo ist das Problem?«
    Dass Karsh auch da hinging, war im Prinzip das Problem. Aber das wollte ich meiner Mutter lieber nicht verraten, während ich mich mit ihr im Wohnzimmer unterhielt.
    »Also diese Gwyn ist schon … ich weiß nicht, etwas ganz Besonderes «, sagte meine Mutter anerkennend.
    Da war es schon wieder, dieses Wort.
    »Eine wirklich gute Freundin ist das«, fuhr sie fort. »Wir haben ihr damals, nach eurem Besäufnis, wirklich unrecht getan – sie hat eigentlich einen guten Einfluss auf dich. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir es nur ihr verdanken, dass du ein bisschen offener geworden bist.«
    Ich fühlte mich überhaupt nicht so, als sei ich offener geworden.
    »Sie möchte sich von uns indische Klamotten und Platten ausleihen, um sich ordentlich vorzubereiten.«
    »Wunderbar! Freut mich, dass sie sich für unsere indische Kultur interessiert. Sie ist ganz schön zielstrebig, hätte ich bei ihren Zensuren gar nicht gedacht. Aber dieses Mädchen … wenn sie etwas erreichen will, schafft sie es auch. Da kannst du einiges von ihr lernen.«
    »Das begreife ich auch gerade.«
    »Dimple, sei nicht so egoistisch und zeig ihr ein bisschen was von unserer Kultur. Wir haben wenigstens eine Kultur, die wir vorzeigen können. Sieh mal, das arme Mädchen – was hat sie denn schon? Pokemon und McDonald's.«
    »Aber das habe ich doch auch alles, Mama. Und Pokemon ist übrigens japanisch.«
    »Man nimmt durch die Nabelschnur nicht nur Nahrung auf, Beta«, sagte sie und zog dabei theatralisch ihr T-Shirt hoch, sodass man ihren Bauchnabel sehen konnte. »All die kulturellen Wurzeln, die Träume und Hoffnungen, das bekommt man auch dadurch mit auf den Weg.«
    »Ach, Mama, ich weiß nicht. Ich fühle mich irgendwie, als hätte ich diese Kultur gar nicht richtig verinnerlicht. Jetzt werde ich auch noch darum gebeten, sie jemand anderem nahe zu bringen.«
    »Beta, du bist aber damit auf die Welt gekommen.«
    »Mama, ich bin in Amerika auf die Welt gekommen.«
    »Aber du hast die indische Kultur im Blut. Da kannst du sagen, was du willst.«
    ★ ★ ★
    Okay, dann würde ich also von nun an daran arbeiten, ein bisschen offener zu werden. Ich würde Gwyn meine Klamotten ausleihen, Platten würde sie auch von mir bekommen – alles, was sie wollte. Unterdessen würde ich zur unschlagbaren Expertin in Sachen südasiatische Identität werden!
    Bereits am selben Abend begann ich meine Offensive. Bevor es sich mein Vater, der gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen war und noch die Autoschlüssel in der Hand hielt, vor dem Fernseher gemütlich machen konnte, stürzte ich mich auf ihn.
    »Papa, haben wir irgendwelche Bücher über, na, du weißt schon, so indische Sachen?«
    »Indische Sachen?«, fragte mein Vater irritiert, während er mit den Augen dem laufenden News-Ticker eines Nachrichtensenders folgte. »Ginge es vielleicht noch ein bisschen

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