Karma Girl
hätte.«
Das stimmte. Mir war das schon im HotPot aufgefallen, als sich seine Haut vor meinen Augen von braun in bronzen verwandelt hatte.
»Und intelligent ist er … Wenn er sich mit einem unterhält, merkt man sofort, dass er sich über die Dinge vorher Gedanken gemacht hat. Der redet nicht einfach irgend 'nen Quatsch, um einen schnell ins Bett zu kriegen.«
Dem konnte ich ebenfalls zustimmen. Obwohl ich mir nicht hundertprozentig sicher war, dass er früher oder später Gwyn nicht genau dort hinkriegen wollte.
»Der hat mir total den Kopf verdreht, ehrlich. So einen Jungen hab ich noch nie getroffen. Noch nie! Und willst du wissen, was er gemacht hat?«
Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte, aber wie es schien, hatte ich gar keine Wahl.
»Nachdem ihr beide gegangen wart, war ich richtig down«, sagte sie, tunkte einen Finger in das Salatdressing und leckte ihn ab. »Vollkommen unnötig, es waren ja nur zehn Minuten, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor, nachdem ich so viel von meinem Vater erzählt hatte. Ich hatte Angst, er könnte sich einfach so in Luft auflösen und nie wiederkommen. Macht keinen Sinn, ich weiß. Aber so hab ich nun mal gedacht. Und als er zurückkam, habe ich ihm erzählt, wie es war, als mein Vater noch da war, und wie er mich immer vor dem Einschlafen bis zum Kinn zugedeckt hat. Und weißt du, was er ge macht hat?«
Wusste ich nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es gleich erfahren und mir wünschen würde, es sei mir passiert. Gwyn studierte währenddessen meine Pommes, ihr Blick wanderte von einem Haufen zum anderen.
»Er sagte«, fuhr sie fort und schnappte sich ein gutes Drittel von den angebrannten Fritten, »dass er bei mir bleiben würde, bis ich eingeschlafen war, wenn ich dann weniger Angst hätte. Und er blieb wirklich bei mir, ich fühlte mich total entspannt und sicher und hätte natürlich einschlafen können, aber ich wollte gar nicht, weil ich auf keinen Fall irgendwas verpassen wollte. Und dann … rate mal, was er dann mit mir gemacht hat!«
Ich schwieg. Stattdessen überlegte ich krampfhaft, was wohl das Gegenteil von dem war, was man im Flugzeug tat, um seine Ohren frei zu kriegen, denn um keinen Preis wollte ich hören, was sie jetzt zu sagen hatte.
»Nichts! Er hat gar nichts versucht!«
Sie stopfte sich die Pommes in den Mund und nahm sich noch eine Hand voll. Vielleicht würden sie einfach nur gute Freunde bleiben! Innerlich atmete ich erleichtert auf, aber mir war nur eine kurze Erholungspause vergönnt.
»Ich meine, macht einen das an oder nicht?! Ich konnte kaum an mich halten! Er hat mir einfach nur so die Decke bis ans Kinn gezogen und mir einen Kuss gegeben. So zärtlich, so einfühlsam – ich hätte ihn auf der Stelle heiraten können.«
»Ihr habt also wild rumgezüngelt?«, fragte ich. Mittlerweile hielt ich meinen Burger derartig fest in den Händen, dass es schon links und rechts aus ihm raustropfte.
»Nein, nein, Dimple – sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Wir haben nicht wild rumgezüngelt , wie du es so poetisch ausdrückst. Es war viel besser als das.«
Sie wartete darauf, dass ich weiter nachfragte, aber ich schwieg.
»Er hat mich auf die Stirn geküsst! Mich hat noch nie ein Typ auf die Stirn geküsst! Die gehen doch sonst immer sofort auf den Mund oder wollen gleich noch mehr. Es war einfach unglaublich!«
Sie lehnte sich zurück und schob den Salat von sich weg.
»Diesmal könnte es der Richtige sein, Dimple. Der ist nicht wie die anderen, der ist was ganz Besonderes. Ich habe bisher noch nie solche Gefühle für jemanden gehabt. Ich weiß, das sage ich nicht zum ersten Mal, aber diesmal ist es wirklich anders. Na gut, das habe ich auch schon mal gesagt – aber diesmal meine ich's wirklich ernst. Ich bedeute ihm etwas, das spüre ich. Der hat mich nicht wie irgendein dummes Blondchen behandelt. Er hat sich schlicht und einfach um mich gekümmert, als sei's das Normalste auf der Welt. Deshalb geh ich die Sache diesmal anders an als sonst. Ich darf's einfach nicht verbocken, Dimple, und du musst mir dabei helfen.«
»Wobei soll ich dir denn helfen? Läuft doch alles wie geschmiert für dich«, sagte ich. Inzwischen hatte Gwyn alle angebrannten Fritten verputzt. Ich spielte lustlos mit einer der voll gesogenen auf meinem Teller herum.
»Na ja, er ist einfach … einfach so indisch.«
»Ach, das ist dir auch schon aufgefallen?«
»Du weißt schon, was ich meine. Er legt ganz offensichtlich
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