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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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ziemlich viel Wert auf seine Herkunft, seine Wurzeln. Er ist schließlich auch auf diesen arrangierten Verkupplungsversuch mit dir eingegangen, nicht wahr? Also, auf jeden Fall weiß ich, dass er mich mag und so, aber ich hab ein bisschen Angst, dass ich ihm vielleicht nicht indisch genug bin.«
    » Genug? Gwyn, es tut mir Leid, es dir sagen zu müssen, aber du bist überhaupt nicht indisch!«
    »Ich wusste es«, seufzte sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. Sofort strahlte ihr Blick wieder Entschlossenheit aus. »Aber ich lasse mich von so einer Kleinigkeit nicht unterkriegen! Wie hab ich's noch mal so schön gesagt: Sei alles, was du nicht sein kannst, stimmt's? Und auf wen trifft das mehr zu als auf mich?«
    Sie öffnete die Faust und deutete mit der geöffneten Hand auf mich.
    »Du bist meine allerbeste Freundin, Dimps. Das weißt du.«
    »Und du meine«, bekannte ich.
    »Da gibt's gar keine Diskussion«, sagte sie, »für dich würde ich einfach alles tun.«
    »Und ich würde alles für dich tun, Gwyn.«
    »Super! Ich brauche nämlich wirklich deine Hilfe: Du musst mir helfen, so indisch wie möglich zu werden - diesmal aber richtig.«
    »Und wie soll ich das hinkriegen?«
    Ich war zwar ganz gut in Biologie, aber so gut nun auch wieder nicht.
    »Also, erstens: diese Südasien-Konferenz an der Uni, zu der dich Kavita eingeladen hat. Das ist genau der richtige Ort, um die indische Szene ein bisschen auszuchecken.«
    »Wie jetzt? Gehst du da etwa hin?«
    » Wir gehen«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Och, nö … Also, HotPot war ja schön und gut, aber an einem strahlenden Sommerwochenende in einem Hörsaal abhängen? Echt nicht.«
    »Nun komm schon, Zwillingsschwester! Ich sag's noch mal: Das ist genau die richtige Veranstaltung, um sich über indische Identität und so zu informieren. Das kann uns beiden nicht schaden. Im Übrigen sehe ich da doch ohne dich komplett idiotisch aus.«
    Soso, das war ja was ganz Neues. Aber trotzdem: Ich hatte genug mit meiner eigenen Identitätskrise zu tun, vielen Dank.
    »Karsh wird auch da sein. Hält sogar 'nen kleinen Vortrag.«
    Auf einmal war die Vorstellung, in einem Hörsaal der Uni herumzuhängen, nicht mehr ganz so abtörnend.
    »Okay, okay«, sagte ich. »Ich bin dabei.«
    »Dann der zweite Schritt: Ich muss mich in ein absolut passendes Mädchen für ihn verwandeln.«
    Das Dope schien immer noch bei ihr zu wirken.
    »Versuch's mal mit 'ner Selbstbräunungscreme«, sagte ich.
    »Nee, Dimple, beim Indischsein kommt's ja nicht nur auf die Hautfarbe an. Meine Hautfarbe kann ich nicht ändern, so viel ist klar, aber ich kann alles andere ändern.«
    »Gwyn, nach meinem Eindruck mag er dich genau so, wie du bist.«
    »Aber er würde mich noch mehr mögen, wenn ich mehr so wäre wie du.«
    Aha, das war ja interessant.
    »Ehrlich, Dimple, die Art, wie er über dich redet … das ist fast schon zu viel.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich, und mein Herz machte plötzlich einen freudigen Hüpfer.
    »Ach, ich weiß auch nicht. Er meint, dass du einen tollen Charakter hast, dass da viel bei dir im Verborgenen liegt.«
    Mit anderen Worten, dass ich hässlich war, aber immerhin das eine oder andere Interessante zu erzählen hatte. Na toll …
    »Und er meint, dass du für ihn fast schon zur Familie dazugehörst.«
    Also wie eine Schwester. Eine hässliche Schwester? Ja, vermutlich wie eine hässliche Schwester.
    »Oh, verstehe. Na ja. Also, wie soll ich dir denn helfen?«
    »Ich würde mir gerne noch mehr von deinen Klamotten für die Konferenz ausleihen. Wenn das okay ist. Und die Platten von deinem Vater. Du hast gesagt, dass die beiden genau die gleichen Platten haben. Ich kann zwar schon einigermaßen über Musik mitreden, aber ich muss noch besser werden. Oh, und irgendwann würde ich ganz gerne Kochunterricht von deiner Ma bekommen. Er hat nämlich erwähnt, wie sehr er ihre Gerichte mag.«
    »Du willst also praktisch meine ganze Familie in Beschlag nehmen.«
    »Ich muss einfach überzeugend rüberkommen, Dimple. Und du bist die Einzige, die mir dabei helfen kann.«
    »Ich versteh dich ja«, sagte ich. »Tut mir Leid, ich bin wohl heute ein bisschen launisch.«
    Sie lehnte sich quer über den Tisch und ergriff meine Hände.
    »Weißt du noch, wie ich zu dir gesagt habe, dass ich so gerne einen Prinzen finden würde? Kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen.« Sie hatte auf einmal eine total übertriebene, nostalgische Miene aufgesetzt, wenn man bedachte, dass es

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