Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Morgengrauen ausgelaufen. Die übliche Mannschaft an Bord, ich habe niemand anderen gesehen. Ladung: Lederwaren und Felle von jenseits der Alpen, Salz war auch dabei. Ziel: Istanbul über Malta.«
»Zwischenstopps?«
»Malta. Sagte ich doch.« Ungeduld schwang in der Stimme des Hafenmeisters.
»Ich meine in Italien«, sagte Amadeo schnell. »Ich weiß aus sicherer Quelle, dass ein Junge an Bord gebracht wurde. Ihm sollte Angst eingejagt werden, und dann sollte er wieder an Land gebracht werden.«
»Bescheuerter Plan.«
»Ich gebe Euch recht, Meister Nanno. Aber ich habe dem Vater des Jungen versprochen, ihn zurückzubringen, deshalb muss ich das wissen.«
»Ich habe niemanden gesehen. Die Madonna di Tempesta ist bisher nicht wieder in den Hafen eingelaufen. Mehr weiß ich nicht.«
Die Galeere hatte angelegt, und Meister Nanno wandte sich ihr zu. Er hatte Amadeo vollkommen vergessen. Drei Tage, und bisher waren sie nicht wieder aufgetaucht. Drei Tage, sie hatten drei Tage Vorsprung mit Giuliana.
»Die bringen den Jungen nicht zurück.« Bernardo sprach das aus, was Amadeo die ganze Zeit befürchtet hatte.
In Malta würden sie das nächste Mal anlegen. Die Maestoso war nicht da – auch auf dem Weg nach Malta. Amadeo fluchte.
»Was willst du machen?«
Hilflose Wut schoss durch seinen Geist, und im letzten Moment konnte er sich zurückhalten, sie an Bernardo auszulassen. Der Freund konnte nichts für diese ganze verfahrene Kiste.
»Bevor sie in Malta sind, lassen sie Giulio nicht gehen, da stimme ich dir zu. Wir müssen ihnen folgen.«
»Willst du schwimmen oder rudern?«
Notfalls ja. Amadeo eilte am Kai entlang, schaute sich die vor Anker liegenden Schiffe an. Die meisten waren behäbige Kaufmannssegler oder kleine Fischerboote. Jeden Gedanken, mit so einem Kahn die Madonna di Tempesta einzuholen, verwarf er sofort wieder.
»Was ist das da hinten?« Bernardo deutete auf zwei Masten. Das dazugehörige Schiff lag ein wenig abseits von den anderen, wo der Hafen zum Arsenal wurde und Venedigs Flotte beherbergte.
Es war einer der beiden Schnellsegler des Dogen, schlanker als die dickbäuchigen Handelsschiffe, die möglichst viel Ladung aufnehmen sollten; Geschwindigkeit kam bei ihren erst an zweiter Stelle. Die Masten des Schnellseglers waren höher, Bug und Heck ragten kühn über das Wasser. Damit …
Amadeo rannte los. Bernardo folgte ihm. Der Kapitän befand sich an Bord, und nachdem ihm eine Truhe voller Goldmünzen – eine kleine Truhe – versprochen worden war, war der Mann bereit, sein Schiff in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Der Segler überbrachte normalerweise Botschaften und Gesandte des Dogen und war jederzeit zum Auslaufen bereit. Trotzdem dauerte es für Amadeos Empfinden quälende Stunden, bis sie endlich die Anker lichteten. Die Sonne war schon wieder im Sinken begriffen, als sie den Hafen verließen. Amadeos Ungeduld wurde nicht geringer, kaum dass sie den Hafen hinter sich gelassen hatten. Er rannte an Bord auf und ab und fühlte sich wie ein Hund im Zwinger.
»Warum geht das nicht schneller?«, fluchte er.
Bernardo stellte sich neben ihn. »Heilige Madonna der Schmerzen, wenn sie ihn in Malta von Bord jagen, wird er schon ein paar Tage zurechtkommen. Du tust gerade so, als wäre er eine schüchterne Jungfrau.«
»Der Sohn ist eine Jungfrau.» Amadeo raufte sich die Haare. »Der Sohn ist eigentlich gar kein Sohn und heißt auch nicht Giulio, sondern Giuliana.« Er erzählte Bernardo die ganze Geschichte, und merkwürdigerweise fühlte er sich hinterher leichter.
»Ein Weib als Junge verkleidet. Das ist ein starkes Stück. Und das Theater … beim Schwertkampf, wir haben nichts bemerkt.«
»Das war der Sinn der Sache.«
»Du hast es natürlich herausgefunden. Ist wohl lecker, die Kleine?«
Amadeo mochte es nicht, wenn sein Freund so redete, aber Bernardos Lächeln war so unschuldig, er konnte ihm nicht böse sein.
»Ich habe mit ihr gespielt, nur deswegen ist Pietros Blick auf sie gefallen. Ich muss sie ihrem Vater zurückbringen, das ist das Mindeste, was ich für sie und ihn tun kann.«
»Wir werden sie finden.» Bernardo reckte kämpferisch die Faust in die Höhe. »Und wenn wir auf Malta jeden Stein umdrehen müssen.»
»Steine gibt es dort viele.»
Die Silhouette Istanbuls tauchte am Horizont auf. Giuliana stand am Bug und beobachtete begierig das Näherkommen der Stadt, in der sie sich aus der Gewalt dieser Männer zu befreien gedachte.
Aristides trat
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