Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
du dich an einem unschuldigen Knaben schadlos?«
»Unschuldig! Du wirst wohl am besten wissen, wie unschuldig er ist.« Für einen Augenblick brach der alte Hohn wieder durch, dann fiel Pietro erneut in sich zusammen, als er sich mehreren Schwertern gegenübersah. »Ich habe ihm nichts getan. Er ist auf der Madonna di Tempesta. Meine Männer haben ihn hingebracht. Er sollte nur ein bisschen Angst bekommen. Ein paar Tage auf See, dann wäre er wieder bei dir.«
Amadeos Herz hämmerte in seiner Brust, die Schläge dröhnten in seinen Ohren, er verstand seinen Feind kaum, musste sich konzentrieren, um zu atmen. Zianello war wahnsinnig.
Jemanden auf ein Schiff zu schaffen, um ihm Angst einzujagen. Das konnte nur einer verrückten Seele in den Sinn kommen. Zu seiner Sorge um Giuliana gesellte sich Verachtung.
»Das ist verrückt.« Carlo lachte freudlos auf. »Was willst du von dem Jungen, Zianello?«
Amadeo ließ den Mann los und trat einen Schritt zurück, beobachtete den anderen lauernd. Der griff sich an den Hals und hustete, sein Gesicht war rot angelaufen und die Augen aus den Höhlen gequollen. Das und wie er nach Luft schnappte, ließ ihn aussehen wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Was?«, fauchte Amadeo. »Rede, Mann, sonst vergesse ich meine Erziehung.«
Zianello war zu eingeschüchtert für eine höhnische Bemerkung. »Du hast was mit dem Burschen. Das wollte ich aus ihm rausquetschen. Es gibt nichts, was die Männer der Madonna di Tempesta nicht aus so einem Burschen rauskriegen.«
Amadeo war perplex. Wie kam Zianello auf so was? Ein Lachen unterbrach seine Gedankengänge. Es kam vom Bernardo, er schlug sich vor Vergnügen auf den Oberschenkel.
»Das ist ein echter Spaß«, keuchte er zwischen einzelnen Lachern und war kaum zu verstehen. »Amadeo und ein Junge – lächerlich. Wir alle wissen, wie er mit den Weibern ist, eine ist gut, aber zwei sind besser. Ho, ho, ich könnte dir Sachen erzählen. Ein Junge, dass ich nicht lache.«
Sein Lachen dröhnte immer lauter durch den Raum. Carlo fiel ein, und zuletzt konnte auch Amadeo nicht mehr an sich halten. Pietro war nah dran an der Wahrheit, aber ein entscheidendes Detail hatte er nicht entdeckt, und bei Gott, er würde dafür sorgen, dass dieser Mann nie vergaß, mit wem er sich angelegt hatte. Er zog sein Schwert und sodann dem anderen die Spitze über die Wange. Sofort quoll Blut aus dem Schnitt.
Pietro presste die Hand auf die Wunde. »Was soll das? Ich habe alles gesagt.«
»Die Narbe wird dich immer daran erinnern, was für ein Wurm du bist. Hast du nicht die Wahrheit gesagt, sieh dich vor. Ich werde dich finden, egal wo du dich auf dem Erdenrund verkriechst.«
Die Schwertspitze wischte Amadeo an Pietros Hose ab. Sie hinterließ eine blutige Spur.
»Ich wünsche einen schönen Tag.« Seine Stimme troff vor Ironie. »Kommt.«
An der Spitze seiner Freunde verließ er das Haus.
»Auf zum Hafen«, sagte Bernardo, bevor er es aussprechen konnte.
Im Hafen lagen mehr als ein Dutzend Schiffe, und eine Galeere manövrierte gerade an einen freien Liegeplatz. Mehr als einen schnellen Blick gönnte Amadeo dem Schiff nicht. Er suchte den Hafenmeister, um bei ihm Erkundigungen über die Madonna di Tempesta einzuholen. Bernardo war immer noch bei ihm, Carlo hatte sich verabschiedet, er wollte sich in der Quarantia Criminale nach den Fortschritten bei der Suche nach Giulio erkundigen und sich auch an den Rat der Zehn wenden. Zianello und sein Spion sollten nicht ungeschoren davonkommen.
Der Hafenmeister stand im Kreis einiger Wachen am Kai und wartete auf das Anlegen der Galeere. Sie hatte am Heck die Flagge von Neapel aufgezogen, und bevor jemand an Land gehen oder mit dem Löschen der Ladung begonnen werden durfte, musste erst das Schiff nach Spionen und unerlaubten Waren durchsucht werden.
»Meister Nanno.« Amadeo trat vor den Hafenmeister und neigte den Kopf. Der erste Mann im Hafen von Venedig war ein dürrer Kerl unbestimmbaren Alters und nicht für Geduld und Freundlichkeit bekannt. Wenn man etwas von ihm wollte, musste man sich kurzfassen und seinem Amt Respekt zollen. »Auf zwei Worte.«
»Der junge Bragadin. Fasst Euch kurz, ich muss auf die Galeere.«
Das Schiff hatte noch nicht einmal angelegt, aber Amadeo nickte. »Was wisst Ihr über die Madonna di Tempesta? Ziel, Route, Ladung? Ich muss vor allen Dingen wissen, wer an Bord gegangen ist.«
Meister Nanno legte einen Finger ans Kinn und überlegte kurz. »Vor drei Tagen im
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