Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Blut spritzte. Aristides zählte laut die Schläge. »Acht, neun…«
Bei jedem Schlag schrie Marcello, und bald steigerten sich seine Schreie zu einem ununterbrochenen Wimmern. Bei einem Dutzend war noch nicht Schluss, Aristide setzte den dreizehnten Schlag. Giuliana zuckte zusammen, die Genugtuung über die Bestrafung hatte sich längst in Ekel verwandelt. Beim achtzehnten Schlag wollte sie sich abwenden, aber der Kapitän hielt sie auf.
»Schau hin. Der Mann wird wegen dir bestraft.«
Sie öffnete den Mund für eine scharfe Erwiderung, schluckte die Worte jedoch wieder herunter. Sie würde nicht mehr lange in den Händen dieser Männer sein, da lohnte sich kein Streit. Die Finger in den billigen Stoff des Kleides gekrallt, zwang sie sich, weiter zuzuschauen. Dabei musste sie ständig darauf achten, dass der Ausschnitt des Kleides nicht nach unten rutschte; es war für Frauen mit größerer Oberweite genäht worden.
»Wie viele Schläge erhält er?«, fragte sie den Kapitän leise zwischen zusammengepressten Zähnen.
»Vierundzwanzig.«
»Das überlebt er nicht.«
»Kümmert dich das, Mädchen? Du solltest zufrieden sein. Ich muss die Männer auch auf der Rückfahrt bei Laune halten. Weiber an Bord bringen nur Unglück.«
»Ihr hättet mich nicht mitnehmen müssen.« Diese Bemerkung konnte sie sich nicht verkneifen. »Ich wäre auch lieber woanders.«
»Und mir ein gutes Geschäft entgehen lassen? Nie im Leben, lieber prügele ich jedem einzelnen von ihnen das Herz aus dem Leib.«
Wenn sie redete, bekam sie weniger von der blutigen Bestrafung mit, sie fragte deshalb: »Was habt Ihr in Istanbul mit mir vor?«
»Ein gutes Geschäft mit dir machen.«
»Ich habe keinen Heller für Geschäfte.«
»Du bist das Geschäft, Mädchen.« Er zeigte ein äußerst amüsiertes Grinsen.
Der Hafen von Malta war dreckig, überall stank es nach Fisch und verfaulendem Holz, und er war viel kleiner als der venezianische. Amadeo erkannte auf den ersten Blick, dass die Madonna di Tempesta nicht vor Anker lag. Außer zwei Kriegsgaleeren der Ordensritter und einem Handelsschiff waren nur Fischerboote an den Kais vertäut.
Die Ankunft des Schnellruderers rief einige Aufmerksamkeit hervor, aus allen Winkeln und Türen krochen Neugierige herbei. Amadeo beschirmte die Augen mit der Hand und betrachtete jeden einzelnen von ihnen: Giuliana war nicht darunter. Verdammt.
Der Hafenmeister war ein Ritter des Malteserordens, der aussah, als säße er lieber auf einem Pferd, als dass er über die Decksplanken eines Schiffes ging. Er wurde von einem halben Dutzend Knechte begleitet, als er an Bord kam.
»Ihr kommt im Auftrag des Dogen von Venedig, edle Herren?«, fragte er Amadeo und Bernardo. »Was will Agostino Barbarigo?«
Seine Worte waren höflich formuliert, aber unterschwellig hörte Amadeo das Lauern.
»Wir sind nicht im Auftrag Agostino Barbarigos hier, sondern in privater, aber geheimer Mission. Ich suche die Madonna di Tempesta. Sie wollte Malta anlaufen. Was sie hier?«
»Nicht in letzter Zeit. Ihr Kapitän und sein Gesocks sind auf Malta nicht gern gesehen.«
Der Ritter bestätigte, was Amadeo insgeheim befürchtet hatte. Er hätte gerne auf etwas draufgeschlagen.
»Kann man woanders anlegen?«, fragte Bernardo.
Der Ritter zuckte mit den Schultern. »Nicht mit einem Schiff von der Größe der Madonna di Tempesta. Mit einem Ruderboot kann man an Dutzenden von Stellen anlanden. So machen es die verfluchten Fischer, wenn sie etwas an Land bringen wollen, das wir nicht sehen und für das wir keinen Zoll kassieren sollen.«
»Ist ein Junge aus Venedig aufgetaucht in den letzten Tagen?«
»Seit Ihr auf der Suche nach dem Bastardsohn des Dogen? Hier sucht Ihr vergeblich. Junge Herumtreiber wollen wir nicht auf Malta, sie treten in unseren Orden ein und entsagen der Welt für immer oder verschwinden wieder.«
»Ist jemand vor einigen Tagen in den Orden eingetreten?«
»Nein, junger Herr aus Venedig. Sucht auf der Insel, ich kann Euch nicht weiterhelfen.«
»Das werde ich«, knurrte Amadeo, nachdem der Ritter und sein Gefolge von Bord gegangen waren. »Wenn sie auf Malta ist, werde ich sie finden.«
»Das dauert Tage«, wandte Bernardo ein. »Wahrscheinlich Monate oder sogar Jahre, wenn du jeden Winkel durchstöbern willst.«
»Was soll ich machen?«
»Da suchen, wo sie wirklich ist. Auf Malta war sie nie.«
»Wo soll das sein?«
»Istanbul. Wenn man mit einer jungen und hübschen Frau was anfangen will, bringt
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