Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
beiden zusammenpassten. Was immer Benedetta in Wirklichkeit war, sie schämte sich dessen nicht, und darum beneidete Giuliana sie.
»Du musst lernen, zu gehorchen, kleine Schäferin. Maske ab!«
Immer noch zögerte sie. Benedetta trat hinter sie, ein kurzes Zupfen an den Bändern der Maske, und die Frau im golddurchwirkten Kleid hielt sie in der Hand.
»Nicht in den Kamin!«, bat Giuliana. »Das ist meine einzige Maske, die ich auch als Giulio tragen kann.«
»Amadeo kauft dir eine neue, oder zwei oder fünfzig. So viele du willst, Kleine.«
Das Feuer im Kamin flammte kurz auf, knisterte, und Augenblicke später waren von ihrer Maske nur noch Ascheflocken übrig. Amadeo legte ihr einen von Benedettas Morgenmänteln um die Schultern, und schwerer Päonienduft stieg ihr aus dem Seidenstoff in die Nase. Er blieb hinter ihr stehen, ließ die Hände über ihre Brust und ihren Bauch hinunter zu ihrem Unterleib gleiten, dort verharrte er. Ihre Haut prickelte, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Würde er jetzt endlich Benedetta wegschicken?
Stattdessen flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich mag Feuer bei Frauen und einen wilden Geist. Sie müssen aber auch wissen, wann sie zu gehorchen haben. Achte auf Benedetta, sie weiß es genau.«
Er löste die Umarmung und trat einen Schritt zurück. Das war das Falscheste, was er hatte sagen können. Giuliana stampfte mit dem Fuß auf und wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, aber unter seinem Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen hervor, blieben ihr die Worte im Hals stecken.
»Also Lektion zwei.« Amadeo lümmelte sich auf das Bett, ließ sich ein Glas Wein reichen. »Komm her, kleine Schäferin.«
Am liebsten wäre sie stehen geblieben, aber unter seinem immer noch finsteren Blick wagte sie es nicht. Als sie ihm gehorcht hatte und neben dem Bett stand, war es ihr gar nicht so schwergefallen, und sie wurde von Amadeo mit der Andeutung eines Lächelns belohnt. Er zog sie an seine Seite, ließ eine Hand auf ihrem Hintern ruhen.
»Weißt du, wie das prachtvollste Wesen der Schöpfung unbekleidet aussieht?«
Sie nickte. Kleine Jungen hatte sie schon mehrfach nackt gesehen, wenn sie sich an heißen Sommertagen in Brunnen und Flüssen abkühlten. Männer konnten nicht anders aussehen – nur größer.
»Sprich.«
»Ich weiß es.«
»Wann hast du einen unbekleideten Mann gesehen?«
»Jungen habe ich gesehen.« Giuliana biss sich auf die Lippe. In dem Moment, in dem sie die Worte aussprach, fiel ihr die Lächerlichkeit ihrer Antwort auf.
»Das ist nicht dasselbe, Schätzchen«, sagte Benedetta dann auch sofort. Sie hatte wieder am Tisch Platz genommen und trank Wein. Amadeo warf sie einen belustigten Blick zu. »Bei ihren Lektionen wirst du ganz von vorn anfangen müssen.«
»Das erhöht den Reiz. Einstweilen brauchen wir Hilfe.«
Benedetta schien genau zu wissen, welche Hilfe Amadeo benötigte. Sie sprang auf, hüpfte aus dem Raum – anders konnte man ihren Gang nicht nennen – und kehrte gleich darauf mit einem gut gebauten Mann zurück. Das war leicht zu beurteilen, denn er trug nur eine Hose, Stiefel und eine Weste über der nackten Brust. Er grüßte und blieb mit ausdrucksloser Miene in der Mitte des Raumes stehen.
»Euer Helfer.« Benedetta nahm wieder am Tisch Platz.
»Du wirst uns helfen, eine junge Frau in die Geheimnisse des männlichen Körpers einzuführen.«
Seine Miene blieb ausdruckslos, und das ließ in Giuliana den Gedanken keimen, er sei vielleicht schön, aber nicht schlau. Wenigstens einen kurzen Blick hätte er ihr gönnen können.
»Du musst dich ausziehen.«
»Er heißt Arrigo«, warf Benedetta ein.
Arrigo zögerte nicht. Die Weste fiel, die Stiefel folgten und die Hose auch, und als er sich wieder aufrichtete, stand er so nackt vor ihnen, wie Gott ihn geschaffen hatte. Er war modelliert wie der Leib einer griechischen Statue. Er drehte sich einmal um sich selbst, damit man ihn von allen Seiten betrachten konnte. Sein Körper sah wohlproportioniert und jungfräulich aus, denn kein einziges Haar bedeckte ihn. Spätestens jetzt begann Giuliana zu ahnen, in welcher Art Haus sie gelandet war: Es diente reichen Patriziern bei ihrem Vergnügen, und Benedetta war entweder die Kupplerin oder eine der Gespielinnen oder beides; und dass manchmal auch männliche Gespielen gebraucht wurden – das war wohl so in Venedig. Sie hätte bei dieser Erkenntnis viel schockierter sein müssen.
»Sehr hübsch«, sagte sie trocken. »Obwohl ich
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