Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
nachzog.
Giuliana wusste nicht, ob er erwartete, sie solle sich in seine Arme werfen, oder ihn begrüßen, wie Giulio dem Sohn seines Auftraggebers gegenübertrat. Sollte sie einen Knicks machen oder sich verneigen, ihm die Hand geben? Da sie sich nicht entscheiden konnte, tat sie nichts, sondern schaute zu Boden.
»Giulio.« Amadeo lümmelte sich aufs Bett, stützte den Kopf auf eine Hand und musterte sie von oben bis unten. »Bereit, deine Versprechen einzulösen?«
Sie nickte.
»Das habe ich von meinem Giulio nicht anders erwartet.«
Er schien sich an ihrer Verlegenheit zu weiden, und das forderte ihren Trotz heraus. Sie hob den Kopf und sah ihm gerade in die Augen. »Soll ich mich ausziehen?«
Amadeo lachte auf, und Benedetta fiel ein.
»Euer Junge redet nicht lange um eine Sache herum, das gefällt mir.«
Bei dem Wort Junge lachte Amadeo noch lauter, und auch Giuliana konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Ausziehen ist keine schlechte Idee, daraus lässt sich was machen. Aber zuerst wollen wir essen. Verehrte Benedetta, Eure Aufgabe.«
Die maskierte Frau eilte aus dem Raum, und Amadeo erhob sich, schlenderte zum Tisch. Zuerst legte er ein neues Holzscheit in den Kamin, bevor er sich ans Kopfende setzte. »Giulio – oder soll ich Giuliana sagen? Komm her zu mir.«
Sie stellte sich neben ihn, immer noch verlegen. Sie ahnte, dass er sich über sie lustig machte. Das ärgerte sie, und es ärgerte sie noch mehr, dass ihr nichts einfiel, wie sie es ihm mit gleicher Münze heimzahlen konnte.
Benedetta kehrte zurück, ihr folgte eine junge Magd, die ein großes Tablett trug. In Schüsseln standen darauf Oliven und eingelegtes Gemüse, scharf gewürzte Kuchen und kalte Fleischscheiben. Die junge Frau und Benedetta ordneten alles auf dem Tisch an, danach brachte die Magd noch Wein.
»Esst, trinkt, meine Freunde. Fühlt euch wie zu Hause.« Benedetta schenkte funkelnden Rotwein in drei Gläser, bevor sie sich auf einem der beiden freien Plätze niederließ und ihre Röcke um sich ordnete. Sie schob sich eine Olive in den Mund, nahm sich gleich darauf eine zweite und kreiste damit vor Amadeos Gesicht. Giuliana fiel auf, dass Benedetta unheimlich schlanke Hände hatte und die längsten Fingernägel, die sie bei einer Frau je gesehen hatte. Damit hatte sie bestimmt nie Hammer und Meißel gehalten oder einen Stein getragen. Amadeo schnappte die Olive aus ihren Fingern und kaute genüsslich.
»Setz dich zu uns, Giulio.«
Gehorsam, aber zögernd ließ sie sich auf dem letzten freien Stuhl nieder. Die Vorspeisen in den Schüsseln schmeckten bestimmt genauso gut, wie sie aussahen, und Giuliana lief das Wasser im Mund zusammen. Trotzdem griff sie nicht zu, sie war viel zu unsicher, was ihre Rolle in diesem Spiel sein sollte. Was hatte Amadeo vor, und hielt Benedetta sie wirklich für einen Jungen?
Die fütterte den Patrizier inzwischen mit eingelegten Artischocken, und er leckte ihr das herabtropfende Öl vom Finger. Unwillkürlich musste Giuliana daran denken, wie die beiden auf dem Bett zusammenlagen, und er ihr ganz andere Sachen von anderen Körperteilen leckte.
»Euer kleiner Freund hat schmutzige Gedanken, ich sehe es ihm an«, platzte Benedetta lachend heraus. »Der muss in gar nichts mehr eingeweiht werden.«
»Lass Giulio in Ruhe.« Amadeo stieß die Hand weg, die ihm ein Stück scharfen Gewürzkuchens zwischen die Lippen schieben wollte.
»Warum isst du nichts?«, wandte er sich an Giuliana. Eigenhändig legte er ihr aus jeder Schüssel ein Stück auf ihren Teller.
»Ich platze, wenn ich das alles esse.«
»Ich habe noch nie einen Jungen getroffen, der sich darum Sorgen macht.«
»Benedetta!« Seine Stimme klang streng, und augenblicklich verstummte die schöne Hausherrin.
»Du wirst deine Kraft brauchen.« Jetzt klang Amadeo schmeichelnd, und Giuliana nahm eine Olive.
Sie war köstlich, und alles andere auch, bis auf die Kuchen, die waren ihr zu scharf. Sie aß ihren Teller leer.
Benedetta fütterte Amadeo, und Giuliana beobachtete eifersüchtig, wie gern er sich das gefallen ließ. Immer wieder leckte er der Frau die Finger ab und sah dabei aus wie ein Kater vor dem Rahmtopf. Sie traute sich nicht, ihm auch einmal etwas zwischen die Lippen zu schieben. Ärger keimte in ihr auf. Amadeo hatte sie herbestellt, da sollte er sich gefälligst um sie kümmern und nicht mit einer anderen tändeln.
Bevor ihr Ärger sich nach außen Bahn brechen konnte, erschien die Magd wieder und tischte eine
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