Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
finde, man kann so einem Menschen auch nicht trauen. So wie es Lügnern schwer fällt, anderen Glauben zu schenken. Und dann gibt es ja auch noch die, die glauben, Frauen seien so eine Art persönlicher Besitz. Er war der Meinung, Mary hätte das alles ganz allein schaffen müssen – Kinder, Haushalt, Kochen.«
    Melrose wagte eine Bemerkung. »Sie mögen ihn nicht besonders, stimmt’s?«
    »Wer mag den schon? Ach ja, vielleicht diejenigen, die ihn nicht richtig kennen und sich von ihm einwickeln lassen. Ich glaube, er wollte auch deshalb keine Dienstboten haben, weil er extrem eifersüchtig ist. Auf jeden, den Mary gern hatte, ob es nun ein Mann oder eine Frau war. Auf mich zum Beispiel, das weiß ich, aber auch auf ihre Freundinnen. Ganz zu schweigen von männlichen Freunden. Die Arme hatte deswegen sehr wenig Gesellschaft, hauptsächlich nur Bekannte. Patricia Quint ist ihr geblieben, sie ist ein sehr loyaler Mensch.«
    »Sie kannte Mrs. Scott damals schon?«
    »Ja.«
    »Sie selbst standen ihr recht nahe, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie blickte in die Ferne. »Sie wollte unbedingt, dass ich hierher mitkomme. Die Heirat mit Declan Scott war überhaupt das Beste, was ihr je passiert ist. Abgesehen von Flora, meine ich. Er ist so ganz anders als Viktor Baumann. Er verdient es einfach nicht, was ihm geschehen ist.« Sie hatte die Arme auf dem Tisch verschränkt und starrte in ihre leere Tasse mit den verstreuten Teeblättern, als wollte sie darin lesen. »Viktor benutzte Flora als Waffe, als Waffe oder als Schachfigur. Er hielt das alles für eines seiner Spiele.«
    »Glauben Sie, sie ist tot?«
    Rebecca Owen schien bei dem bloßen Gedanken daran zu erschaudern. Sie rieb sich die Arme, als wäre ihr auf einmal kalt. »Den Gedanken ertrage ich einfach nicht.«
    »Das glaube ich Ihnen sofort. Nur... wissen Sie, es gibt schlimmere Szenarien.«
    »Und bessere«, entgegnete sie sofort. »Vielleicht war es jemand, der ihr nichts Böses wollte.«
    Ein Kinderschänder, dachte Melrose, ist wahrscheinlich überzeugt davon, dass er nichts Böses will. Das sagte er aber nicht. »Dann glauben Sie, es handelt sich um eine Person, die eben einfach ein Kind haben wollte?«
    »Ja, irgendwie schon. So was kommt doch andauernd vor, nicht wahr? Frauen, die vor einem Geschäft Babys aus Kinderwägen klauen, solche Sachen?«
    Melrose dachte, sie wollte wohl unbedingt daran glauben, dass es so gewesen war. So etwas gab es tatsächlich, sagte er sich: Etwas so sehr glauben zu wollen, dass man schließlich davon überzeugt war. »Vermutlich haben Sie Recht. Dann denken Sie aber bestimmt, dass der Mord an dieser Frau mit Flora überhaupt nichts zu tun hat.«
    »Richtig, das denke ich.«
    »Was aber... dann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht wurde die falsche Person erschossen.«
    Na, das war ja etwas ganz Neues! »Die falsche Person? Ja, aber warum?«
    Sie beugte sich etwas näher zu ihm hin, als könnte ihre körperliche Nähe ihn besser überzeugen. »Was ist, wenn sie ein Treffen vereinbart hatten, eine heimliche Zusammenkunft? Und dann taucht die falsche Frau auf? Um es gleich zu merken, war es bestimmt zu dunkel.«
    »Aber würde ein Rendezvous denn nicht -«
    »Ich bezweifle, dass es eines war.«
    »- auf Declan Scott deuten?«
    Sie lachte kurz auf, als hielte sie Melrose für begriffsstutzig. »Deutet denn nicht sowieso alles auf ihn hin?«
    Melrose musterte sie mit einem überraschten Blick, während sie abrupt aufstand und mit ihrer Teetasse zur Anrichte hinüberging. Er fand es durchaus schlüssig, dass sie Scott für denjenigen hielt, der die Frau erschossen hatte. Aber dass die Frau, die erschossen wurde, nicht diejenige war, mit der er sich hatte treffen wollen? Das war absurd: Eine Frau, die er kannte – diese Georgina Fox (für die er sie jedenfalls hielt) – marschiert einfach in den Garten, obwohl sie gar nicht vorhatte, sich mit ihm oder sonst jemandem zu treffen? Nein, das konnte Rebecca Owen nicht glauben, dazu war sie zu intelligent. »Halten Sie denn...?« Nein, das hörte sich zu neugierig an. »Jeder macht sich wohl so seine Gedanken. Ich will ja nicht aufdringlich erscheinen.« Er lächelte sie, wie er hoffte, etwas einfältig an.
    »Ja, hier draußen auf dem Land erwartet man doch so was nicht, besonders nicht in Cornwall. Es scheint einfach so abwegig.« Sie zögerte. »Was hält denn dieser Mann von Scotland Yard von der ganzen Sache?«
    Sie wollte offenbar nicht locker lassen. »Da werden Sie ihn schon selbst

Weitere Kostenlose Bücher