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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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zu kriegen), schrie Racer zu Fiona hinüber: »Rufen Sie den Kammerjäger! Wo ist er? Wo ist er hin? Ich bring ihn um.«
    Jury blieb seelenruhig sitzen und nahm das Rufen und Schreien und Fluchen zur Kenntnis wie an jedem ganz gewöhnlichen Cyril-Tag. Das würde ihm fehlen, falls er den Job doch an den Nagel hängte. Ach, was soll’s! Er stand auf, ging hinüber ins Vorzimmer und mischte sich ins Getümmel.
    Fiona, behauptete Racer steif und fest, Fiona hielt den Kater irgendwo versteckt.
    Der Witz daran war bloß: ihm würde Cyril auch fehlen.

43
    »Weiß es der Polizist?«, fragte Lulu.
    Damit meinte sie Jury. »Ob er was weiß?«, erwiderte Melrose, während er die Erde festklopfte.
    »Wohin der Kinderdieb sie mitgenommen hat?«
    »Ich habe dir doch gesagt, so einen gibt es nicht.«
    »Für Flora schon. Wo ist sie denn dann, Sie Schlaumeier?«
    Melrose überlegte, ob er sich mit dem Erdschäufelchen auf den Kopf schlagen sollte. »Okay, dann bin ich eben kein Schlaumeier. Jedenfalls nicht so schlau wie dein Polizist.«
    »Sie ist nicht tot.«
    Wenigstens brauchte das arme Kind dem Tod nicht ins Gesicht zu starren. Noch nicht. »Natürlich nicht.«
    Lulu ließ ein Restchen Erde in der Hand auf und ab hüpfen. »Woher wissen Sie das?«
    Roy hielt den Erdklumpen für einen Ball und sprang danach.
    »Woher ich – was? Du sagtest doch selbst, sie wäre nicht tot.«
    »Ich weiß schon, warum ich das glaube. Aber warum glauben Sie es?«
    »Eine Ahnung. Intuition.« Er stand auf. »Genug jetzt. Ich gehe hinein zum Tee.«
    Lulu wollte sichergehen, dass sie ihm dabei zuvorkam und rannte davon.
    Melrose verließ den kleinen Garten und trat auf den alten Gärtner zu, der sich nur selten hier zeigte, und dann auch nur, wenn die Macmillans nicht da waren. Seine Leiter hatte er gegen die Statue der Knaben mit den Eimern gelehnt und schien soeben die mit Rasenplaggen ausgelegten Stufen zu begutachten.
    Melrose konnte sich nicht an seinen Namen erinnern. Vielleicht hatte er ihn auch nie gesagt bekommen. »Na«, sagte er leutselig, »was halten Sie von den Stufen?«
    Der Alte drehte sich um und guckte grimmig. »Beschissen, wenn Sie mich fragen. Sieht doch aus wie Hundekotze, das Zeug. Da hätte ich Mr. Scott schon für gescheiter gehalten. Alles im Eimer, würd ich mal sagen.«
    »Gescheit ist er doch, gescheit -« Melrose’ Blick fiel auf die Knaben mit den Eimern, gegen die die Leiter gelehnt stand. »Könnte ich mal kurz diese Leiter benutzen?« Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. Während er den Fuß auf die unterste Sprosse setzte, fiel ihm ein, dass man zwar etwas brauchte, worauf man sich stellen konnte, um einen Gegenstand irgendwo herauszuholen, nicht aber, um ihn hineinzuwerfen. Er brauchte nur vier Sprossen zu erklimmen, um einen Blick in den oberen Eimer werfen zu können. Das lag sie, die Waffe. Er kannte sich mit Schusswaffen zwar nicht aus, vermutete jedoch, dass es sich um die gesuchte Tatwaffe handelte. Sein Taschentuch über die Hand gebreitet, griff er in den Eimer und zog sie heraus. Dann rannte er an dem verdatterten Gärtner vorbei ins Haus, um Jury anzurufen.
    »In Newcastle, im Tyne-und-Wear-Distrikt oben.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Müsste eigentlich heute Abend zurücksein. Ich könnte ihn gleich verständigen -«
    Es hatte vermutlich mit dem Tod seiner Cousine zu tun. »Nein, es kann warten. Danke.«
     
    Melrose ging das Treppchen vor dem weißen Polizeiwohnwagen hoch. An einem der Schreibtische saß ein Uniformierter, in die Lektüre eines Handbuchs über Golf vertieft. Wann fand der denn Zeit zum Spielen? Ein anderer saß weiter hinten und telefonierte mit seinem Handy.
    »Wo ist Commander Macalvie?«
    Der Uniformierte drehte sich um und fragte: »Ian, wo ist der Chef?«
    Ian zuckte die Schultern. »Ich glaub, in Launceston.«
    »Dann werden Sie ihm vielleicht davon erzählen wollen.« Melrose nahm die in sein Taschentuch gewickelte Schusswaffe aus der Hosentasche und legte sie auf den Schreibtisch.
    »Verdammte Scheiße«, sagte der Uniformierte.
    Ian fuhr hoch. »Ist das die Knarre, mit der die Banks umgebracht wurde?«
    »Hm, es ist jedenfalls eine Knarre. Ich kenne mich mit Ballistik aber nicht aus. Ich nehme an, sie ist es, allerdings...«
    Behutsam drehte der Uniformierte sie herum. »Eine.22er«, wandte er sich nach hinten zu dem anderen namens Ian. »Wo haben Sie das Scheißding denn gefunden?«
    Melrose machte eine Kopfbewegung in Richtung Garten. »Da draußen. In einem

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