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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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für Flora. Als könnte sie durch Marys Wiederverheiratung meistbietend versteigert werden oder so ähnlich.« Declan sah zu einem der hohen Fenster hinüber. »Ich wollte sie adoptieren, Baumann sperrte sich allerdings dagegen. Aber – entschuldigen Sie, darüber wollten Sie ja gar nicht reden.« Er fuhr mit einem Schürhaken ins Kaminfeuer, um die verkohlten Scheite umherzuschieben. Auf dem Kaminsims stand das steinerne Abbild eines Engels mit gebrochenem Flügel und gesenktem Kopf, der die Hand über die Augen hielt und auf dem Boden nach etwas zu suchen schien.
    »Im Gegenteil, genau darüber will ich mit Ihnen reden. Macht es Ihnen etwas aus, mir zu sagen, was sich an jenem Tag abgespielt hat? Ich meine, soweit Sie selbst Bescheid wissen?«
    Scott beugte sich vor, die Arme auf den Knien. Er schien das ausgeblichene Teppichmuster zu seinen Füßen zu betrachten. »Sie fuhren ein paarmal nach Heligan – Sie wissen schon, in die Verlorenen Gärten. Weil es ziemlich weit ist, nahmen sie sich den ganzen Tag Zeit und aßen manchmal in Mevagissey oder St. Austell zu Mittag.«
    »Verliefen diese Ausflüge nach einem bestimmten Muster, das jemand anderes vielleicht kannte?«
    Declan schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Wie war Ihre Frau? Ich meine, schien sie genauso… wie sonst?«
    Er lehnte sich nachdenklich zurück. »Wissen Sie, Mary war schon seit einiger Zeit nicht wie sonst gewesen. Damit will ich nicht sagen, sie sei launisch gewesen oder hätte sich anders verhalten, so dass jemand außer mir etwas gemerkt hätte. Unruhig war sie, ängstlich könnte man es vielleicht nennen. Ich glaubte, es hätte was mit ihrem Herzproblem zu tun – daran ist sie dann ja auch gestorben, obwohl keiner von uns die unmittelbar lebensbedrohliche Gefahr erkannte -« Er hielt inne. »Verzeihung.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mr. Scott.« Jury wartete ein wenig ab und fragte dann: »Halten Sie es denn für möglich, dass sie befürchtete, Flora wäre vielleicht in Gefahr?«
    Scott sah Jury überrascht an. »Auf keinen Fall, nein.«
    »Sie werden verstehen, dass wir auch die entfernteste Möglichkeit in Betracht ziehen müssen. Ich bin sicher, die Polizei hat Sie bereits ziemlich ausführlich befragt.«
    Scott nickte. Er fuhr sich durch das dunkle Haar und schob die Hand zum Nacken hinunter, als wollte er einen verspannten Muskel reiben. Dann schlug er lächelnd die Beine übereinander. Er hatte ein umwerfendes Lächeln, das besonders hinreißend wirkte, weil er es nicht oft aufsetzte. Wenn er so lächelte, lagen ihm die Frauen bestimmt reihenweise schmachtend zu Füßen.
    Bevor er den Mantel abgelegt hatte, hatte Jury eines der Polizeifotos aus der Manteltasche geholt. Das schob er Scott nun hin. »Ich glaube, Sie haben noch keine Bilder von der Leiche gesehen...«
    »Nein, und ich bin auch nicht besonders scharf darauf«, sagte er trocken, während er eine Brille aus der Brusttasche nahm, aus der das schlaffe Tüchlein hing. Stumm betrachtete er das Foto und gab es Jury dann zurück.
    »Hat man sie schon identifiziert?«
    »Noch nicht. Sie sagten der Polizei, es sei eine Freundin Ihrer Frau.«
    »So habe ich mich eigentlich nicht ausgedrückt.« Als sei er es leid, falsch zitiert oder missverstanden zu werden, ließ Scott sich tiefer in den Sessel sinken, bis sein Kopf auf der Rückenlehne ruhte.
    »Also eine Bekannte?« Jury wusste, was Scott der Polizei gesagt hatte, er wollte es nur von ihm selbst hören. Dinge, die bei der ersten Aussage (oder der zweiten oder dritten) vielleicht gefehlt hatten, tauchten womöglich in einer späteren Fassung auf. Man erinnerte sich an unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Zeiten und natürlich aus unterschiedlichen Gründen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber bestimmt eher eine Bekannte als eine Freundin. Wie sollte ich es wissen? Ich habe diese Frau« – er deutete mit einem Kopfnicken auf das Foto in Jurys Hand – »nur ein einziges Mal gesehen und zwar in der Lounge in Brown’s Hotel. Das ist einer der beliebtesten Teesalons in London und normalerweise sehr voll. Sie saß dort mit meiner Frau Mary in einer Ecke des Raumes. Ich wollte schon hinübergehen und Guten Tag sagen, tat es dann aber nicht.« Dies sagte er, als fragte er sich, was ihn wohl bewogen hatte, so zu handeln – oder nicht zu handeln – und ob dadurch alles, möglicherweise sogar Entscheidendes, vielleicht anders gekommen wäre.
    Jury fragte ihn danach. »Und warum nicht?«
    »Ich

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