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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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gewesen war.
    »In Ordnung, Millie. Wann kommt der Rest der Mannschaft, um dieses Zeug hier wegzuschaffen?«
    »Die werden schon noch kommen«, sagte sie unverbindlich, aber gut gelaunt.
    Er akzeptierte diese Laisser-faire-Haltung und ging mit Jury weiter.
    »Es wirkt so ominös, dieses Absperrband, in dem freundlichen, leuchtenden Gelb«, sagte Declan.
    Als er jemanden seinen Namen rufen hörte, drehte er sich um.
    Ein Mann stand auf den Terrassenstufen und schwenkte die Arme, um auf sich aufmerksam zu machen. Er kam die Treppe herunter auf sie zu und hob dabei ab und zu den Arm, als könnte er dadurch verhindern, dass sie sich abwandten, solange er sich noch in Bewegung und in ihrem Blickfeld befand, oder zumindest in Scotts Blickfeld.
    »Marcus Warburton. Das ist der Landschaftsmensch. Der gestaltet hier in der Gegend viele Gärten.«
    Jury war etwas überrascht, dass es hier genügend Gärten zu gestalten gab. Warburton war ein hochgewachsener Bursche mit scharfen, gut geschnittenen Zügen und einem Gesicht mit mehr Winkeln als Flächen – mit schmaler, fast griechisch geformter Nase und hohen Wangenknochen wie bei einem Fotomodell. Gut gekleidet war er außerdem. Sein locker geschnittener Anzug sah nach einem italienischen Designerstück aus – Armani, Fendi, Zegna -, in einem Farbton zwischen silbern und dem Braun der Birken. In puncto Schick war Marc Warburton nicht zu schlagen, ganz im Gegensatz zu Declan Scott, dessen Tweedjackett zwar vermutlich von einem Schneider aus der Jermyn Street oder Savile Row stammte, dort allerdings vor zehn Jahren angefertigt worden war.
    Als Warburton hörte, dass er ein Superintendent von Scotland Yard war, rechnete Jury fest damit, dass er sagte: »Ach ja, einer von denen.«
    Er lächelte Jury an – das Lächeln war ebenso scharf geschnitten wie der Rest von ihm – und machte die Bemerkung, deretwegen er wohl hier in den Garten heruntergekommen war: »Eine Wahnsinnsgeschichte, was, Superintendent? Dass man die Frau hier gefunden hat.« Er deutete mit dem Kinn zu der steinernen Nische hinüber.
    Jury gewann den Eindruck, die Leiche passte nicht so recht in Warburtons landschaftsgestalterische Pläne, doch nun hatte er sie eben am Hals.
    »Muss ja was Ernstes sein, wenn die hiesige Kripo Sie hinzuzieht.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Jury mit ausdrucksloser Miene. »Ich kam nur gerade zufällig vorbei.«
    Warburton stieß ein abgehacktes Lachen aus. »Irgendwie nehme ich Ihnen das nicht ganz ab!«
    Jury lächelte. »Ach ja, und wieso nicht? Sie kannten also Mrs. Scott?«
    »Ja, natürlich.«
    Jury konnte nicht genau sagen, ob der betrübte Ausdruck, der sich nun auf Warburtons Gesicht legte, echt oder gespielt war. Wieso sollte dieser Mensch aber etwas vortäuschen wollen? Mary Scott war seit über zwei Jahren tot. Ihr Ehemann mochte sie noch betrauern, ein Auftragnehmer konnte sich solch bekümmertes Getue aber doch wohl schenken.
    »Sie war...«, setzte Warburton an, sah nach einem Blick in Jurys Gesicht jedoch davon ab weiterzureden.
    Declan Scott hatte sich abgewandt.
    »Ich würde gern einmal mit Ihnen sprechen«, sagte Jury.
    Marc Warburton bereitete diese Bitte keinen sonderlichen Verdruss. Er verschränkte die Arme und sagte: »Das hat die Kripo bereits getan. Vielleicht wollen Sie sich bei denen mal erkundigen.«
    Selbst Scott zog ob dieser Begriffsstutzigkeit erstaunt die Augenbrauen hoch.
    Jury erwiderte nur: »Das habe ich schon, Mr. Warburton, da die hiesige Distriktspolizei für den Fall ja zuständig ist. Manchmal können zwischen den verschiedenen Aussagen aber Einzelheiten verloren gehen. Die Erinnerung verändert sich.«
    Ein Lächeln ging über Warburtons Gesicht, das jedoch weder offen noch freundlich war. »Selbstverständlich, Superintendent, jederzeit. Jetzt gleich, wenn Sie mögen.«
    Scott meinte: »Nein, nicht jetzt. Ich zeige dem Superintendenten gerade den Garten.«
    Warburton nickte. »Gut, dann wann Sie wollen. Ich bin immer verfügbar. Declan weiß, wo ich zu erreichen bin.« Er machte kehrt und ging über den Gartenweg davon.
    »Marc ist sehr gut auf seinem Gebiet, will aber den Ton angeben – sogar bei Ihnen.«
    »Besonders bei mir.« Jury lachte. »Es passte ihm nicht, dass ich mit Ihnen gesprochen habe. Jedenfalls nicht unter vier Augen.«
    Sie kamen an einem Grüppchen Birken mit silberner und rosabrauner Rinde vorüber. »Das hier waren Marys Lieblingsbäume.«
    Gemeinsam betrachteten sie die Nische mit der Steinbank. Jury sagte:

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