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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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der Hilfsbutler?«
    »Das war ja das Faszinierende dran. Sie gingen nach Rängen vor. Die obersten Ränge spielten die Familie, die unteren die Dienstboten. Und innerhalb dieser Kategorien gab es noch weitere Abstufungen: der Hauptfeldwebel, sagen wir, machte den Butler, der einfache Feldwebel den Hilfsbutler. Hauptmann und Oberleutnant war der adlige Gutsbesitzer, der Leutnant dessen Sohn, der Earl von Sowieso.«
    Pat lachte. »Das ist ja ganz nett, aber wozu das Ganze?«
    »Nur so zum Zeitvertreib, nehme ich an. Uns vergeht ja doch nie die Lust, uns zu verkleiden und jemand anders zu sein. Die berühmte Truhe auf dem Dachboden, die wir als Kinder geplündert haben.«
    Pat Quint sagte: »Daran kann ich mich auch noch erinnern. Sich verkleiden reizt doch irgendwie alle Kinder, nicht?« Da sie aber das Gefühl beschlich, doch wieder zu nah an die kleine Flora Baumann geraten zu sein, fügte sie rasch hinzu: »Diese Sache mit dem Cloisonnégärtchen – was ist das denn genau?«
    »Es ist eigentlich ganz simpel.« Und nun folgte so ziemlich genau die gleiche Auskunft, die er Jury gegeben hatte. Wenn man allerdings mit dem Thema absolut nicht vertraut war, hörte es sich vermutlich ziemlich esoterisch an. Außer für Marc Warburton, dem es nichts ausmachte, zugunsten von Melrose einmal in den Hintergrund zu treten.
    »Das sieht bestimmt wunderhübsch aus«, sagte Pat.
    »Das hoffe ich.«
    Declan Scott lächelte unmerklich, wirkte jedoch etwas abwesend und bekümmert. In seinem Sessel nach vorn gebeugt, sah er Melrose an, ohne ihn aber recht wahrzunehmen.
    In dem Moment kam Rebecca Owen an die Tür und kündigte das Abendessen an.
    »Sie leisten uns doch Gesellschaft, ja?« Declan stellte sein zur Hälfte ausgetrunkenes Glas ab.
    »Danke, aber ich habe eine Verabredung.« Melrose sah auf seine Uhr. »Jetzt gleich übrigens. Ich bin schon spät dran.«

21
    Jury saß mit Sergeant Wiggins, der am Nachmittag mit ihm aus London hergefahren war, im Winds of Change an der Theke. Am Bahnhof waren sie von Sergeant Platt abgeholt worden, der sich offenbar sofort mit Wiggins verbündet hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie den gleichen Dienstgrad hatten. Jetzt setzten sie sich etwas abseits an die Bar, um weiter zu bereden, was sie zu bereden hatten.
    Jury trank ein Lager.
    »Das ist doch was für Weicheier.« Melrose verlangte beim Barmann ein Old Peculier.
    »Tut mir Leid, Sir, ist ausgegangen. Wie wär’s mit einem Guinness?«
    »Das ist nicht das Gleiche.« Seufzend deutete er auf Jurys Getränk. »Geben Sie mir so eins.«
    »Weichei!«
    Der Barmann schmunzelte, belustigt über das Kabarettstückchen, das die Polizisten hier darboten. »Ja, Sir.« Er ging davon.
    »Also, was halten Sie von Declan Scott?«
    »Glatt in seinem Garten herumkicken könnte ich den mit seinem Charme.«
    »Ha!« Jury stellte sein Bierglas hin und grinste Melrose rechthaberisch an. »Genau das sagte ich damals über Vernon Rice, erinnern Sie sich?«
    »Es ist überhaupt nicht dasselbe.« War es aber eigentlich schon. »Was ist mit unserem Mordopfer? Hat die Polizei die Tote schon identifiziert? Das ist jetzt eine Woche her, nicht?«
    Jury schüttelte den Kopf. »Man könnte meinen, jemand hat absichtlich alle ihre Spuren verwischt. Man könnte meinen, sie hatte überhaupt keine Vergangenheit.«
    »Oder aber sie teilte sie – danke«, sagte Melrose, als ihm sein Bierglas hingestellt wurde. »Sie teilte sie sich mit jemand anderem. Schwer zu glauben, dass jemand so durchs Netz schlüpfen könnte. Sie wissen über sie also nur, dass sie sich mit Mary Scott in der Lounge von Brown’s Hotel getroffen hat, und nicht einmal das wissen Sie mit Sicherheit.«
    »Wieso sollte Declan Scott sich so etwas ausdenken? Die Köchin Dora Stout hat sie ebenfalls gesehen.«
    Melrose überlegte einen Augenblick. »Ich habe was für Sie: eine gewisse Hermione Hobbs erzählte mir von einem Unfall, in den Mary Scott verwickelt war.«
    »Ich weiß. Unfall mit Fahrerflucht in Mevagissey vor dreieinhalb Jahren. Sie tötete ein Mädchen namens Elsie Hardcastle. Macalvie hat sich damals den Vater ziemlich zur Brust genommen. Hardcastle war drauf und dran gewesen, ihn deswegen zu verklagen.« Jury sah zum Tresen hinüber, wo der Barmann gerade Kartoffelchips in kleine Schälchen füllte. Als er aufblickte, hob Jury sein Glas in die Höhe und tippte daran.
    Der Barmann kam herüber und nahm das leere Glas mit.
    Melrose zündete sich eine Zigarette an und ließ das

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