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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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war sehr nett von Ihnen.«
    »Ich wünschte bloß, ich hätte etwas Netteres zu sagen gehabt.«
    Declan begleitete Jury zur Tür. »Nein, irgendwie hat es geholfen, wie meistens, wenn man die Wahrheit erfährt, nicht?«
    Auf dem dunklen Innenhof blieb Jury stehen, sah zu den Sternen empor und wollte sagen, Nein, tischt mir lieber Lügen auf, lasst mich bloß einen Tag erleben ohne eine schlimme Nachricht. »Ja, so ist es wohl, Mr. Scott. Gute Nacht.« Er hob die Hand zum Abschiedsgruß und ging in den Garten hinaus.
     
    Cody Platt saß vor einem Computer, den er, sobald er Jurys Kopf in der Tür sah, schnellstmöglich ausschaltete.
    »Was war denn das für ein Getöse?«, fragte Jury.
    »Ach, ich wollte bloß meine E-Mails nachschauen.«
    »Sie müssen ja einen Haufen E-Mails kriegen, in denen einer Sie abmurksen will. Mir war so, als hätte ich Geschützfeuer gehört.«
    Jury fragte sich, was es mit Codys diversen nächtlichen Geheimaktivitäten auf sich hatte. Allerdings gab es bei ihm eine Reihe von entlastenden Gründen anzuführen. Von einem der drei Schreibtische nahm Jury sich eine Mappe mit Tatortfotos und machte es sich in dem alten Bürodrehstuhl bequem. »Wo ist denn Ihr Chef? Ich habe ein paar Informationen für ihn.«
    »Der ist vorhin kurz nach Hause gegangen, sagte aber, er käme noch mal wieder. Er hat Ihre Nachricht bekommen. Ich soll hier die Geräte überwachen.«
    »Und Sergeant Wiggins, wo steckt der?«
    »Ist in seine Unterkunft nach Launceston gefahren. Er müsse sich ausruhen, sagte er, bei ihm sei eine Erkältung im Anzug.«
    »Immer noch dieselbe?«
    Codys Augenbrauen schnellten fragend hoch. »Wie bitte?«
    »Nichts.« Jury lächelte.
    »Gibt’s denn was Neues? So einen Fall hatte ich noch nie. Wie kommt es, dass das Opfer nicht mal einen Fußabdruck hinterlassen hat? Die von der Spurensicherung haben das ganze verdammte Areal abgesucht, und was haben sie gefunden...?« Mit Daumen und Zeigefinger formte er einen Kreis. »Es ist zum Verrücktwerden.«
    »Nicht mehr , oder der Teil davon jedenfalls nicht mehr.« Jury zog das kleine Album hervor und reichte es ihm hinüber.
    Cody betrachtete die Aufnahmen von Lena Banks. »Die sieht ja super aus. Wer ist das?«
    »Schauen Sie noch mal genau hin.«
    »Da könnte ich lang hinschauen, aber – wer ist das?«
    »Kommt sie Ihnen nicht bekannt vor?« Jury zog sich die Akte mit den Polizeifotos her, die auf einem anderen Schreibtisch lag, schlug sie auf und schob sie Cody hin.
    Cody schaute. Cody runzelte die Stirn. Er beugte sich tiefer. Er schüttelte den Kopf.
    Jury sagte es ihm.
    »Ich werd verrückt! Aber das heißt doch dann wohl, Viktor Baumann war gar nicht derjenige, der Flora geschnappt hat?«
    »Scheint so.«
    »Wieso fangen die dann wieder an, sie zu suchen?«
    »Ich bezweifle, dass Viktor Baumann je damit aufgehört hat, sie zu suchen.«

30
    Das gedrungene, hellbeige getünchte Häuschen am Ende eines Schotterweges war immer noch eher funktional als wohnlich, fand Jury.
    »Es sieht noch genau gleich aus«, sagte er. »Bin ich froh, dass ich das noch erleben darf. Sie sind gefahren wie ein Besengter. Was hat Cornwall an sich, dass es bei Ihnen dieses Bedürfnis weckt, schneller zu fahren? Besonders auf schmalen Landstraßen zwischen Trockensteinmauern?«
    Darauf gab ihm Macalvie keine Antwort, wohl aber auf das, was er in dem Moment gerade dachte. »Ist doch nicht zu fassen, diese Maskerade.«
    »Hier vollführt jeder eine Maskerade, Brian. Das habe ich zu Wiggins auch gesagt. Es ist wie in einer Komödie aus der Restaurationszeit. Alles dreht sich um Identität.«
    »Sieht so aus – wieso geht hier eigentlich niemand an die Tür? Er weiß doch, dass wir kommen.« Als Macalvie schon die Faust heben wollte, um loszutrommeln, schwang die Tür auf. Die schmaläugige Haushälterin, die ihnen die kleine, massive Tür aufmachte, hieß Minerva, wie Jury sich dunkel erinnerte, und war hauptsächlich dazu da, Besucher abzuwimmeln.
    »Hallo, Minerva. Wo ist er?«, sagte Macalvie.
    Minerva guckte grimmig, trat aber beiseite, um sie ins Zimmer zu lassen, wo Dr. Dench am Tisch saß. »Ich nehme gerade einen spätabendlichen Imbiss ein.« Er winkte sie ins Zimmer. »Nur herein, nur herein.«
    Das Häuschen war haargenau so, wie sich Touristen ein romantisches englisches Cottage vorstellten – mit Deckenbalken, weiß gekalkten Wänden, unebenen Fußböden. Kälte und Feuchtigkeit musste man getrost vergessen, veraltete Rohrleitungen und das Fehlen

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