Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
Last der Verantwortung allein«, bemerkte Raven leise und strich Mikhail zärtlich über das dunkle Haar, als er sich wieder zu ihr setzte.
Mikhail sah sie an, und seine Augen wirkten unendlich müde und erschöpft. »Wir sind eine aussterbende Rasse, Kleines. Ich fürchte, dass ich das Unvermeidliche nur etwas hinauszögere. Zwei der Mörder sind uns entkommen, und wir haben zwei weitere in Verdacht, Anton Fabrezo und Dieter Hodkins, die ebenfalls mit dem Zug angekommen sind. Ich habe ihre Beschreibungen überall verbreiten lassen, doch sie scheinen verschwunden zu sein. Es gibt Gerüchte, dass sich vor kurzem eine gut organisierte Gruppe von Vampirjägern gebildet hat. Wenn sich die ver-schwundenen Männer dieser Gruppe anschließen, werden sie uns noch gefährlicher werden.«
»Ich weiß, dass das Volk der Karpatianer der Erde ent-stammt und sich auch auf die Heilkraft der Erde verlässt.
Aber vielleicht haben dich deine Vorurteile und deine Verachtung gegenüber der menschlichen Rasse dazu verleitet, einige ihrer Vorzüge zu übersehen.«
»Du bestehst also noch immer darauf, dass ich Vorurteile habe. Es gibt viele Menschen, die ich sehr gern habe.« Mikhail konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch die 293
übrigen Hemdknöpfe zu öffnen. Er verspürte ein tiefes Verlangen danach, Ravens nackten Körper zu betrachten und sich zu vergewissern, dass er sie ansehen konnte, wann immer er es wünschte.
Sie lächelte und fuhr sich wieder auf diese besondere Weise durchs Haar. Ihre Armbewegung ließ das Hemd auf-klaffen, sodass sich ihm ihre Brüste verlockend entgegen-streckten, bevor sie unter der Kaskade der dunklen Strähnen verschwanden, die Raven über die Schultern fielen. Der Anblick raubte ihm den Atem. »Hör mich an, mein Liebster«, bat sie. »Dass du einige Menschen zu deinen Freunden zählst, bedeutet nicht, dass damit deine Vorurteile gegen die gesamte Rasse ausgelöscht sind. Du hast so lange mit deinen Fähigkeiten gelebt, dass du sie als selbstverständlich ansiehst. Du kannst den Geist eines Menschen ohne Mühe kontrollieren und verlierst so den Respekt vor ihm.«
Mikhail war schockiert, dass Raven so über ihn dachte.
»Ich habe nie meinen Respekt vor den Menschen verloren.
Viele von ihnen zählen zu meinen engsten Freunden, obwohl Gregori und einige andere mich für verrückt halten.
Ich sehe die Menschen aufwachsen und altern und wünsche mir, dasselbe empfinden zu können wie sie. Nein, Kleines, ich glaube nicht, dass mir der Respekt fehlt.«
Raven neigte den Kopf zur Seite und sah Mikhail nachdenklich an. »Vielleicht, aber du vergisst, dass ich fühle, was du fühlst. Du kannst es vielleicht vor dir selbst verbergen, aber nicht vor mir.« Sie lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Ich weiß, dass du dich nicht überlegen fühlen möchtest, kannst es aber nicht verhindern, weil es für dich so einfach ist, uns Menschen zu kontrollieren.«
Mikhail gab einen Laut der Entrüstung von sich. »Es ist mir nicht ein einziges Mal gelungen, dich unter meiner Kontrolle zu behalten. Du ahnst ja nicht, wie oft ich dich 294
gern dazu gezwungen hätte, mir zu gehorchen, wenn du dich in Gefahr brachtest. Ich hätte meinen Instinkten folgen sollen ... aber nein, stattdessen habe ich dir gestattet, zum Gasthof zurückzukehren.«
»Du hast dich aus Liebe zu mir zurückgehalten.« Sanft berührte Raven sein Haar. »Aber sollte es nicht zwischen zwei Menschen, die einander heben, immer so sein? Wenn du mich so liebst, wie ich bin, und mich glücklich machen willst, musst du verstehen, dass ich meiner Natur treu bleiben möchte und tun muss, was ich für richtig halte.«
Mikhail ließ einen Finger über ihren Hals und das Tal zwischen ihren Brüsten gleiten. Raven überlief ein lustvoller Schauer. »Das stimmt, Kleines. Aber das Gleiche gilt auch für meine Bedürfnisse. Wenn du mich glücklich machen möchtest, musst du akzeptieren, dass mein Glück allein von deiner Sicherheit abhängt.«
Unwillkürlich musste Raven lächeln. »Ich habe das unbe-stimmte Gefühl, dass du mich zu überlisten versuchst. Vielleicht solltest du dich mehr mit der menschlichen Erfin-dungsgabe befassen. Du kannst dich immer auf deine Fähigkeiten verlassen, Mikhail, doch die Menschen müssen andere Wege finden. In unserer Verbindung vereinigen sich zwei Welten. Falls wir je beschließen sollten, ein Kind zu bekommen ...«
Mikhail hob abrupt den Kopf. Seine Augen glitzerten.
Raven fing den
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