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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Allem Anschein nach gab es keinerlei Leben im Raum.
    Selbst das Haus schien in tiefem Schlummer zu liegen, still, als hielte es den Atem an und wartete auf die Abend-dämmerung. Sonnenschein fiel durch die Fenster und warf Glanzlichter auf die jahrhundertealten Gemälde und in Leder gebundenen Bücher. Die Mosaikkacheln auf dem Boden in der Halle glänzten, und das warme Sonnenlicht brachte den honigfarbenen Ton der Holzdielen zur Geltung.
    Ohne Vorwarnung setzte Mikhails Atmung ein. Er öffnete die dunklen Augen, in denen gefährlicher Hunger glitzerte und die blinde Wut eines gefangenen Wolfes. Mikhail war benommen, seine Muskeln waren steif und schwerfällig. Er brauchte den tiefen Schlaf, um seine enormen Kräfte aufzufrischen. Da er sich im Einklang mit dem Kreislauf von Tag und Nacht befand, wusste er, dass es ungefähr Mit-tagszeit war und die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte und somit eine tödliche Gefahr für ihn darstellte.
    Etwas stimmte nicht. Etwas war in seine tiefe Ruhe eingedrungen und hatte ihn aus dem dringend benötigten Schlaf geweckt. Er ballte die Hände zu Fäusten. Es würden noch zu viele Stunden bis zum Sonnenuntergang vergehen.
    Mikhail suchte mit seinen telepathischen Kräften gründlich die Umgebung ab. Die Wände des Hauses schienen plötzlich vor Anspannung zu vibrieren. Es war, als erstarrten selbst 299

    die Mauern vor Furcht angesichts einer unbekannten Bedrohung.
    Draußen vor dem schmiedeeisernen Zaun ging Rudy Romanov auf und ab. Sein Geist war von tödlicher Wut erfasst. Immer wieder schlug er frustriert mit einem Knüppel gegen die Metallstangen. »Teufel! Untote!«, schrie er dem Haus entgegen.
    Mikhail knurrte leise. Mochte sein Körper auch geschwächt sein, so waren seine Instinkte jedoch zu vollem Leben erwacht.
    Rudys wütende Anschuldigungen hallten in seinem Kopf wider. »Ich habe die Beweise gefunden, die mein Vater gesammelt hat. Da steht alles schwarz auf weiß, die Liste Ihrer Diener... Sie sind das Böse, der Anführer der teufli-schen Sippe. Mörder! Sie haben diese wunderschöne Frau zu Ihrer Sklavin gemacht. Sie hätte mich benutzt, um Ihre Armee der Untoten zu vergrößern!«
    Rudys Schmerz und Wut vermischten sich mit der unbändigen Sehnsucht nach Rache. Er glaubte an die Dinge, die sein Vater in seinen Tagebüchern niedergeschrieben hatte, und war gekommen, um den vermeintlichen Anführer der Vampire zu töten. Es wurde Mikhail augenblicklich bewusst, dass Raven und er in großer Gefahr schwebten. Sanft weckte er sie. Wach auf, mein Liebling. Wir sind in Gefahr.
    Ravens Atem setzte ein, langsam und gleichmäßig. Mikhails Warnung veranlasste sie dazu, das Schlafzimmer nach Eindringlingen abzusuchen. Sie fühlte sich schwer und wie zerschlagen. Auch sie benötigte den Schlaf, der ihr durch die Bedrohung geraubt worden war.
    Romanov ist draußen vor dem Haus.
    Raven blinzelte müde. Hans Romanov ist tot.
    Aber sein Sohn lebt noch. Er steht dort draußen, und ich spüre seinen Hass. Er kann uns gefährlich werden. Die Sonne steht hoch am Himmel, daher 300

    sind wir geschwächt. Zwar kann er das Anwesen nicht betreten, aber wir können es auch nicht verlassen.
    Es kostete Raven schon viel Konzentration, ihre Wange an Mikhails Brust zu reiben. Versuchsweise räusperte sie sich.
    »Aber ich kann doch die Tür öffnen und ihn fragen, was er will. Dann werde ich ihm sagen, dass du zur Arbeit gegangen bist, und er wird sich dumm vorkommen und uns in Ruhe lassen.«
    Mikhail schloss sie in die Arme. Raven war nach wie vor von der menschlichen Lebensweise stark geprägt. Sie hatte noch nicht verinnerlicht, welchen Preis sie für die Unsterblichkeit zahlen musste. Du bist noch zu müde, um ihn zu hören. Er ist in seinem Wahn äußerst gefährlich. Sie wusste nicht, was sie aufgegeben hatte, um mit ihm zusammen zu sein. Selbst wenn sie die Kraft aufbringen würde, das Bett zu verlassen, würde das Sonnenlicht sie töten.
    Raven schmiegte sich an ihn. Ihre Müdigkeit war überwältigend.
    Hör mir zu, Kleines. Du musst wach bleiben!
    Mikhails Befehl war unmissverständlich. Seine Arme umfingen sie, und sie spürte seine Liebe und den Wunsch, sie zu beschützen.
    Raven nahm sich zusammen und suchte nach Rudy Romanov. Sein Zorn wirkte fast wie ein eigenständiges, lebendiges Wesen, dessen Schreie in ihrem Kopf widerhall-ten. Er ist verrückt geworden, Mikhail. Langsam hob sie die Hand, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen. Jede Bewegung fiel ihr schwer.

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