Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
ist nicht schlimmer als deine Rache an den Mördern 306
deiner Schwester.
Ich dachte nicht an meine Schwester, als ich die Mörder richtete.
Bitterkeit beherrschte Mikhails Gedanken. Man kann die beiden Fälle nicht miteinander vergleichen. Ich hätte sie verschont, wenn sie nicht Jagd auf mein Volk gemacht hätten.
Ich habe schon einmal versagt, Kleines. Diesmal werde ich dich beschützen.
Wir sind hier unten sicher. Die Leute aus dem Dorf werden kommen und das Feuer löschen.
Wahrscheinlich werden sie Rudy in ein Krankenhaus bringen. Und mach dir keine Sorgen, dass die Leute denken könnten, wir seien in den Flammen umgekommen, Sie werden keine Leichen finden. Wir können behaupten, Eric und Celeste besucht zu haben, um unsere Hochzeit zu planen.
Sie verstand es nicht, und Mikhail brachte es nicht über sich, ihr die Situation zu erklären. Sie waren nicht in Sicherheit. Über ihnen tobte das Feuer, das sicher bald auch zum Keller vordringen würde. Dann war es unvermeidlich, in der Erde Schutz zu suchen. Er war sich nicht sicher, ob es ihnen mit vereinten Kräften gelingen würde, das Erdreich zu öffnen. Wenn sie es schafften, würde er Raven nicht in Schlaf versetzen können, dazu reichten seine Kraftreserven keinesfalls mehr aus.
Sie würden zusammen leben oder sterben. Das Feuer würde sie in die Erde treiben, und Raven würde es bis zum Sonnenuntergang ertragen müssen, lebendig begraben zu sein. Rudy Romanovs Tat würde ihr unerträgliche Qualen bereiten. Mikhail kannte ihre größte Furcht - zu ersticken.
Wieder knurrte er leise. Die Zerstörung seines Heims hätte er vielleicht verzeihen können, doch hilflos mit ansehen zu müssen, wie Raven es erdulden musste, lebendig begraben zu werden, das würde er Romanov niemals vergeben.
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Ravens Gedanken kreisten nur um Mikhail und seinen Verlust. Sie empfand Mitgefühl für Romanov und machte sich Sorgen, dass seine angeblichen Beweise andere Karpatianer gefährden könnten. Gern hätte Mikhail die Kraft gehabt, sie zu küssen. Stattdessen tat er es auf telepathische Weise. All seine Liebe und seine Bewunderung für ihr Mitgefühl und ihre grenzenlose Güte legte er in den geistigen Kuss.
Ravens Augen weiteten sich, dann sah sie Mikhail mit einem bezaubernd schläfrigen Ausdruck an, als hätte er sie mit seinen Küssen in Trance versetzt. Er ließ ihr dunkles Haar durch seine Finger rinnen. So viel Zartheit, so viel Liebe. Einen Moment lang schloss Mikhail die Augen und genoss diese Sekunden des Glücks. Raven gab ihm das Gefühl von Liebe und Geborgenheit. In all den Jahrhunderten seines Lebens hatte er solche Empfindungen nicht gekannt, und er war dankbar, dass er lange genug ausgehal-ten hatte, um zu erfahren, was seine Gefährtin ihm geben konnte.
Über ihnen schien das Tosen des Feuers immer lauter zu werden. Ein Balken stürzte krachend auf die Kellerdecke, sodass Funken durch die offene Falltür stoben. Auch Rauchwolken drangen in das Kellergewölbe und brachten den Geruch des Todes mit sich. Wir haben keine Wahl, meine Liebste, sagte Mikhail sanft. Wir müssen die Erde aufsuchen.
Raven schloss die Augen, als die Panik von ihr Besitz ergriff. Mikhail, ich liebe dich. In ihren Worten lagen Kummer und Resignation. Sie würde sich nicht der Erde anvertrauen, sondern lieber auf den sicheren Tod warten.
Raven wollte alles für Mikhail tun, doch dies ging über ihre Kräfte. Die Erde würde sie nicht lebendig in sich aufnehmen.
Sie hatten keine Zeit für Diskussionen. Nimm all deine 308
Kraft zusammen und unterstütze meinen Befehl. Lass deine Stärke in mich fließen, sonst kann ich das Erdreich nicht öffnen.
Raven hätte alles getan, um ihn zu retten. Wenn sie ihm dazu ihre letzten Kraftreserven zur Verfügung stellen musste, war es ihr recht. Rückhaltlos, aus reiner Liebe und Opferbereitschaft unterstützte sie Mikhails Befehl.
Neben ihm tat sich der Boden auf, als wäre ein riesiger, sauber abgegrenzter Würfel daraus entfernt worden. Das Grab lag frisch und kühl vor ihnen. Während die heilende Erde Mikhail anlockte, flößte die feuchte Dunkelheit Raven unaussprechliche Furcht ein.
Verzweifelt versuchte sie, Ruhe zu bewahren. Geh du zuerst. Sie wusste, dass sie ihm nicht folgen würde, doch er musste glauben, dass sie es vorhatte. Es gab keine andere Möglichkeit, Mikhail zu retten.
Blitzschnell ließ sich Mikhail über den Rand der Grube rollen, während er Raven fest in den Armen hielt. Gemeinsam fielen sie in die wartende,
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