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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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schien. Verwirrt und orientie-rungslos stolperte Raven aus der Bibliothek. Sie brauchte frische Luft. Nur fort von den grauenvollen Bildern von Tod und Schrecken, die von den Besuchern ausstrahlten.
    Ihre Furcht und ihre Wut schienen beinahe lebendig zu sein. Sie waren wie verwundete Tiere, die nach Rache verlangten. Warum waren manche Menschen nur so böse? So grausam? Raven fand keine Antwort darauf und versuchte es auch nicht mehr. Sie lief einige Schritte den Korridor entlang, als sich ihr ein Mann in den Weg stellte. Er war etwas jünger als Mikhail, schmaler gebaut und hatte kasta-nienbraunes, welliges Haar. Er lächelte Raven herausfordernd an und griff nach ihr.
    Eine unsichtbare Kraft traf den Mann an der Brust und warf 49

    ihn gegen die Wand. Mikhail tauchte wie aus dem Nichts auf, kaum mehr als ein dunkler, bedrohlicher Schatten.
    Schützend zog er Raven hinter sich. Diesmal klang sein Knurren wie eine Herausforderung.
    Raven spürte seinen schrecklichen Zorn, in den sich unendliche Trauer mischte. Seine Gefühle waren so stark, dass sie den Korridor zu erfüllen schienen. Raven griff nach seinem Arm und umfasste sein kräftiges Handgelenk. Es war ein schwacher Versuch, seine gewaltige Wut einzudämmen. Sie spürte seine Anspannung.
    Ein schockiertes Keuchen war zu hören. Raven bemerkte, dass sie die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf sich gelenkt hatte. Vier Männer und eine Frau. Die Augen aller waren auf ihre Hand, die Mikhails Arm umfasste, gerichtet, als hätte sie eine schreckliche Sünde begangen. Doch Mikhail stellte sich vor sie, sodass sie vor den bohrenden Blicken der anderen geschützt war. Er machte keine Anstalten, ihre Hand abzuschütteln, sondern schob Raven sanft an die Wand, um sie noch besser abschirmen zu können.
    »Sie steht unter meinem Schutz«, erklärte er. In seinem Ton lagen eine Herausforderung und das Versprechen von schneller und gnadenloser Vergeltung.
    »Wie wir alle, Mikhail«, erwiderte die Frau ruhig.
    Raven schwankte; nur die Wand in ihrem Rücken hielt sie noch aufrecht. Trauer und Wut stürmten auf sie ein, bis sie am liebsten geschrien hätte. Ein erstickter Protestlaut entrang sich ihrer Kehle. Mikhail wandte sich zu ihr um und legte die Arme um sie. »Schirmt eure Gedanken ab«, herrschte er die anderen an. »Sie ist sehr empfänglich dafür.
    Ich werde sie jetzt in den Gasthof zurückbringen und gleich zurückkehren, damit wir die schrecklichen Geschehnisse besprechen können.«
    50

    Raven hatte kaum eine Chance, die anderen anzusehen, da Mikhail sie bereits aus dem Haus hinaus und in die Garage führte, in der ein kleiner Wagen stand. Sie lächelte erschöpft und lehnte den Kopf an Mikhails Schulter. »Irgendwie passt dieses Auto nicht zu dir. Bei deinen antiquierten Ansichten über Frauen warst du in einem früheren Leben bestimmt der Lehnsherr.«
    Mikhail warf ihr einen Seitenblick zu, betrachtete ihr blasses Gesicht und den roten Fleck an ihrem Hals, der durch ihr langes Haar hindurchschimmerte. Es war nicht seine Absicht gewesen, dieses Zeichen zu hinterlassen, doch nun stellte es seinen Besitzanspruch auf Raven dar. »Ich werde dir heute Nacht helfen einzuschlafen.« Es war eine Feststellung.
    »Wer waren diese Leute ?« Raven stellte die Frage nur, weil er nicht wollte, dass sie fragte. Sie war so müde, und ihr war noch immer schwindlig. Erschöpft rieb sie sich die Stirn und wünschte sich, einfach nur ein ganz normales Leben führen zu können. Wahrscheinlich hielt Mikhail sie für eines dieser zerbrechlichen »Weibchen«, die ständig in Ohnmacht fielen.
    Nach kurzem Schweigen seufzte er. »Meine Familie.«
    Raven spürte, dass er die Wahrheit sagte. Und auch wieder nicht. »Wie kann jemand etwas so Schreckliches tun?« Sie blickte zu ihm auf. »Erwarten sie von dir, dass du den Mörder verfolgst und aufhältst?« Kummer schwang in ihrer Stimme mit, Kummer um seinetwillen. Sie sorgte sich um ihn. Seine Trauer war tief und durchsetzt von Schuldgefühlen und dem Wunsch nach Rache.
    Mikhail dachte über ihre Frage nach. Sie wusste, dass jemand aus seinem Volk ermordet worden war, hatte die Details vermutlich aus den Gedanken eines der Besucher aufgefangen. Sie sorgte sich um ihn, verurteilte ihn jedoch 51

    nicht. Mikhail spürte, wie etwas von seiner Anspannung wich und sich eine wohlige Wärme in seinem Körper ausbreitete. »Ich werde versuchen, dich von all dem fern zu halten, Kleines.« Niemand sorgte sich sonst um ihn, um seine Gefühle oder

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