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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihr?«
    »Ich habe immer an das Gute in dir geglaubt. Und an deine innere Kraft. Es ist durchaus möglich, dass dich diese junge Frau ebenso sehr braucht. Du hast schon so oft die Legenden und Lügen gehört, die man über dein Volk verbreitet, dass du den Unsinn inzwischen selbst zu glauben scheinst. Ein Raubtier braucht Beute, um zu überleben. Eine Pflanze braucht Wasser. Wir alle brauchen irgendetwas.
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    Und du nimmst dir nur, was du brauchst. Nun knie nieder und empfange Gottes Segen. Und dann geh zu deiner Frau zurück. Du wirst einen Weg finden, sie zu beschützen.«
    Mikhail sank ergeben auf die Knie und fand Trost in den friedvollen Worten des alten Mannes. Draußen ebbte der tosende Sturm plötzlich ab, als hätte auch die Naturgewalt ihren Frieden gefunden.
    »Danke, Pater«, flüsterte Mikhail.
    »Unternimm alles Nötige, um die deinen zu beschützen, Mikhail. In den Augen des Herrn seid ihr seine Kinder.«
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    Kapitel 4

    Mikhail legte die Arme um Ravens schlanken Körper und zog sie an sich. Sie schlief fest und lag federleicht in seiner Umarmung. Ihr Gesicht war blass, und unter ihren Augen lagen tiefe Schatten. Sanft flüsterte er: »Vergib mir, Kleines, es tut mir Leid, dass ich dich in solche Gefahr gebracht habe.
    Ungeheuer, das ich bin, weiß ich aber auch, dass ich es wieder tun würde. Doch du wirst nicht sterben, das lasse ich nicht zu.«
    Er fuhr über eine Ader an seinem Handgelenk und füllte ein Glas mit der dunkelroten Flüssigkeit. Höre mich an, Raven. Du musst trinken. Gehorche mir . Mikhail drückte das Glas an ihre blassen Lippen und ließ etwas vom Inhalt in ihren Mund rinnen. Sein Blut besaß große Heilkraft und würde ihr Leben retten.
    Raven spuckte und hustete und versuchte wie schon zuvor, den Kopf abzuwenden. Gehorche mir, Raven. Du wirst dieses Glas leeren. Diesmal verlieh er dem Befehl noch mehr Gewicht. Raven verabscheute den Inhalt des Glases, und ihr Körper wehrte sich nach Kräften. Doch Mikhails eiserner Wille behielt wie immer die Oberhand.
    Mikhail ! Ihr verzweifelter Ruf hallte in seinem Kopf wider.
    Du musst trinken, Raven . Bitte vertraue mir. Sie entspannte sich und sank wieder in tiefen Schlaf, während sie ihm zögernd gehorchte.
    Mikhail hatte einen flüchtigen Eindruck von ihren ver-wirrten Gedanken und Ängsten erhalten. Sie glaubte, in einem Albtraum gefangen zu sein. Doch ihr Gesicht hatte wieder eine rosige Farbe bekommen. Zufrieden legte sich Mikhail neben sie. Später würde sie den Blutaustausch nur 95

    für einen Teil ihres Albtraums halten. Er stützte sich auf den Ellenbogen und betrachtete Ravens Gesicht, die langen Wimpern, die makellose Haut und die hohen Wangen-knochen. Doch er begehrte sie nicht allein wegen ihrer Schönheit, das wusste er genau. Er sehnte sich nach ihrer Seele, der so viel Mitgefühl und Licht innewohnte, dass sie seine wilde, ungezügelte Natur akzeptieren konnte.
    Es überstieg seine Vorstellungskraft, dass ein solches Wunder tatsächlich geschehen konnte. Gerade, als er sich entschlossen hatte, ins Sonnenlicht zu treten, war ihm ein Engel geschickt worden. Ein leises Lächeln umspielte seinen Mund. Sein Engel weigerte sich allerdings standhaft zu tun, was er ihr sagte. Immerhin reagierte sie viel wohlwollender, wenn er sich die Zeit nahm, sie zu fragen. Mikhail war zu sehr daran gewöhnt, dass ihm seine Schutzbefohlenen widerspruchslos gehorchten, und musste sich ins Gedächtnis rufen, dass es sich bei Raven um eine Sterbliche handelte, die zu einer anderen Zeit und mit anderen Werten aufgewachsen war. Den Karpatianern war es angeboren, ihre Frauen und Kinder unter allen Umständen beschützen zu wollen. Nie war dieser Schutz wichtiger gewesen als jetzt, da es nur noch so wenige Frauen gab und keine weiblichen Kinder mehr geboren wurden.
    Raven war eine Sterbliche. Sie gehörte nicht zu seiner Welt. Wenn sie ihn verließ, würde sie all seine Empfindungen mit sich nehmen und ihn in der Finsternis zurücklassen.
    Mikhail schloss che Augen. Wie sollte er die Kraft finden, sie gehen zu lassen? Es gab so viel zu tun, ehe die Sonne aufging, und doch wäre Mikhail am liebsten bei Raven geblieben. Er wollte sie in seinen Armen halten und davon überzeugen, dass sie bei ihm bleiben musste; er wollte ihr seine Gefühle gestehen und ihr erklären, was sie ihm bedeutete, dass er es nicht überstehen würde, wenn sie ihn verließ.
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    Mit einem tiefen Seufzen stand Mikhail vom Bett auf. Er musste Nahrung für sich finden und

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