Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
Geruchssinn der Wölfe, um die Spur aufzunehmen. Außerdem kam diese Gestalt seiner animali-sehen Natur zupass. Sein scharfer Verstand trug nur dazu bei, den Jagdinstinkt des Wolfes zu verstärken.
Wachsam umkreiste er die Lichtung, die Nase dicht am Boden, und untersuchte jeden Baum in der Nähe des Hauses. Der Wolf witterte den scharfen, bitteren Geruch des Todes. Er begann, methodisch jeden Zentimeter der Lichtung abzusuchen, und identifizierte die Gerüche von Rand, Jacques und Eric. Er fand den Weg, auf dem sich die Mörder dem Haus genähert hatten. Vier Männer. Der Wolf sog jede ihrer Witterungen tief in sich ein, bis sie sich unauslöschlich in seinem Gedächtnis verankert hatten. Langsam und sorgfältig machte er sich daran, die grauenvollen Geschehnisse zu rekonstruieren.
Die Männer hatten sich angeschlichen, waren manchmal sogar von Deckung zu Deckung gekrochen. Der Wolf folgte ihren Spuren und suchte gleichzeitig die Umgebung nach 99
versteckten Fallen ab. An der Tür hielt er inne, ging wachsam auf und ab und zog sich schließlich zurück. Gleich darauf stemmten sich seine kräftigen Hinterläufe in den Boden, sodass er mit einem gewaltigen Satz abhob und durch ein geschlossenes Fenster sprang. Glasscherben stoben in alle Richtungen, und der Wolf landete mitten im Zimmer. Mikhail lachte bitter auf. Die vier Mörder waren an den Ort ihres grausamen Verbrechens zurückgekehrt und hatten Kameras aufgebaut, in der Hoffnung, Bilder von Karpatianern einzufangen. Hätten sie auch nur über eine Spur von Courage verfügt, wären sie im Haus geblieben, um darauf zu warten, dass Noelles Leiche entdeckt wurde. Doch sie hatten ihre brutale Tat verübt und waren dann feige davongelaufen.
Der Wolf schüttelte den Kopf und knurrte leise. Drei der Witterungen erkannte er nicht, doch die vierte kam ihm sehr vertraut vor. Ein Verräter. Was mochte er dafür bekommen haben, Noelle auszuliefern? Wieder sprang der Wolf mit einem mächtigen Satz durch ein zweites Fenster. Die Videokamera würde nur das Bild eines Wolfs zeigen, fliegende Glasscherben, etwas Nebel und wieder den Wolf.
Nur Mikhail und einige der anderen Jäger, Jacques und Gregori, Aidan und Julian, waren in der Lage, so schnell die Gestalt zu wechseln.
Er begann, der Spur der Mörder zu folgen. Eine Witterung führte nach einer Weile von den anderen weg, zog sich durch den tiefen Wald und endete am Waldrand, in der Nähe von Edgar Hummers Hütte und der Praxis von Dr.
Westhemer. Der Wolf hielt sich im Schutz der Bäume und blickte starr auf das kleine Haus hinter der Praxis. Dann wandte er sich um und folgte der Spur zurück bis zu der Stelle, an der sich die Wege der Mörder getrennt hatten.
Nun nahm er die Fährte der anderen drei auf. Sie führte ihn 100
geradewegs zu dem Gasthof, in dem Raven wohnte.
Schließlich kehrte Mikhail zu Jacques und Byron zurück.
»Drei von ihnen wohnen im Gasthof. Ich würde sie erkennen, wenn ich ihnen nahe genug kommen könnte. Morgen werde ich meine Frau dorthin begleiten, damit sie ihre Sachen packen kann. Während ich mich im Gasthof aufhalte, werde ich die Mörder aufspüren. Leider wissen wir nicht, ob noch andere an der Verschwörung beteiligt sind. Bis wir das herausgefunden haben, müssen wir sehr vorsichtig sein.
Sie haben eine Videokamera im Haus angebracht, die ausgelöst wird, wenn man die Tür öffnet. Wir alle müssen uns von dort fern halten.« Mikhail hüllte sich in langes Schweigen.
»Ist Celeste bei Doktor Westhemer in Behandlung?«, frage er schließlich leise.
»Ich glaube, sie geht zu Hans Romanovs Frau. Sie arbeitet mit dem Doktor zusammen und entbindet die meisten unserer Kinder«, antwortete Jacques.
»Eleanor auch?«
Jacques bewegte sich unruhig. »Ja, ich glaube schon.« »Hat diese Frau auch bei Noelles Entbindung geholfen?«
Byron räusperte sich. »Noelle hat das Kind zu Hause geboren, und Heidi Romanovwar die Hebamme. Rand war dabei, ich kam später, als er mich rief. Nachdem die Hebamme gegangen war, erlitt Noelle einen Blutsturz. Rand musste ihr Blut geben, also blieb ich danach bei Noelle, während er auf die Jagd ging. Heidi Romanov hat nichts von alldem gesehen. Niemand war in der Nähe, anderenfalls hätte ich es bemerkt.«
»Es war Hans Romanov, der die Mörder zu Noelle führte.
Ich weiß nicht, ob seine Frau darin verwickelt ist, doch irgendjemand hat die Mörder darüber informiert, dass ein 101
karpatianisches Kind geboren wurde.« Mikhails Stimme klang leise
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