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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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weiß, dass er es war. Shea legte müde ihren Kopf an seine Brust. Es hat mir fast das Herz gebrochen, als ich das Foto sah.
    Es tut mir leid, Shea. So vieles ist passiert. Du brauchst Zeit, um das alles zu verkraften.
    Verwirrt über Sheas offenkundige Trauer wechselte Mikhail einen Blick mit Gregori, der mit einer eleganten Bewegung seine breiten Schultern hob.
    »Was ist mit Rand, seinem Vater?« Jacques stellte die Frage an Sheas Stelle, obwohl der Name heftige Schmerzen in seinem Kopf auslöste und ein schwarzes, leeres Loch aufriss, wo Erinnerungen hätten sein sollen.
    »Rand hat sich vor einem Vierteljahrhundert zum Schlafen in die Erde zurückgezogen. Letztes Jahr ist er wieder hervorgekommen, aber er bleibt für sich.
    Meistens schläft er«, antwortete Mikhail.
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    Sheas Finger krampften sich um Jacques' Hand. »Er hat seinen Sohn nicht großgezogen?«
    Als Mikhail den Kopf schüttelte, schluckte Shea den Protestschrei hinunter, der ihr in der Kehle steckte, und warf Jacques einen anklagenden Blick zu. Bei deiner Rasse scheint es üblich zu sein, Frau und Kind im Stich zu lassen.
    Wir beide sind nicht Rand und Maggie, sagte Jacques fest.
    Shea biss sich auf die Lippe und sah Mikhail an. »Was soll das heißen, er hat sich in die Erde zurückgezogen?«
    »Karpatianer verjüngen sich in der Erde«, erklärte Gregori, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. »Nach Art der Menschen zu schlafen, verschafft uns keine rasche Heilung oder wirkliche Erholung. Wir können die normale Routine von Menschen nachvollziehen -
    Duschen, Anziehen, all die kleinen Angewohnheiten, um unsere Identität zu schützen, auch wenn es im Grunde nicht erforderlich ist -, aber wir schlafen den Schlaf der Karpatianer. Die Erde heilt uns, und sie schützt uns in unseren verletzlichsten Momenten, wenn die Sonne am Himmel steht.«
    Shea schüttelte ablehnend den Kopf und legte in einer seltsam wehrlosen Geste eine Hand an ihren Hals. Sie sah Jacques erschrocken an. Das kann ich nicht. Du weißt, dass ich es nicht kann.
    Schon gut. Ich bin auch nicht erpicht auf eine weitere Beerdigung. Und das stimmte. Jacques bekam Atemnot, verband das Innere der Erde mit Folter und Qualen. Eine solche Entscheidung würde ich dir nie aufzwingen.
    Raven lehnte sich an Mikhails Schulter. »Ich schlafe in einem sehr bequemen Bett über der Erde. Na schön, das Schlafzimmer befindet sich unter der Erde, aber es ist ein sehr schöner Raum. Du musst es dir irgendwann einmal 285

    anschauen. Ich schlafe nicht gern in der Erde. Ich war früher ein Mensch, Shea, genau wie du. Unter der Erde habe ich viel zu sehr das Gefühl, lebendig begraben zu sein.«
    »Rand ist mein Vater«, gestand Shea unvermittelt.
    Im Raum herrschte schlagartig Stille. Selbst der Wind verstummte, als hielte die Natur selbst den Atem an.
    Mikhail bewegte sich als Erster, er schien aus dem Sessel zu schweben. Seine schwarzen Augen musterten sie eingehend von oben bis unten. Gregori?
    Wenn es stimmt, Mikhail, hat Rand etwas getan, was für unmöglich gehalten wurde. Es sei denn...
    Mikhail setzte den Gedankengang fort. Gregori vermutete, dass Sheas Mutter Rands wahre Gefährtin war. »Was Sie da sagen, ist von ungeheurer Bedeutung für unsere Rasse, Shea. Ihre Mutter ist ein Mensch?«
    »Sie war es. Meine Mutter hat vor acht Jahren Selbstmord begangen. Sie konnte ein Leben ohne Rand nicht ertragen.« Sie hob den Kopf. »Sie war so besessen von ihm, dass für ihr Kind nichts übrig blieb.« Shea sagte es so nüchtern, als hätte sie nie darunter gelitten, als wäre sie nicht ihr ganzes Leben allein gewesen.
    »Hat er sie umgewandelt?«, fragte Mikhail voller Zorn auf die unbekannte Frau, die ihr Kind vernachlässigt hatte, noch dazu ein Mädchen. Die Frau hätte das Kind zumindest zu Karpatianern bringen können, um es von ihnen großziehen zu lassen. »War sie Karpatianerin?«
    »Nein, sie war nicht wie Sie, nicht einmal wie ich. Sie war ganz eindeutig ein Mensch. Sie war Irin, sehr schön, und sie zog sich die meiste Zeit völlig von der Wirklichkeit zurück. Von Rand und Noelle habe ich durch das Tagebuch meiner Mutter erfahren.«
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    »Hatte Ihre Mutter übernatürliche Fähigkeiten?«, hakte Gregori nachdenklich nach.
    Raven warf Mikhail einen Blick zu. Sie selbst war übernatürlich veranlagt. Sheas Antwort war extrem wichtig für die Zukunft ihrer Rasse. Sie würde den Beweis für das liefern, was sie alle seit langem vermuteten und hofften.
    Shea biss sich auf die Unterlippe.

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